Heimkino? Geht gar nicht
Manchmal wäre ich gerne so gestrickt wie jene, die davon erzählen, wie sie daheim auf dem Computer irgendwelche Filme „gestreamt“haben oder sich massig Filme auf DVD angesehen haben. Was die alles wegschauen und intus haben! Deren Filmbilanz: beneidenswert. Ich habe auch DVDs daheim – manche schon seit sechs Jahren, wie zum Beispiel „Mystic River“oder eine Sammlung mit den frühen Kaurismäki-Meisterwerken, Ariel und andere. Aber: Es geht nicht. Ich kann nicht, ich schaffe es nicht. Damit, Filme im Wohnzimmer auf dem Fernsehschirm anzusehen oder gar auf dem Monitor im Arbeitszimmer, bin ich immer nur gescheitert. Tagesschau und Tatort gehen daheim. Aber Kino? Geht nicht.
Ich verliere mich in Unkonzentriertheiten, bin fahrig, finde die Bilder zu klein und alles zu blass. Ich habe zu oft abgebrochen oder gar nicht erst neue Versuche gemacht, um noch ans Heimkino zu glauben. Beamer, meinen Sie? Auch nichts – mal abgesehen davon, dass zu Hause Bilder in Petersburger Hängung die Wände belegen. Keine Projektionsfläche nirgends. Das Kino, der Saal, die große Leinwand, der Rahmen einer „Vorstellung“, die Wucht der Bilder, das Versinken im Sessel, in dem man zum Abspann so gezeichnet hängt wie ein Boxer nach 15 Runden in den Seilen – das hat sich so tief eingeschrieben, dass der Transfer nach Hause niemals eine Alternative sein kann. Nachholen auf DVD impossible – das hat natürlich bittere Folgen: Vieles, was im Kino sehenswert wäre, schafft man nicht.
Vieles? Das Allermeiste! Was tun? Annehmen, wie es ist. Damit, dass man Musils „Mann ohne Eigenschaften“vermutlich niemals mehr lesen wird, muss man sich auch arrangieren. Ist das ein Trost? Nein, verdammt. Ist es nicht.