Wut, Not und Gewalt
Was Theaterautoren in Mülheim verbindet
Stücke über Gewalt in Zeiten der gesellschaftlichen und politischen Verunsicherung dominieren die 42. Mülheimer Theatertage. Sieben Stücke sind im Wettbewerb um den renommierten Mülheimer Dramatikerpreis. Das Festival startet am Samstag mit dem Stück „Die Vernichtung“von Olga Bach. Die jüngste Mülheim-Autorin lässt darin drei gelangweilte junge Privilegierte mit faschistoider Ideologie flirten. Bereits zum 18. Mal ist Elfriede Jelinek für den Dramatikerpreis nominiert – diesmal mit ihrem 140-Seiten-Werk „Wut“, das als Reaktion auf die Terroranschläge auf das Satiremagazin Charlie Hebdo in Paris entstand. Jelinek hat den mit 15 000 Euro dotierten Mülheimer Preis bereits mehrfach gewonnen.
Erstmals im Rennen ist Konstantin Küspert, der in „europa verteidigen“eine Geschichte der Gewalt von den Wikingern über die Kreuzfahrer bis zu den Verbrechen der Wehrmacht erzählt. Premiere auch für Clemens J. Setz, dessen Stück „Vereinte Nationen“an der Grenze zum Kindesmissbrauch spielt. In Mülheim dabei ist auch Milo Raus „Empire“, der dritte Teil einer Europa-Trilogie über Umbruch und Vertreibung. In Anne Leppers Stück „Mädchen in Not“hat die Protagonistin genug vom Patriarchat. Der Österreicher Ferdinand Schmalz lässt in „Der thermale Widerstand“einen Bademeister revoltieren.
Die ausgewählten Stücke werden bis zum 3. Juni aufgeführt. Am Ende kürt eine fünfköpfige Jury in einer nächtlichen öffentlichen Debatte den Preisträger. (dpa)