Feuerwehrler mit Herz und Seele – auch über 63
Seit Juli dürfen Aktive bis zum Alter von 65 Jahren ihren Dienst ausüben. Was einer sagt, der aus der „Rente“zurückkam
Er war eigentlich schon weg. Im Oktober vergangenen Jahres beendete Anton Hartwig, ein „Urgestein“bei der Freiwilligen Feuerwehr Pöttmes, im Alter von 63 Jahren seine aktive Dienstzeit. Zum Dank für seinen Einsatz gab’s ein großes Fest und einen Gutschein für einen Aufenthalt im Feuerwehrerholungsheim in Bayerisch Gmain. Doch viel Zeit zum Erholen hat Hartwig nicht. Denn jetzt ist er wieder da, zurück im aktiven Dienst.
Die Regel, wonach Feuerwehrler mit 63 aus dem aktiven Dienst ausscheiden müssen, gilt nicht mehr. Im Juli trat eine neue Fassung des bayerischen Feuerwehrgesetzes in Kraft. Die Altersgrenze wurde auf 65 Jahre erhöht. Sehr zur Freude von Anton Hartwig und seinen Feuerwehrkameraden. Hartwig lacht und sagt: „Mir wurde vorher schon immer wieder sehr nahegelegt, dass ich nicht weit weggehen soll.“Gerne hat er zwei Jahre draufgepackt. „Man ist doch mit Herz und Seele dabei“, sagt er. Seit 49 Jahren ist er aktiver Feuerwehrler, 23 Jahre lang war er Kommandant in Pöttmes, leitete dort federführend den Neubau des Feuerwehrhauses.
Aufgrund seiner Ausbildung als Zugführer kann er weiterhin Einsätze leiten, falls der Kommandant oder dessen Stellvertreter nicht da sein sollten. Auch andere Führungsfunktionen wie die des Maschinisten kann er problemlos ausüben. Doch er muss nicht mehr an vorderster Stelle in den Einsatz. Unter vollem Atemschutz beispielsweise wäre das aus körperlichen Gründen auch gar nicht mehr möglich, sagt er.
Der neue Kreisbrandrat Christian Happach sieht das genauso: „Es gibt viele Aufgaben wie Gruppenführer oder Maschinist, die ältere Aktive übernehmen können.“Gerade bei größeren Einsätzen, wie beispielsweise dem jüngsten Großbrand in der Dasinger Western-City, sei es zudem sehr hilfreich, erfahrene Kollegen weiterhin dabei zu haben.
Anton Hartwig ist sogar der Ansicht, dass eine Altersgrenze von 65 Jahren nicht das Ende der Fahnenstange ist. Anderswo dürfen Feuerwehrler bereits länger aktiv sein. In Mecklenburg-Vorpommern etwa ist unter gewissen Voraussetzungen erst mit 67 Schluss. Hartwig berichtet, dass Feuerwehrler in der Schweiz aktiv bleiben dürfen, solange der Kommandant sie für einsatztauglich hält. In Hamburg hingegen endet der aktive Dienst bereits mit 60 Jahren. Wer bis 63 weitermachen will, muss Jahr für Jahr einen ärztlichen Nachweis vorlegen, dass er geistig und körperlich dazu in der Lage ist.
Dass die Feuerwehren mit einer höheren Altersgrenze die Nachwuchsprobleme lösen können, mit denen sie wie viele andere Vereine zu kämpfen haben, glauben allerdings weder Happach noch Hartwig. Kreisbrandrat Happach ist der Ansicht: „Das gibt einen kleinen Aufschub. Aber man kann sich darauf nicht verlassen.“Die Feuerwehren im Landkreis hätten zwar eine sehr gut gemischte Altersstruktur. Personalengpässe, weil eines Tages zu viele Ältere auf einmal wegbrechen, seien nicht zu befürchten. Dennoch müssten die Wehren versuchen, Quereinsteiger im Alter von 30 oder 40 Jahren für sich zu gewinnen, die bisher vielleicht noch keine Berührungspunkte mit der Feuerwehr hatten.
Happach hebt in diesem Zusammenhang die Jugendarbeit vieler Feuerwehren hervor: „Es wird gute Jugendarbeit gemacht.“Wo eigene Jugendfeuerwehren aufgebaut worden seien, gebe es Nachwuchs für die aktive Truppe. Von 104 Wehren im Landkreis haben Happach zufolge 68 eine Jugendfeuerwehr – mit insgesamt knapp 1000 Mitgliedern.
Der Idee von Kinderfeuerwehren, wie sie die Neufassung des bayerischen Feuerwehrgesetzes ebenfalls vorsieht, können weder Happach noch Hartwig viel abgewinnen. Nicht, weil sie Kinder nicht gerne in der Feuerwehr sähen. Sondern, weil ungeklärt ist, wer ihre Betreuung übernehmen könnte und dürfte. Schließlich sollen in Bayern schon Sechsjährige beitreten können. Kreisbrandrat Happach überlegt, ob Kindergärtnerinnen, die ohnehin Mitglied der Feuerwehr sind, die Jüngsten betreuen könnten. Hartwig hingegen glaubt: „Das kann nur über die Kommunen laufen“– beispielsweise über Sozialarbeiter.
(Archivfotos: Steiger, Abt)