Der dienstälteste Bürgermeister im Landkreis
Der Obergriesbacher Josef Schwegler „will die fünfte Amtsperiode schaffen“. Dann soll Schluss sein. Bis dahin hat er aber noch Einiges vor. Das derzeit größte Projekt liegt direkt vor seiner Haustür / Serie (5)
Drei Jahre sind seit der Kommunalwahl 2014 vergangen, drei Jahre sind es bis zur nächsten. Zeit für eine „Halbzeit-Bilanz“. Was hat sich getan? Was steht noch an? Was ist gut gelaufen, was nicht so gut? Diese Fragen stellen wir den Rathauschefs im Wittelsbacher Land für unsere Serie „Halbzeit im Rathaus“. Heute: Obergriesbachs Bürgermeister Josef Schwegler.
Obergriesbach Bürgermeister Josef Schwegler ist ein Rekordjäger. 1990 begann er seine erste Amtszeit als jüngster Bürgermeister im Landkreis Aichach-Friedberg. Heute, nach 27 Dienstjahren, ist der 62-Jährige der dienstälteste Rathauschef im Landkreis. Sein Blick in die Zukunft sagt: Nach 30 Dienstjahren als Bürgermeister und mit 65 Jahren soll damit Schluss sein. Nach fünf Amtsperioden möchte Schwegler sowohl als Bürgermeister als auch im Kreistag aufhören. Bis dahin hat er aber noch viel vor.
Aktuell ist die Großbaustelle direkt vor der Haustür das größte laufende Projekt. Lange hat es gedauert, bis die Gemeinde sich zum Neubau des Kindergartens durchgerungen hat. Nachwirkungen hatte diese Entscheidung beziehungsweise das Hin und Her im Vorfeld noch lange. Im Jahr 2010 hatte sich der Gemeinderat für eine Sanierung des Schulhauses entschieden. 2011 wurde dieser Beschluss via Bürgerentscheid aufgehoben.
Eine Folge davon: Schweglers Wahlergebnis im Jahr 2014 lag noch bei gut 72 Prozent. Zu Beginn seiner dritten Amtsperiode im Jahr 2008 kam er auf 83 Prozent. Dass es für ihn eine fünfte Amtsperiode geben wird, hatten viele sich nicht träumen lassen, war es doch um seine Gesundheit nur ein Jahr vor der Wahl alles andere als gut bestellt. Doch Schwegler hat sich ein Ziel gesetzt und verfolgt das mit eisernem Willen: „Ich will diese fünfte Amtsperiode schaffen.“
Dafür hat er gelernt, umzuden- ken. Wenn er die Tür zu seinem Büro schließt, versucht er die Probleme dahinter zu lassen. Auch Urlaube an der Adria oder im Bayerischen Wald sowie die Zeit mit seinen zwei Enkelkindern helfen dabei, sich abzulenken. Das Familienfrühstück, das jeden Samstagvormittag stattfindet, ist Schwegler heilig, und
das Absagen von Terminen hat er gelernt. Der Rathauschef gibt zu: „Die Menschen werden immer schwieriger.“Zwar ist der Prozentsatz derjenigen, die egoistisch durchs Leben marschieren, nur klein, aber es scheint fast so, als würden die anderen verstummen – und damit extremen Meinungen
mehr Raum gewähren. „Ich habe das Recht und du die Pflicht.“Mit diesem Verständnis begegnen ihm heute viele und Schwegler versucht sich dann als Vermittler und Moderator mit einem klaren Fokus: das Allgemeinwohl. „Das ist das, was ich meinen Gemeinderäten immer predige: Es darf nicht um die Meiauch nung des Clans oder um das Einzelwohl gehen, es müssen alle gleich behandelt werden“, erklärt der erfahrene Bürgermeister.
Das zweite Großprojekt, das in den nächsten Jahren anstehen wird, ist der Kanalbau. Schwegler schätzt die Kosten dafür auf etwa 2,5 Millionen Euro und weiß schon jetzt: „Dafür müssen wir Schulden machen.“Allerdings wird es noch dauern, bis die Überlegungen durchdacht und das Projekt auch in den Köpfen der Gemeinderäte gewachsen ist. Einfacher oder gar kostengünstiger wird mit der Zeit nichts. „Wenn Entscheidungen verschoben werden, wird es meist teurer und komplizierter“, weiß der 62-Jährige und gesteht: „Allein das Thema Brandschutz ist für mich der blanke Horror.“Diesem wird er sich allerdings auch annehmen müssen, wenn die Pläne für den Neubau des Bauhofs konkreter werden. Auf Schweglers Agenda ist dieses Thema nicht zuletzt auch, um die Ortsfeuerwehr langfristig zu stärken. Diese bekommt ein neues Fahrzeug und könnte dann auch das Feuerwehrhaus erweitern, das zurzeit vom Bauhof genutzt wird. Der Brandschutz ist nicht nur eine kommunale Pflichtaufgabe, sondern auch ein Steckenpferd des Rathauschefs, der selbst elf Jahre lang Kommandant der Feuerwehr war.
Nach all den Amtsjahren kennt Schwegler, der gebürtig nicht aus Obergriesbach stammt, den Ort wie seine Westentasche und kann auch im Urlaub schnell mal telefonisch Schützenhilfe leisten, wenn es bei der Wasserversorgung im Ort hakt. Sein gesammeltes Wissen hortet der 62-Jährige nicht etwa, sondern gibt es sukzessive weiter. Auch kann im gut sortierten Gemeindearchiv alles nachgelesen werden, was in den vergangenen Jahrzehnten spruchreif war oder eben nicht spruchreif wurde. Was er in den nächsten Jahren noch organisieren möchte, weiß der Obergriesbacher Bürgermeister genau. Geerbt hat er die Fähigkeit des Organisierens übrigens von seinem Großvater, der Familie, Landwirtschaft und Beruf unter einen Hut gebracht hat, „und dabei alles mit dem Fahrrad gefahren ist“, ergänzt der 62-Jährige lachend.