Bellos Gespür für Gerechtigkeit
Viele Besitzer vermenschlichen ihre Hunde. Aber empfinden die Tiere wirklich wie wir?
Wer ein Haustier hat, wird sich immer wieder dabei ertappen, dem Tier bei speziellen Verhaltensweisen menschliche Gefühle zuzuschreiben. Nur zu gut ist mir in Erinnerung, wie der Bayerische Gebirgsschweißhund Wastl winselnd, quietschend und in geduckter Haltung vor seiner Besitzerin flüchtete, als diese ins Wohnzimmer kam. Während sich die Frau noch wunderte, was denn plötzlich in den Vierbeiner gefahren sein könnte, fiel ihr Blick auf die kurz vorher bereitgestellte Sachertorte auf dem Tisch. Ein Viertel des Sonntagskuchens fehlte – fein säuberlich und ohne viel Bröselei hatte sich da jemand bedient.
Dass Wastl sich schon vorsorglich heulend aus dem Staub gemacht und dann im Garten den Ahnungslosen gespielt hatte, sorgte bei seinem Frauerl für ein breites Grinsen. Ihr Urteil: „Eindeutiger kann ein Schuldgeständnis doch gar nicht ausfallen!“Da kann man nur nickend zustimmen. Trotzdem: Die Hintergründe des Verhaltens sind reine Interpretation. Ob ein Tier tatsächlich über so etwas wie ein „schlechtes Gewissen“verfügt, lässt sich zwar vermuten, aber nicht seriös beantworten.
Wie viel menschliches Empfinden steckt wohl in unseren Haustieren? abwechselnd aufgefordert, Pfote zu geben. Dieses kleine Kunststück beherrschen beide aus dem Effeff. Nach jeder Berührung mit der menschlichen Hand gibt es ein Leckerli, beide Tiere machen brav mit.
Nach mehreren Durchgängen ändert der Mensch plötzlich die Belohnungsstrategie. Ein Hund bekommt nach dem Pfötchengeben nichts, stattdessen kommt sofort wieder der andere Hund an die Reihe. Verschreckt und irritiert schaut der unbelohnte Hund im Experiment plötzlich drein. Mit seinem Blick scheint er sagen zu wollen: „Hey, Achtung! Du hast mich vergessen!“Als er wieder an der Reihe ist, gibt er seine Pfote noch schneller und heftiger und blickt den Menschen voller Erwartung an. Der wendet sich abermals sofort dem anderen Vierbeiner zu. Der ungerecht Behandelte möchte verzweifeln. Immer heftiger wird sein Betteln um das Leckerli. Nach erbrachter Leistung stupst er den Menschen mit der Pfote, dann mit der Nase. Beim dritten Mal legt er sich wimmernd auf den Boden. Und streikt. Ranges Fazit: Hunde erkennen ganz klar, wenn sie ungerecht behandelt werden.
ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.