Mit Navi durch den Supermarkt
Studenten testen App für den schnelleren Einkauf
Lorenz Burger ärgerte sich. Stundenlang braucht er, um die Einkäufe zu erledigen, und am Ende kam er nur mit der Hälfte der gesuchten Zutaten zurück. So jedenfalls der regelmäßige Vorwurf seiner Frau. Das wollte der Informatikstudent nicht auf sich sitzen lassen.
Er überlegte sich kurzerhand eine Handy-App. Der Gedanke dabei: Wüsste ich, in welchem Supermarkt ich die gewünschte Brunnenkresse, Pak Choi und Hochherztomaten herbekomme und in welchem Regal ich diese dann auch finde, könnte ich um einiges schneller wieder zu Hause bei meiner Frau sein. Mit dem Ergebnis: kein Ärger. Daraus entstand das Projekt „Einkaufen 2.0“.
Im Detail soll die App so funktionieren: Der Einkäufer gibt in das Gerät entweder einzeln Zutaten ein oder lädt sich aus dem Internet Rezepte herunter. Das Handyprogramm ermittelt dann, in welchem Supermarkt und welchem Regal man das jeweilige Produkt findet und führt einen dort hin.
Anfang des Sommersemesters scharte Burger ein Team aus sieben weiteren Studenten der Hochschule Augsburg um sich, um an der Idee weiter zu feilen. Anfangs gab es Rückschläge. Keiner der Supermärkte aus der Umgebung wollte das Projekt unterstützen und seine Produktangebote mitteilen, sagt er. „Schon in den Semesterferien hab ich eine Absage nach der anderen kassiert“, erinnert sich Burger. Verwunderlich sei das nicht. Schließlich versuchen Lebensmittelketten, Kunden möglichst lange in ihren Geschäften zu halten, um so den Umsatz zu steigern. Eine App, die einen wie ein Navi schnell durch die Regale zu der gewünschten Tomatensoße führt, ist da eher kontraproduktiv.
Die Studenten gaben nicht auf. Im Laufe des Semesters entwickelten sie Datenbanken und Algorithmen, schufen eine benutzerfreundliche App und testeten den Prototypen in einem künstlichen Supermarkt.
Und tatsächlich: In eigenen Test konnten sie die Einkaufszeit sowie die benötigten Schritte im Laden mehr als halbieren. Professor Phillip Heidegger, der das Projekt unterstützte, sagt: „Ich fand die Idee von Anfang an sehr interessant und sehe viel Potenzial, wenn Kooperationen möglich sind“.
Die App von Burger und seinen Kommilitonen könnte dem Einkäufer einige Zeit sparen. Der Informatikstudent hofft deshalb, das Projekt auch in Zukunft fortführen zu können. Am Institut Informatik der Hochschule Augsburg müssen die Studenten im vierten und sechsten Semester in Gruppen jeweils ein Projekt gemeinsam erarbeiten und dieses am Ende des Semesters vorstellen.
Dieses Halbjahr arbeiteten 200 Studenten an 25 Projekten. Ziel ist es, dass die Studenten selbstständig tätig werden und sich langfristig sowie gemeinsam in einem Team an einer Arbeit versuchen. „Es geht uns um den Lerneffekt, nicht ums Bewerten“, so Heidegger.