All inclusive
Drei US-amerikanische Multimilliardäre wetteifern darin, Touristen einen Flug ins All zu ermöglichen. Der erste Weltraumflughafen wartet seit Jahren auf Passagiere
Sich einmal schwerelos fühlen und den Blauen Planeten aus dem Weltraum sehen können: Bislang durften nur sieben Touristen für Millionenbeträge einen Flug zur Raumstation ISS erleben. Doch schon bald soll dieser Luxus nicht nur Millionären vorbehalten sein.
An der Zukunft des kommerziellen Weltraumtourismus arbeiten seit Jahren neben den amerikanischen und europäischen Raumfahrtbehörden Nasa und Esa verschiedene private Investoren. Allen voran sind es Tesla-Chef Elon Musk, Amazon-Gründer Jeffrey Bezos sowie der britische Unternehmer Richard Branson. Letzterer schien lange die Nase vorn zu haben, hatte dann aber mit einigen Rückschlägen zu kämpfen. Musk hingegen hat mit seinem Unternehmen SpaceX bereits mehrfach einsetzbare Triebwerke entwickelt, mit denen er in Zukunft kostengünstig Passagiere ins All bringen will. Auf den Fersen ist ihm Jeff Bezos, Eigentümer des Blue Origin, der unlängst verkündete, dass er weitere 2,5 Milliarden Dollar investieren werde, um von 2018 an Weltraumflüge für zahlende Passagiere anbieten zu können. Doch die Wahrheit ist weniger rasant, als vor Jahren propagiert wurde.
2013 kündigte Branson nach einem erfolgreichen Überschall-Testflug seines Höhenflugzeugs SpaceShipTwo an, dass spätestens 2014 Raumflüge mit seiner WeltraumFluglinie Virgin Galactic für jeden möglich seien. Bei 100 Kilometern Höhe sollten Schwerelosigkeit und der Übergang von der Stratosphäre zum Weltraum erreicht sein.
Doch dann kam 2014 der Rückschlag. Das SpaceShipTwo stürzte bei einem Testflug in der MojaveWüste in Kalifornien ab. Einer der beiden Piloten kam ums Leben. Dennoch betonte Branson nach dem Unglück, dass er an seinen Plänen für den privaten Weltraumtourismus festhalten wolle. So präsentierte er 2016 das Nachfolge-Raumschiff Unity, das vor kurzem von der US-Flugaufsicht FAA die Genehmigung für Testflüge erhalten hat. Die Unity soll bis zu sechs Touristen mit auf ihren suborbitalen Flug nehmen können.
Bezos hatte eigentlich 2017 als Starttermin für seine Passagierflüge festgelegt. Auf der Webseite von Blue Origin können sich Interessierte für einen Flug seit langem registrieren. Das Interesse ist groß. Die Raumflug-Teilnehmer könnten bei einem suborbitalen Flug auf 100 Kilometer Höhe gelangen. Die Grenze zum Weltraum aber liegt physikalisch darüber. Fachleute gehen davon aus, dass sich der Weltraumtourismus zunächst auf Flüge in dieser Höhe beschränken wird. Dort sieht die Erde zwar gerundet aus, der Rand zwischen der Atmosphäre und dem All ist erkennbar, aber die Erde ist längst nicht zur Gänze zu sehen. Das ist selbst bei einem Blick auf der ISS, die in etwa 400 Kilometer Höhe schwebt, nicht möglich. Die Weltraumtouristen dürften sich daher nicht Astronauten nennen. Denn das ist man erst nach mindestens eiRaumfahrtunternehmens ner Erdumrundung. Inzwischen wartet der erste kommerzielle Weltraumflughafen Spaceport America im US-Bundesstaat New Mexico auf Passagiere, die längst da sein sollten. 2011 wurde er für 178 Millionen Euro von Stararchitekt Sir Norman Foster fertiggestellt, der Flugbetrieb sollte 2013 aufgenommen werden. Zurzeit dient er nur für Fotoaufnahmen oder als gottverlassene Filmkulisse.
Trotz der lautstarken medialen Ankündigungen, man werde bald losfliegen, werden bis zum Pauschaltourismus in den Suborbit oder gar in den Orbit noch einige Jahre vergehen. Doch bei der Euphorie, den finanziellen Möglichkeiten der US-Multimilliardäre und dem vorhandenen Forschergeist dürfte die Zukunft der Menschen definitiv ins All führen. Oder wie es der Visionär und Mars-Fan Elon Musk sagt: „Wenn die Menschheit auf der Erde bleibt, wird sie irgendwann ausgelöscht. Eine Alternative wäre, eine raumfahrende Zivilisation und multiplanetare Spezies zu werden.“