Gymnasium Gersthofen: Wettlauf mit der Zeit
Kreis Augsburg ist bereit, seine bisherigen Pläne über Bord zu werfen. Auch wenn das sehr teuer wird
Lange Jahre wurde sie aufgeschoben. Doch nun entwickelt sich die Entscheidung über Generalsanierung oder Neubau des Gersthofer Paul-Klee-Gymnasiums zu einem Wettlauf mit Zeit, auf dem etliche Hürden liegen. Bis zur Sommerpause muss klar sein, ob die Schule, die dringend ausgebaut werden muss, erweitert oder gänzlich neu auf dem Festplatz der Stadt gebaut wird. In einer nicht öffentlichen Sitzung der Ausschüsse für Bau sowie Schule und Kultur des Kreistags fassten die Augsburger Kreisräte am Montag einstimmig den Beschluss, dass die Verwaltung zunächst einmal mit der Stadt Gersthofen über einen Neubau verhandeln soll. Wie berichtet, steht das Angebot der Stadt im Raum, für ein neues Gymnasium den Festplatz gegen das jetzige Grundstück des Paul Klee einzutauschen. Damit würde ein Neubau der Schule (geschätzte Kosten: 60 Millionen Euro) weitgehend ungestört ablaufen.
Falls es dagegen bei den alten Plänen bleibt, auf die sich der Kreis erst Anfang dieses Jahres verständigt hat, wird die jetzige Schule generalsaniert, der Unterricht findet in dieser Zeit in einem Behelfsbau aus Containern statt, der ebenfalls auf dem Festplatz errichtet werden soll. Die Gesamtkosten für dieses Vorgehen wurden zuletzt mit 52 Millionen Euro veranschlagt. Über sieben Millionen waren nur für die Errichtung der Containerschule vorgesehen, die drei Jahre lang stehen sollte. Doch seit gestern ist per Abstimmung besiegelt, was sich schon in den vergangenen Tagen angedeutet hat. Die Landkreispolitiker sind bereit, in letzter Sekunde auf einen Neubau umzuschwenken und die bisherigen Sanierungspläne über Bord zu werfen.
Das könnte teuer werden: Für bereits erbrachte Planungsleistungen müsste der Kreis nach Schätzungen von Kennern mit einer Forderung in Millionenhöhe rechnen, hinzu kämen die allgemeinen Baukostensteigerungen, mit denen kalkuliert werden muss, weil sich das Vorhaben in die Länge zieht.
Doch zunächst drängt die Zeit für eine Entscheidung. Sollte es nämlich bei den bisherigen Sanierungsplänen ab dem Jahr 2019 bleiben, müssen spätestens im September Zuschussanträge gestellt werden. Ab da an wäre der Prozess nicht mehr umkehrbar. Was bedeutet: Bis dahin spätestens muss der Kreis wissen, was er will.
Zunächst wartet man auf den offiziellen Beschluss des Gersthofer Stadtrates, dass die Stadt ihren Festplatz tatsächlich hergibt. Bislang nämlich gibt es erst den Empfehlungsbeschluss eines Ausschusses, der Stadtrat tagt Ende Mai. Erst wenn er zustimmt, kann ernsthaft verhandelt werden.
Zudem lauern in dem Grundstückstausch zwischen Stadt und Landkreis etliche tückische Details. Eines: Muss der Kreis Zuschüsse in Millionenhöhe zurückzahlen, wenn er das erst später gebaute Mensagebäude am jetzigen Paul Klee aufgibt, weil auf der anderen Straßenseite neu gebaut wird? Und wie viel Platz braucht das neue Gymnasium überhaupt? Oder: Welche Flächen genau sollen getauscht werden?
Trotz allen Zeitdrucks müsse man die Fakten deshalb gründlich prüfen, sagt der CSU-Politiker Hansjörg Durz, Sprecher seiner Fraktion im Bauausschuss. „Falls die Rahmenbedingungen stimmen, sind wir für den Neubau.“Ähnlich äußert sich der SPD-Fraktionssprecher Harald Güller. Er wendet sich allerdings dagegen, jetzt schon auf einen Zeitpunkt für einen Spatenstich zu drängen. „Das bringt doch nichts. Klar muss sein, Gersthofen wird der nächste Schulbau.“
Mit der Forderung nach einem Spatenstich 2019 war am Wochenende der FW-Politiker Fabian Mehring vorgeprescht. Gestern erneuerte er auf Anfrage unserer Zeitung seine Forderung nach einem schnellen Baubeginn. Der komplette Neubau des Gymnasiums wurde laut Mehring nur möglich, weil zwei Voraussetzungen eintraten. Einmal die Rückkehr zum G9 an den bayerischen Gymnasien und dann die Bereitschaft der Stadt Gersthofen zum Grundstückstausch. Diese sei den Freien Wählern im Stadtrat zu verdanken.