Warum die Maß in Dachau so günstig ist
Auch in Thierhaupten und Friedberg wird gefeiert – die Oberbayern werben mit ihrem Niedrig-Bierpreis
Es ist heiß, es sind Ferien, und das kühle Bier schmeckt im Zelt immer noch am besten. Sommerzeit ist Volksfestzeit. In Friedberg und in Thierhaupten wird bis zum Feiertag Mariä Himmelfahrt am Dienstag gefeiert. Das Fest in Dachau beginnt am Samstag, 12. August, und dauert bis zum Montag, 21. August. Die Dachauer Wiesn ist beliebt und ein absoluter Besuchermagnet. Erwartet werden heuer wieder rund 300000 Besucher. Das dürfte nicht zuletzt am Bierpreis liegen, denn der ist nicht nur in der Region, sondern über Bayern hinaus (manche sagen sogar deutschlandweit) konkurrenzlos günstig. Die Maß Festbier kostet 5,80 Euro. Nur schlappe zehn Cent mehr als 2016. Vor 30 Jahren (damals 3,75 Mark) war sogar die Rede vom günstigsten Volksfest der Welt, später wurde auf Europa abgespeckt.
Zum Vergleich: In Thierhaupten ist es auch nicht viel teurer – 6,20 Euro wird für ein großes frisches Blondes fällig. In Aichach wurde im Juli für 7,50 Euro ausgeschenkt. Ausnahme: Am „Tag des Bieres“kostete der Liter nur 5,20 Euro. In Friedberg verlangt die Bedienung derzeit 8,50 Euro – und hofft auf ein Trinkgeld. Der Umtrunk auf dem weithin bekannten Barthelmarkt (25. bis 28. August) in Oberstimm bei Ingolstadt schlägt heuer mit 8,80 Euro zu Buche. Fehlt noch der unumstrittene Bierpreis-Spitzenreiter. Das ist – wen wundert’s? – das Münchner Oktoberfest: Dort kostet die Maß heuer zwischen 10,60 und 10,95 Euro. Also fast doppelt so viel wie in Dachau. Was steckt hinter dem günstigen Bierpreis in der Nachbarstadt? Ein Konzept, das seit 1970 durchgezogen wird. Die Stadt stellt das Festzelt und vergibt die Bewirtung an einen Dachauer Wirt für zwei Jahre. Den Zuschlag bekommt der Gastronom, der sich mit dem niedrigsten Bierpreis bewirbt und der Stadt für das ausgeschenkte Bier am meisten abgibt. Die Wirte verdienen an der Maß weniger, verkaufen aber bei diesem enormen Besucherandrang mehr und haben dazu auch die Einnahmen aus den Essen. Nach Auskunft der Stadt haben sich in den vergangenen Jahren immer zwischen vier und sechs Wirte um das Volksfest beworben.
Das Volksfest in Dachau beginnt am Samstagmittag mit dem Aufzug zur Ludwig-Thoma-Wiesn mit Kapellen, Trachtlern, Festgespannen und Brauereiwagen. Zu den Höhepunkten gehört der alle zwei Jahre stattfindende Kinderfestzug. Neben dem großen Festzelt mit 3500 Plätzen und dem Biergarten gibt es fünf weitere kleinere Zelte und Gärten und über 70 Schausteller auf dem Gelände. Die Stadt hat die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt: Die Besucher werden an den Zugängen kontrolliert. Um Wartezeiten zu verringern, sollen die Gäste auf Taschen oder Rucksäcke verzichten.
Ganz zum Schluss wird’s auch noch politisch im Dachauer Volksfestzelt. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) spricht rund fünf Wochen vor der Bundestagswahl bei einer Kundgebung am Dienstag, 22. August. Einlass: 17.30 Uhr. Offen bleibt da nur, ob der Bierpreis oder doch der Ministerpräsident beim Extratag auf die Wiesn lockt.
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