Damit Lenny mit Delfinen schwimmt
Zum zweiten Mal veranstaltet die Unternehmerfamilie Schmidberger aus Pöttmes eine Benefiz-Aktion. Der Erlös der Charity kommt einem kranken Jungen aus Oberschneitbach zugute
„Wir haben alles richtig gemacht“. Franz Schmidberger freut sich. Am vergangenen Samstagnachmittag hatten sich weit über 100 Freunde und Bekannte auf dem Betriebsgelände der Schmidbergers am Galgenfeld in Pöttmes versammelt. Gemeinsam mit seiner Frau Silvia hatte die fünfköpfige Familie bereits zum zweiten Mal zur Benefiz-Veranstaltung geladen. Der Erlös der neuen Charity kommt dem elfjährigen Lenny Gerbl aus Oberschneitbach (Stadt Aichach) zugute.
Der kleine Junge leidet seit seiner Geburt am seltenen Isodicentric15-Chromosom-Defekt (siehe Infokasten). Lennys Eltern, seine beiden Schwestern sowie weitere Familienmitglieder und Freunde waren sichtlich beeindruckt von dem mit großem Aufwand organisierten Fest. Zu den Gästen zählte auch die Familie Kröber aus Tödtenried (Gemeinde Sielenbach). Mit ihrer ersten Aktion im vergangenen August hatten die Schmidbergers deren Tochter Alyssa unterstützt, die am seltenen Glut-1-Defekt leidet.
Der Kontakt zur Familie Gerbl kam über die Elisabeth-Schule in Aichach zustande. Lenny geht seit seinem vierten Lebensjahr in die Förderschule, seine Lehrer und die Schulleitung brachten beide Familien zusammen. Die Gerbls mit den Töchtern Céline, 18, und Marie, 7, waren gleichermaßen überrascht und berührt über die uneigennützige Initiative von Franz und Silvia Schmidberger. „Wir haben auf Anhieb einen guten Draht zueinander gefunden“, betonen beide Mütter. Für Lenny war die Charity eine große Herausforderung. Viele neue Gesichter, laute Musik, viel Hin und Her. Knappe drei Stunden war er dabei, dann brachten ihn die Eltern nach Hause. „Er war müde, aber sehr glücklich, und ist sofort eingeschlafen“, sagt Sabine.
Sabine Gerbl klingt erleichtert. Lennys massive Schlafprobleme und Schreikrämpfe, vor allem im Babyalter, brachten die Eltern jahrelang an den Rand der Erschöpfung. Dass mit Lenny irgendetwas nicht stimmte, stand für die Eltern bereits Wochen nach dessen Geburt fest. Bis zur endgültigen Diagnose verging wertvolle Zeit. Die Medikamente gegen Lennys epileptische Anfälle vertrug das Kleinkind nicht, sein Leben war zwischenzeitlich in Gefahr. Die Umstellung auf homöopathische Mittel brachte Linderung. Die Eltern recherchierten im Internet, doch für Lennys Erkrankung gibt es bisher keine brauchbaren Forschungsergebnisse. „In ganz Deutschland sind nur drei vergleichbare Fälle wie Lenny bekannt“, sagt Sabine Gerbl.
Mit einer Familie habe sie Kontakt aufgenommen, doch schnell festgestellt, dass jedes Kind seine individuelle Befindlichkeit entwickle und die Eltern ihren eigenen Rhythmus finden müssen. Der ist bei den Gerbls streng geregelt, denn nur dank fester Strukturen und Gewohnheiten bekommt Lenny ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit. Das hat auch mit dem Trampolin zu tun. Drei Exemplare gibt es im Hause Gerbl; eines geht sogar mit in Urlaub. Wenn Lenny hüpft, und das tut er jeden Tag mehrmals, ist er wie losgelöst und genießt den Augenblick der Schwerelosigkeit. „Ein glückliches Kind haben wir dann“, beschreibt die Mutter das Glücksgefühl, das die gesamte Familie beseelt. Ihr größter Wunsch: „ Wenn er doch nur sprechen könnte und wir seine Stimme hören könnten“. Wenn er sagen könnte, was ihm fehlt, würde das vieles vereinfachen.
Die Gerbls geben die Hoffnung nicht auf. Das Familienleben ist natürlich auf ihren Lenny abgestimmt, das wissen auch die beiden Töchter. „Dass wir alle zusammen einfach mal ins Schwimmbad gehen, ist halt nicht drin“, sagt die Mutter. Lenny werde nicht versteckt, aber in der Öffentlichkeit sei es für alle anstrengend. Zurzeit ist die Familie im Reisefieber, und daran ist Lenny maßgeblich „schuld“. Bereits zweimal durfte er in der Türkei und in Spawenige nien eine Delfintherapie machen. Der kleine Junge, der motorische Defizite hat, meist nur auf Zehenspitzen läuft und oft in sich gekehrt den Kontakt zur Außenwelt meidet, ist beim Schwimmen mit den Delfinen ein anderer Mensch. Suera hieß Lennys Delfin, der ihn am Beckenrand erwartete, sobald die Familie im Delfinarium erschienen sei, sagt die Mutter. Ihrem Sohn sei es sofort besser gegangen. „Er war deutlich ruhiger, er schlief besser, hatte mehr Appetit“. Eine weitere Delfintherapie ist jetzt in Griechenland geplant. Ob Lenny irgendwann sogar im Meeresdelfinarium der Karibik-Insel Curacao mit den Tümmlern schwimmen kann, ist nicht nur eine Preisfrage.
Ganz nah dran am Delfin war Lenny am Samstagabend dank der Delfin-Lampe, die Silvia Schmidberger speziell für den Jungen gekauft hatte. „Ich habe die Lampe angeknipst und an sein Bett gestellt. Er hat gelacht“.