Mehr Volk beim Volksfest
Das Aichacher Volksfest endet nach zehn Tagen. Die Zahl der Besucher steigt seit Jahren an: Nicht sprunghaft, aber kontinuierlich. Warum die Polizei sehr zufrieden ist, was sehr gut läuft und welche Altersgruppe auf dem Platz fehlt
Das Aichacher Volksfest ist gestern Abend nach zehn Tage zu Ende gegangen. Festwirt, Wirtin, Schausteller und die Polizei ziehen Bilanz.
Es ist zwar noch Luft nach oben, aber die Richtung stimmt – es geht wieder aufwärts mit dem Aichacher Volksfest. Oder anders gesagt: Es kommt wieder mehr Volk aufs Volksfest. Das ging gestern Abend nach zehn Tagen zu Ende. Die Bilanz von Wirtin Angelika Kempter und Schausteller-Sprecher Josef Diebold fällt positiv aus. Nach Jahren in der Abwärtsspirale und dem Wechsel von Konzept und Betreibern gewinnt die Veranstaltung zwar nicht sprunghaft mehr Besucher, aber kontinuierlich.
Ausgesprochen zufrieden ist die Aichacher Polizei mit dem Volksfest. „Es war sehr, sehr ruhig“, so ein Sprecher gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Im Verlauf der eineinhalb Wochen sind genau zwei Vorkommnisse von der Polizei aufgenommen worden. Am ersten Wochenende lief eine verbale Auseinandersetzung zweier Familien am Autoskooter aus dem Ruder. Sechs Personen im Alter von 16 bis 57 Jahren, alle alkoholisiert, gerieten da aneinander. Es kam zu einem Gerangel, fünf Personen wurden leicht verletzt. Der zweite Vorfall war eine Beleidigung unter Jugendlichen. Da war die Polizeiakte in früheren Jahren deutlich dicker. Es kam in Hochzeiten gleich mehrmals in einer Woche zu wüsten Schlägereien auch unter verschiedenen Volksgruppen. Auch die sonst „üblichen“Sachbeschädigungen auf Grundstücken oder an abgestellten Fahrzeugen im Umfeld des Volksfestplatzes an der Schrobenhausener Straße muss die Polizei heuer nicht melden. Das freut insbesondere Bürgermeister Klaus Habermann: „Sehr friedlich, das ist das Wichtigste.“
Das Volksfest hat eine mehr als 130 Jahre lange Tradition. Für Festwirt Umberto Freiherr von BeckPeccoz, Chef der Kühbacher Brauerei, ist es das fünfte Volksfest in Aichach, für die Familie Binswanger und Kempter aus Gersthofen, die im Festzelt bewirtet, schon das vierte. Der Weg sei steinig, aber es gehe konstant nach oben, sagt Angelika Kempter. Es brauche einfach Zeit, so ein Fest wieder nach oben zu bringen. Sie spricht von guten Tagen bei passendem Wetter. Sehr gute laufe der Tag der Betriebe oder der gestrige Sonntag. Nach der Messe im Festzelt seien sehr viele Besucher sitzen geblieben und hätten zu Mittag gegessen. Überhaupt sei der Mittagstisch sehr gut angenommen worden. In der Volksfestwoche sei es wieder üblich für die Mitarbeiter aus Betrieben oder Behörden die Mittagspause im Bierzelt zu machen. Die zentrale Lage des Festplatzes mitten in der Stadt sei da von großem Vorteil, so Angelika Kempter. Bürgermeister Habermann hat ausgesprochen positive Resonanzen aus der Bevölkerung zur Qualität des Essens und dem Service im Zelt bekommen: „Sehr gut.“
Das hört Angelika Kempter natürlich gerne, die gerne mehr junge Gäste bewirten würde. Der Besuch der Jugend sei ausbaufähig. Im Vergleich zu anderen Volksfesten seien Freitag- und Samstagabend, die traditionellen Ausgehtage der Jugendlichen, schwach besucht gewesen. Dabei ist Bierzelt, Lederhose und Dirndl eigentlich wieder in bei der jungen Generation, wie sich auch bei verschiedenen Veranstaltungen in der Region und nicht nur bei den Brauereifesten in Baar und Kühbach zeigt. Aber auch bekannte Partybands locken das Jungvolk nicht auf den Aichacher Platz.
Für die Schausteller war es in den vergangenen Tagen fast zu heiß, sagt deren Sprecher Josef Diebold. Bei solchen Temperaturen gehen Eltern mit kleinen Kindern, eine der wichtigsten Zielgruppen, tagsüber lieber ins Freibad als auf ein Volksfest. Insgesamt sei das Geschäft aber zufriedenstellend gewesen. Auch Diebold ist generell zufrieden mit der Entwicklung des Festes.
Nach Terrorattacken oder der anonymen Ankündigung für einen Anschlag auf das Reichsstraßenfest in Donauwörth (wir berichteten im Hauptteil) ist das Thema Sicherheit mittlerweile bei jeder Großveranstaltung präsent. Der Sicherheitsdienst (Security) war schon im Vorfeld verstärkt worden. Für ein Volksfest in der Größenordnung von Aichach gilt keine erhöhte Gefährdungslage. Erich Weberstetter, Leiter der Polizeiinspektion, betonte aber schon vor der Festwoche: „Wir ziehen das Risiko in Betracht und richten entsprechend unser Augenmerk darauf.“»Kommentar