Gymnasium: Jetzt doch ein Neubau?
Eine lange Debatte scheint in Gersthofen zu Ende zu gehen. Am Montag berät der Kreisbauausschuss des Nachbar-Landkreises über ein neues Gebäude auf dem Festplatz
Gersthofen/Landkreis Augsburg Eine Kehrtwende des Gersthofer Stadtrats macht es möglich: Weil die Stadt nach jahrelanger Weigerung nun doch bereit ist, den Festplatz an der Schubertstraße herauszurücken, ist der Weg frei für einen Neubau des in die Jahre gekommenen PaulKlee-Gymnasiums. Das besuchen auch Schüler aus dem Wittelsbacher Land, speziell aus der Lechrain-Region von Baar bis Affing. Schon bei seiner nächsten Sitzung am Montag, 19. Juni, könnte dies der Kreisbauausschuss des Nachbar-Landkreises beschließen. Allerdings kommt die Schule dann nochmals deutlich teurer. Bisher hatte die Stadt Gersthofen eine Überlassung des Festareals an der Schubertstraße ausgeschlossen. Nicht zuletzt die Gruppierung W.I.R. war dagegen, weil sie in diesem Fall den Bestand der neuntägigen Kirchweih gefährdet sah.
Ursache der Meinungsänderung sind jetzt neueste Bevölkerungsprognosen, die im April im Stadtrat vom Gersthofer Stadtplaner Roland Schmidt und dem Statistiker Christian Rindsfüßer vom Institut SAGS vorgestellt wurden. Demnach steigt die Gersthofer Bevölkerung von 22 146 im Jahr 2016 auf bis zu 27 600 im Jahr 2030 beziehungsweise 32 700 in 2035. Infolgedessen werden auch die Schülerzahlen in der Mittelschule von heute 652 auf bis zu 954 steigen. Statt der 30 Klassen im Schuljahr 2017/2018 könnten es 2035 dann 40 bis 47 Klassen werden.
Dabei ist die auf 24 Klassen ausgelegte neue Gersthofer Mittelschule bereits vor ihrer Eröffnung im September zu klein. Sechs Klassen müssen daher zusätzlich in Fachräumen untergebracht werden.
Der Landkreis hatte zuletzt wegen der starren Haltung Gersthofens zum Festplatz beschlossen, das Gymnasium im Bestand zu sanieren. Dafür müssten 900 Schüler während der Bauarbeiten in eine Containerschule auf dem Festplatz umziehen. Als der mögliche Meinungsumschwung Gersthofens bekannt wurde, wurden die bereits weit vorangeschrittenen Planungen für die Sanierung komplett eingefroren.
In der Zwischenzeit hat die Kreisbauverwaltung nochmals alle Vorund Nachteile eines Neubaus auf dem Festplatz gegenüber der aktuellen Planung abgewogen und geprüft, ob das Festplatzgrundstück sich überhaupt für einen Gymnasiumsneubau eignet. Die Vorteile seien, so Kreisbaumeister Frank Schwindling in der Sitzungsvorlage für den Kreisbauausschuss, dass die teure Containerschule auf dem Festplatz entfällt, weil der Altbau während der Bauzeit noch genutzt werden kann. Die Ersparnis betrage 7,5 Millionen Euro. Zudem müsse auf den laufenden Schulbetrieb keine Rücksicht genommen werden, und es gebe keinen Ausfall des Sportunterrichts. Außerdem erhalte ein Neubau höhere Zuschüsse, so Schwindling weiter, und es sei eine kompaktere und nachhaltigere Bauweise möglich.
Allerdings hat der Neubau auch Nachteile: So sind für die Sanierungsplanung bereits hohe Kosten angefallen. Auch die Ausgaben für die Ertüchtigung des bestehenden Gymnasiumsgebäudes bei Brandschutz und EDV-Verkabelungen waren dann vergebens. Außerdem verliere der Landkreis zwei Jahre. Und schließlich: Die Gesamtkosten steigen von den bisher für die Sanierung und alle damit zusammenhängenden Arbeiten geschätzten 52 Millionen Euro beim Neubau auf mindestens 60,5 Millionen Euro. Der Eigenanteil, den der Landkreis dann stemmen muss, steigt von bisher 37,5 auf circa 41 Millionen Euro.
Dennoch überwiegen nach Ansicht der Kreisbauverwaltung die Vorteile des Neubaus. Trotz der Nähe der Autobahn A 8 stellte der Immissionsschutz laut Frank Schwindling kein Problem dar. Denn wegen der energetischen Anforderungen, die beim Neubau ohnehin erfüllt werden müssen, seien die Fenster schalldicht genug.
Die Verwaltung schlägt dem Bauausschuss nun vor, die Sanierungspläne fallen zu lassen und einen Neubau zu beschließen. Die Verwaltung soll dann mit der Stadt Gersthofen über die Bedingungen eines Flächentauschs verhandeln.
Der Flächentausch hätte auch für die Stadt Gersthofen Vorteile: Denn erhält sie das bisherige Gymnasiumsgelände, wäre dort genügend Platz für die in wenigen Jahren anstehende Erweiterung der Mittelschule. »Kommentar