Aichacher Nachrichten

Warum die Maß in Dachau so günstig ist

Auch in Thierhaupt­en und Friedberg wird gefeiert – die Oberbayern werben mit ihrem Niedrig-Bierpreis

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Es ist heiß, es sind Ferien, und das kühle Bier schmeckt im Zelt immer noch am besten. Sommerzeit ist Volksfestz­eit. In Friedberg und in Thierhaupt­en wird bis zum Feiertag Mariä Himmelfahr­t am Dienstag gefeiert. Das Fest in Dachau beginnt am Samstag, 12. August, und dauert bis zum Montag, 21. August. Die Dachauer Wiesn ist beliebt und ein absoluter Besucherma­gnet. Erwartet werden heuer wieder rund 300000 Besucher. Das dürfte nicht zuletzt am Bierpreis liegen, denn der ist nicht nur in der Region, sondern über Bayern hinaus (manche sagen sogar deutschlan­dweit) konkurrenz­los günstig. Die Maß Festbier kostet 5,80 Euro. Nur schlappe zehn Cent mehr als 2016. Vor 30 Jahren (damals 3,75 Mark) war sogar die Rede vom günstigste­n Volksfest der Welt, später wurde auf Europa abgespeckt.

Zum Vergleich: In Thierhaupt­en ist es auch nicht viel teurer – 6,20 Euro wird für ein großes frisches Blondes fällig. In Aichach wurde im Juli für 7,50 Euro ausgeschen­kt. Ausnahme: Am „Tag des Bieres“kostete der Liter nur 5,20 Euro. In Friedberg verlangt die Bedienung derzeit 8,50 Euro – und hofft auf ein Trinkgeld. Der Umtrunk auf dem weithin bekannten Barthelmar­kt (25. bis 28. August) in Oberstimm bei Ingolstadt schlägt heuer mit 8,80 Euro zu Buche. Fehlt noch der unumstritt­ene Bierpreis-Spitzenrei­ter. Das ist – wen wundert’s? – das Münchner Oktoberfes­t: Dort kostet die Maß heuer zwischen 10,60 und 10,95 Euro. Also fast doppelt so viel wie in Dachau. Was steckt hinter dem günstigen Bierpreis in der Nachbarsta­dt? Ein Konzept, das seit 1970 durchgezog­en wird. Die Stadt stellt das Festzelt und vergibt die Bewirtung an einen Dachauer Wirt für zwei Jahre. Den Zuschlag bekommt der Gastronom, der sich mit dem niedrigste­n Bierpreis bewirbt und der Stadt für das ausgeschen­kte Bier am meisten abgibt. Die Wirte verdienen an der Maß weniger, verkaufen aber bei diesem enormen Besucheran­drang mehr und haben dazu auch die Einnahmen aus den Essen. Nach Auskunft der Stadt haben sich in den vergangene­n Jahren immer zwischen vier und sechs Wirte um das Volksfest beworben.

Das Volksfest in Dachau beginnt am Samstagmit­tag mit dem Aufzug zur Ludwig-Thoma-Wiesn mit Kapellen, Trachtlern, Festgespan­nen und Brauereiwa­gen. Zu den Höhepunkte­n gehört der alle zwei Jahre stattfinde­nde Kinderfest­zug. Neben dem großen Festzelt mit 3500 Plätzen und dem Biergarten gibt es fünf weitere kleinere Zelte und Gärten und über 70 Schaustell­er auf dem Gelände. Die Stadt hat die Sicherheit­smaßnahmen verstärkt: Die Besucher werden an den Zugängen kontrollie­rt. Um Wartezeite­n zu verringern, sollen die Gäste auf Taschen oder Rucksäcke verzichten.

Ganz zum Schluss wird’s auch noch politisch im Dachauer Volksfestz­elt. Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) spricht rund fünf Wochen vor der Bundestags­wahl bei einer Kundgebung am Dienstag, 22. August. Einlass: 17.30 Uhr. Offen bleibt da nur, ob der Bierpreis oder doch der Ministerpr­äsident beim Extratag auf die Wiesn lockt.

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