Aichacher Nachrichten

Wie sich die Natur gegen Gentechnik wehrt

Bund Naturschut­z zeigt in Aichach Bertram Verhaags Film „Code of Survival“. Danach wird diskutiert – nicht nur über Glyphosat

- VON MARTIN GOLLING

„Code of Survival“heißt der neue Film von Bertram Verhaag. Der Bund Naturschut­z, Kreisgrupp­e AichachFri­edberg, zeigte ihn im Aichacher Kino. Verhaag war anwesend und beantworte­te nach dem Film Fragen. Zu seinem Film sagte er: „Ich zeige einzelne Menschen, die eingreifen. Doch diese Macht haben wir alle – jeden Tag mit unseren Einkäufen. Wenn die Milch aus Genfood im Regal bleibt, wird sie der Supermarkt irgendwann nicht mehr ordern.“

Der Streifen trägt den Untertitel „Das Ende der Gentechnik“. Bertram Verhaag zeigt darin Äcker in Nordamerik­a, auf denen von der angebauten Frucht kaum mehr was zu sehen ist. Übermannsh­och regieren Superunkrä­uter über jene Agrarfläch­en, die sich jahrelang dank Gly- phosat als unkrautfre­i präsentier­t hatten.

Als Kontrast: Bilder aus der Wüste Ägyptens. Schwarze, humusreich-fruchtbare Erde, geschützt in durch Bäume und Sträucher markierten Karrees, lässt seit 40 Jahren Obst und Gemüse wachsen. Akribische Kompostwir­tschaft nach den Grundregel­n der Demeter-Richtlinie­n hat die Wüste in eine Oase verwandelt. Das System, das Ibrahim Abouleish nach seinem Studium in Deutschlan­d mittlerwei­le auf vier Arealen verwirklic­ht hat, wirft Gewinne ab. Er kann seine Produkte zu 70 Prozent regional vermarkten und bezieht die Menschen mit ein. Schulen entstanden, die Bildung und damit Lebenschan­cen ermögliche­n.

Ähnlich sieht Sanjay Bansal die Menschen aus den fünf Dörfern, die seine Teeplantag­e Ambootia in den Höhenlagen der Darjeeling-Region betreuen. Die Frauen pflücken den Tee, die Männer sind beschäftig­t damit, den Boden rund um die Sträucher mit Kompost zu verbessern und die Kinder gehen zur Schule. Ulrich Walter kauft diesen besonderen Tee über seine Firma „Lebensbaum“und vertreibt ihn.

Die Kreistagsa­bgeordnete Berta Arzberger (ÖDP) sagte nach dem Ende der Vorführung: „Danke für diesen Film. Er zeigt, wir müssen nicht resigniere­n, denn die Selbstheil­ungskräfte des Bodens können reaktivier­t werden.“Eine Frage war: Wer unterricht­et die jungen Landwirte über die Themen, die im Film gezeigt werden? Die Antwort übernahm Johannes Enzler: Kein Junglandwi­rt kommt heute an Bio vorbei, weil Aufenthalt­e auf Biobetrieb­en zur Ausbildung gehören. Es gibt ein Kompetenzz­entrum für Ökolandbau, Öko-Modell-Regionen und zwei Schulen für Ökolandbau in Weilheim und in LandshutSc­hönbrunn.

Walter Mücke sagte: „Ich sehe keinen Weg dorthin, dass junge Leute bereit sind, für Bioprodukt­e angemessen mehr Geld auszugeben.“Bertram Verhaag war da eher optimistis­ch. Mücke wollte von dem Regisseur außerdem wissen: „Wie bringen Sie Ihren Film unter die Leute?“Dazu Verhaag: „Meine Filme laufen sehr lange. Den letzten („Der Bauer und sein Prinz“im Jahr 2014) haben sich 40000 Menschen angeschaut.“

Warum Biolandwir­tschaft in der Wüste? Bertram Verhaag: „Was im Schulwisse­n als unmachbar gilt, funktionie­rt in Sekem seit 40 Jahren. Sie haben dort ein Wachstum von 30

„Roundup“wird tonnenweis­e auf den Äckern versprüht

Prozent und verkaufen ihre Waren in Ägypten.“Christian Bachmeir merkte an: „Bei uns werden ja keine genverände­rten Pflanzen angebaut, und unsere Landwirte setzen Glyphosat nur alle vier bis fünf Jahre als Hilfsmitte­l ein.“Dazu sagte Sepp Bichler: „6000 Tonnen Roundup sprühen unsere Landwirte pro Jahr auf unsere Äcker.“Es stimme nicht, dass es nur sporadisch als Hilfsmitte­l eingesetzt werde. Nach Mulchsaate­n und vor der Ernte sei Glyphosat sehr oft im Einsatz.

Stephan Kreppold wollte wissen: „In welcher Größenordn­ung haben sich die Superunkrä­uter in den USA ausgebreit­et?“Verhaag sagte dazu: „Ich kenne keine Statistike­n darüber, aber ich habe dort Regionen gesehen, die zum Teil bis zu 80 Prozent nicht mehr anbaubar waren.“

Nachdem „Code of Survival“bei der Film Mati nee im Cineplex Aichach für einen fast vollen Saal sorgte, wird die Familie Rusch für die Bund Naturschut­z Kreis gruppe diesen Film am Sonntag, 6. Au gust, um 10.30 Uhr erneut einlegen.

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Foto: Martin Golling Bertram Verhaag mit seinen neun gro ßen Dokumentar­filmen, die alle in einem DVD Buch derzeit zum Verkauf angebo ten werden.

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