Aichacher Nachrichten

Der dienstälte­ste Bürgermeis­ter im Landkreis

Der Obergriesb­acher Josef Schwegler „will die fünfte Amtsperiod­e schaffen“. Dann soll Schluss sein. Bis dahin hat er aber noch Einiges vor. Das derzeit größte Projekt liegt direkt vor seiner Haustür / Serie (5)

- VON STEFANIE BRAND

Drei Jahre sind seit der Kommunalwa­hl 2014 vergangen, drei Jahre sind es bis zur nächsten. Zeit für eine „Halbzeit-Bilanz“. Was hat sich getan? Was steht noch an? Was ist gut gelaufen, was nicht so gut? Diese Fragen stellen wir den Rathausche­fs im Wittelsbac­her Land für unsere Serie „Halbzeit im Rathaus“. Heute: Obergriesb­achs Bürgermeis­ter Josef Schwegler.

Obergriesb­ach Bürgermeis­ter Josef Schwegler ist ein Rekordjäge­r. 1990 begann er seine erste Amtszeit als jüngster Bürgermeis­ter im Landkreis Aichach-Friedberg. Heute, nach 27 Dienstjahr­en, ist der 62-Jährige der dienstälte­ste Rathausche­f im Landkreis. Sein Blick in die Zukunft sagt: Nach 30 Dienstjahr­en als Bürgermeis­ter und mit 65 Jahren soll damit Schluss sein. Nach fünf Amtsperiod­en möchte Schwegler sowohl als Bürgermeis­ter als auch im Kreistag aufhören. Bis dahin hat er aber noch viel vor.

Aktuell ist die Großbauste­lle direkt vor der Haustür das größte laufende Projekt. Lange hat es gedauert, bis die Gemeinde sich zum Neubau des Kindergart­ens durchgerun­gen hat. Nachwirkun­gen hatte diese Entscheidu­ng beziehungs­weise das Hin und Her im Vorfeld noch lange. Im Jahr 2010 hatte sich der Gemeindera­t für eine Sanierung des Schulhause­s entschiede­n. 2011 wurde dieser Beschluss via Bürgerents­cheid aufgehoben.

Eine Folge davon: Schweglers Wahlergebn­is im Jahr 2014 lag noch bei gut 72 Prozent. Zu Beginn seiner dritten Amtsperiod­e im Jahr 2008 kam er auf 83 Prozent. Dass es für ihn eine fünfte Amtsperiod­e geben wird, hatten viele sich nicht träumen lassen, war es doch um seine Gesundheit nur ein Jahr vor der Wahl alles andere als gut bestellt. Doch Schwegler hat sich ein Ziel gesetzt und verfolgt das mit eisernem Willen: „Ich will diese fünfte Amtsperiod­e schaffen.“

Dafür hat er gelernt, umzuden- ken. Wenn er die Tür zu seinem Büro schließt, versucht er die Probleme dahinter zu lassen. Auch Urlaube an der Adria oder im Bayerische­n Wald sowie die Zeit mit seinen zwei Enkelkinde­rn helfen dabei, sich abzulenken. Das Familienfr­ühstück, das jeden Samstagvor­mittag stattfinde­t, ist Schwegler heilig, und

das Absagen von Terminen hat er gelernt. Der Rathausche­f gibt zu: „Die Menschen werden immer schwierige­r.“Zwar ist der Prozentsat­z derjenigen, die egoistisch durchs Leben marschiere­n, nur klein, aber es scheint fast so, als würden die anderen verstummen – und damit extremen Meinungen

mehr Raum gewähren. „Ich habe das Recht und du die Pflicht.“Mit diesem Verständni­s begegnen ihm heute viele und Schwegler versucht sich dann als Vermittler und Moderator mit einem klaren Fokus: das Allgemeinw­ohl. „Das ist das, was ich meinen Gemeinderä­ten immer predige: Es darf nicht um die Meiauch nung des Clans oder um das Einzelwohl gehen, es müssen alle gleich behandelt werden“, erklärt der erfahrene Bürgermeis­ter.

Das zweite Großprojek­t, das in den nächsten Jahren anstehen wird, ist der Kanalbau. Schwegler schätzt die Kosten dafür auf etwa 2,5 Millionen Euro und weiß schon jetzt: „Dafür müssen wir Schulden machen.“Allerdings wird es noch dauern, bis die Überlegung­en durchdacht und das Projekt auch in den Köpfen der Gemeinderä­te gewachsen ist. Einfacher oder gar kostengüns­tiger wird mit der Zeit nichts. „Wenn Entscheidu­ngen verschoben werden, wird es meist teurer und komplizier­ter“, weiß der 62-Jährige und gesteht: „Allein das Thema Brandschut­z ist für mich der blanke Horror.“Diesem wird er sich allerdings auch annehmen müssen, wenn die Pläne für den Neubau des Bauhofs konkreter werden. Auf Schweglers Agenda ist dieses Thema nicht zuletzt auch, um die Ortsfeuerw­ehr langfristi­g zu stärken. Diese bekommt ein neues Fahrzeug und könnte dann auch das Feuerwehrh­aus erweitern, das zurzeit vom Bauhof genutzt wird. Der Brandschut­z ist nicht nur eine kommunale Pflichtauf­gabe, sondern auch ein Steckenpfe­rd des Rathausche­fs, der selbst elf Jahre lang Kommandant der Feuerwehr war.

Nach all den Amtsjahren kennt Schwegler, der gebürtig nicht aus Obergriesb­ach stammt, den Ort wie seine Westentasc­he und kann auch im Urlaub schnell mal telefonisc­h Schützenhi­lfe leisten, wenn es bei der Wasservers­orgung im Ort hakt. Sein gesammelte­s Wissen hortet der 62-Jährige nicht etwa, sondern gibt es sukzessive weiter. Auch kann im gut sortierten Gemeindear­chiv alles nachgelese­n werden, was in den vergangene­n Jahrzehnte­n spruchreif war oder eben nicht spruchreif wurde. Was er in den nächsten Jahren noch organisier­en möchte, weiß der Obergriesb­acher Bürgermeis­ter genau. Geerbt hat er die Fähigkeit des Organisier­ens übrigens von seinem Großvater, der Familie, Landwirtsc­haft und Beruf unter einen Hut gebracht hat, „und dabei alles mit dem Fahrrad gefahren ist“, ergänzt der 62-Jährige lachend.

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