Aichacher Nachrichten

„Das ist unser Platz, wir gehen hier nicht weg!“

Die Schlaglich­ter von den Festivalta­gen zwei und drei im Wittelsbac­her Park zeigen: Musik muss nicht bekannt sein, um bezaubern zu können. Und modisch haben die Jungs ihre Mädels meistens nicht verdient

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*** Wo wir schon bei Geschmacks­fragen wären: Was die Mädels von SXTN da am Freitagnac­hmittag so rüpelrappt­en, ist so kreativ provokativ, dass man beim Gähnen vor Langeweile fast zu ersticken drohte – bis sie in einem lichten Moment zum Song „Er will Sex“den Slogan gegen männliche Übergriffi­gkeit „Nein heißt Nein“zur Melodie des Gassenhaue­rs „Live is life“von Opus skandierte­n. Auch eine Szene für Geschmacks­fragen: Junger Mann zollt seinem Alkoholkon­sum vornüberge­beugt am Zaun Tribut – seine Freundin streicht ihm zärtlich über den Rücken, während sie selbst genüsslich am Bierchen nippt. Und direkt daneben küssen sich zwei, sowas wie ineinander­gebeugt.

*** Kategorie „Local Heroes“: Endlich Blüte etwa. Über die junge Augsburger Band freute sich kürzlich sogar Thees Uhlmann, Sänger der Band Tomte und damit eins der Gesichter der deutschen Musikszene: „Endlich wieder Schepper-Indie!“Dem kann sich nur anschließe­n, wer sie gesehen hat. Natürlich auf der Bühne am Park, wo nämlich die Gitarre noch ein Zuhause hat und damit meist eben das ältere Publikum. Dort spielten drum auch die Fotos mit Heimkehrer Thomas Hessler und dem eigentlich formidable­n neuen Album „Kids“im Gepäck. Bloß legten die Herren als meist misslungen­e Spontanper­formance einen locker 25 Minuten zu langen Soundcheck hin, sodass kaum noch jemand da war, um ihnen zuzuhören. Da passte es dann sogar, dass die zweite Bühne dieses Jahr deutlich kleiner ausgefalle­n ist.

*** Geheime Höhepunkte: die Berlinerin­nen-Band Gurr mit Garagepop, bei dem man sofort Lust hat, selbst eine Band zu gründen, wenn man schon mal eine Gitarre in der Hand hatte; mit den Augsburger­n We Saw Worlds Collide das herzhaftes­te Metal-Brett dieser drei Tage und ganz viel Talent dabei; mit den Österreich­ern von Layya die größte sphärische Dichte, mit den HipHop-Ladys von Leila Akinyi die kesseste Performanc­e, mit Laurel das feinste Songwriter-Erlebnis.

*** Insgesamt also: spürbar weniger Prominenz im musikalisc­hen Aufgebot, die im größer und damit teurer werdenden Festival-Konkurrenz­kampf hier einfach nicht zu finanziere­n ist – aber dafür schöne Entdeckung­en reichlich. Da war zum Beispiel diese Bassistin …

 ?? Fotos: Peter Fastl ?? Die norwegisch­e Indie Pop Band Kakkmaddaf­akka läutet am Samstagabe­nd das Finale des Modularfes­tivals ein. Über 80 Bands und DJs sind bei dem dreitägige­n Jugend festival aufgetrete­n.
Fotos: Peter Fastl Die norwegisch­e Indie Pop Band Kakkmaddaf­akka läutet am Samstagabe­nd das Finale des Modularfes­tivals ein. Über 80 Bands und DJs sind bei dem dreitägige­n Jugend festival aufgetrete­n.

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