Überraschung am Schrecksee
Der Bergsee in den Allgäuer Alpen gilt seit Jahren als beliebter Partytreff, obwohl er mitten im Naturschutzgebiet liegt. Nun greifen die Behörden durch – und das kann teuer werden
Auf den Schildern entlang des Weges steht es klipp und klar: Zelten, Lagern und Feuer machen ist im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen verboten. „Empfindliche Strafen“drohen, heißt es weiter. Interessiert hat sich für diese Warnung in der Vergangenheit allerdings nicht jeder. Im Gegenteil: Der Schrecksee, auf 1813 Meter und bei Bad Hindelang gelegen, gilt seit Jahren als beliebter Partytreff.
Regelmäßig pilgern zahlreiche junge Leute vom Elektrizitätswerk südlich von Hinterstein hinauf zum Schrecksee. Die meisten tragen schwere Rucksäcke mit Schlafsack, Zelt oder Biwakzeug. Knapp 900 Höhenmeter sind zu überwinden, also ein gar nicht so kurzer Weg zum See. Bei einer Kontrolle vor einem Jahr wurden an einem Abend 25 Zelte und 80 Personen an 18 Feuerstellen angetroffen. Florian Karg, Älpler am Schrecksee, klagt über den Verlust von 50 Zaunpfählen im vergangenen Jahr. Die Camper hatten sie einfach herausgerissen und am abendlichen Lagerfeuer verbrannt. Übrig blieb Dreck und Müll, der nicht wieder mit ins Tal genommen wurde.
Seit Jahren appelliert unter ande- Schutzgebietsbetreuer Henning Werth an die Vernunft der Wanderer und Biwak-Freunde. Generell, sagt Werth, sei das Zelten, Lagern und Feuermachen im Schutzgebiet verboten. So steht es in der Schutzgebietsverordnung und so steht es auch auf Schildern am Weg zum See.
Die meisten der jungen Partymacher, die zum See aufsteigen, schert das offenbar nicht. Mindestens vier von ihnen bekamen dafür nun die Quittung. Sie hatten die Nacht kürzlich im Schlafsack am Schrecksee verbracht und wurden von einer Polizeikontrolle überrascht. Am frühen Morgen. In 1813 Metern Höhe. Jetzt erwartet sie eine Anzeige und ein saftiges Bußgeld.
Derartige Kontrollen wird es in Zukunft öfter geben, haben die Gemeinde Bad Hindelang, das Oberallgäuer Landratsamt und die Polizei in Sonthofen angekündigt. Man wolle die Zerstörung der großartirem gen Natur am Schrecksee nicht einfach hinnehmen, sagt der Hindelanger Bürgermeister Adalbert Martin. Es gelte, das Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen für nachfolgende Generationen zu erhalten. Gebietsbetreuer Henning Werth erklärt aus wildbiologischer Sicht: „Störungsfreie Tageszeiten sind für Arten wie das Alpenschneehuhn oder den Steinadler essenziell.“
Man sehe nun keine andere Möglichkeit mehr, als mit Kontrollen gegen das verbotene Lagern und den Vandalismus im Naturschutzgebiet vorzugehen, sagt Christian Schiebel vom Landratsamt in Sonthofen. Für Verstöße habe man ein Bußgeld in Höhe von 300 Euro vorgesehen – in gravierenden Fällen kann es auch noch höher sein. Der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz steht nach eigenen Worten hinter dem gezielten Vorgehen gegen das wilde Lagern: „Es kann ja nicht sein, dass Alphirten sich auch noch um die Beseitigung von Müll und anderen Hinterlassenschaften kümmern müssen.“
Der Schrecksee gilt als einer der schönsten Bergseen in den Allgäuer Al pen und liegt in einem kesselartigen Hochtal auf 1813 Meter bei Bad Hin delang, rund 300 Meter entfernt von der österreichischen Grenze.