Wie sich die Natur gegen Gentechnik wehrt
Bund Naturschutz zeigt in Aichach Bertram Verhaags Film „Code of Survival“. Danach wird diskutiert – nicht nur über Glyphosat
„Code of Survival“heißt der neue Film von Bertram Verhaag. Der Bund Naturschutz, Kreisgruppe AichachFriedberg, zeigte ihn im Aichacher Kino. Verhaag war anwesend und beantwortete nach dem Film Fragen. Zu seinem Film sagte er: „Ich zeige einzelne Menschen, die eingreifen. Doch diese Macht haben wir alle – jeden Tag mit unseren Einkäufen. Wenn die Milch aus Genfood im Regal bleibt, wird sie der Supermarkt irgendwann nicht mehr ordern.“
Der Streifen trägt den Untertitel „Das Ende der Gentechnik“. Bertram Verhaag zeigt darin Äcker in Nordamerika, auf denen von der angebauten Frucht kaum mehr was zu sehen ist. Übermannshoch regieren Superunkräuter über jene Agrarflächen, die sich jahrelang dank Gly- phosat als unkrautfrei präsentiert hatten.
Als Kontrast: Bilder aus der Wüste Ägyptens. Schwarze, humusreich-fruchtbare Erde, geschützt in durch Bäume und Sträucher markierten Karrees, lässt seit 40 Jahren Obst und Gemüse wachsen. Akribische Kompostwirtschaft nach den Grundregeln der Demeter-Richtlinien hat die Wüste in eine Oase verwandelt. Das System, das Ibrahim Abouleish nach seinem Studium in Deutschland mittlerweile auf vier Arealen verwirklicht hat, wirft Gewinne ab. Er kann seine Produkte zu 70 Prozent regional vermarkten und bezieht die Menschen mit ein. Schulen entstanden, die Bildung und damit Lebenschancen ermöglichen.
Ähnlich sieht Sanjay Bansal die Menschen aus den fünf Dörfern, die seine Teeplantage Ambootia in den Höhenlagen der Darjeeling-Region betreuen. Die Frauen pflücken den Tee, die Männer sind beschäftigt damit, den Boden rund um die Sträucher mit Kompost zu verbessern und die Kinder gehen zur Schule. Ulrich Walter kauft diesen besonderen Tee über seine Firma „Lebensbaum“und vertreibt ihn.
Die Kreistagsabgeordnete Berta Arzberger (ÖDP) sagte nach dem Ende der Vorführung: „Danke für diesen Film. Er zeigt, wir müssen nicht resignieren, denn die Selbstheilungskräfte des Bodens können reaktiviert werden.“Eine Frage war: Wer unterrichtet die jungen Landwirte über die Themen, die im Film gezeigt werden? Die Antwort übernahm Johannes Enzler: Kein Junglandwirt kommt heute an Bio vorbei, weil Aufenthalte auf Biobetrieben zur Ausbildung gehören. Es gibt ein Kompetenzzentrum für Ökolandbau, Öko-Modell-Regionen und zwei Schulen für Ökolandbau in Weilheim und in LandshutSchönbrunn.
Walter Mücke sagte: „Ich sehe keinen Weg dorthin, dass junge Leute bereit sind, für Bioprodukte angemessen mehr Geld auszugeben.“Bertram Verhaag war da eher optimistisch. Mücke wollte von dem Regisseur außerdem wissen: „Wie bringen Sie Ihren Film unter die Leute?“Dazu Verhaag: „Meine Filme laufen sehr lange. Den letzten („Der Bauer und sein Prinz“im Jahr 2014) haben sich 40000 Menschen angeschaut.“
Warum Biolandwirtschaft in der Wüste? Bertram Verhaag: „Was im Schulwissen als unmachbar gilt, funktioniert in Sekem seit 40 Jahren. Sie haben dort ein Wachstum von 30
„Roundup“wird tonnenweise auf den Äckern versprüht
Prozent und verkaufen ihre Waren in Ägypten.“Christian Bachmeir merkte an: „Bei uns werden ja keine genveränderten Pflanzen angebaut, und unsere Landwirte setzen Glyphosat nur alle vier bis fünf Jahre als Hilfsmittel ein.“Dazu sagte Sepp Bichler: „6000 Tonnen Roundup sprühen unsere Landwirte pro Jahr auf unsere Äcker.“Es stimme nicht, dass es nur sporadisch als Hilfsmittel eingesetzt werde. Nach Mulchsaaten und vor der Ernte sei Glyphosat sehr oft im Einsatz.
Stephan Kreppold wollte wissen: „In welcher Größenordnung haben sich die Superunkräuter in den USA ausgebreitet?“Verhaag sagte dazu: „Ich kenne keine Statistiken darüber, aber ich habe dort Regionen gesehen, die zum Teil bis zu 80 Prozent nicht mehr anbaubar waren.“
Nachdem „Code of Survival“bei der Film Mati nee im Cineplex Aichach für einen fast vollen Saal sorgte, wird die Familie Rusch für die Bund Naturschutz Kreis gruppe diesen Film am Sonntag, 6. Au gust, um 10.30 Uhr erneut einlegen.