Aichachs Bauamtsleiterin geht
Arbeitsverhältnis ist laut Auskunft von Bürgermeister Habermann mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Es knirschte schon länger
Martina Illgner ist nicht mehr Leiterin der Aichacher Bauverwaltung. Laut Bürgermeister wurde das Arbeitsverhältnis „mit sofortiger Wirkung“aufgelöst.
Aichach Martina Illgner ist nicht mehr länger Aichacher Bauamtsleiterin. Wie Bürgermeister Klaus Habermann am Montag mitteilte, sei das Arbeitsverhältnis „mit sofortiger Wirkung in beiderseitigem Einvernehmen“beendet worden. Die Entscheidung sei am Freitag vergangener Woche gefallen, so Habermann. Weiter wollte er sich nicht zu der Personalie äußern. Ein in der Geschichte der Stadtverwaltung absolut ungewöhnlicher Schritt.
Illgner war im Stadtrat seit Längerem umstritten gewesen. Vor allem bei der Stadtentwicklung in der Oberen Vorstadt war sie zunehmend unter Beschuss geraten. Stadträte beklagten immer wieder fehlende Informationen und unzureichende Sitzungsunterlagen. Insbesondere zwischen CSU-Fraktion und Bauamt knirschte es seit geraumer Zeit gewaltig. Zweiter Bürgermeister Helmut Beck (CSU) machte Illgner im Mai offen dafür verantwortlich, dass bei einigen Projekten „Sand im Getriebe“sei, so auch bei der Oberen Vorstadt. In der Stadtratssitzung im Juli lastete Beck der Bauamtsleiterin die Verzögerung bei dem Projekt persönlich an. SPD-Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Schindler nahm Illgner damals jedoch in Schutz: Ihr die Schuld für die Verzögerung zu geben, sei unfair.
Mehrfach konnte sich die Bauamtsleiterin mit ihren Beschlussempfehlungen für den Stadtrat zu wichtigen Vorhaben nicht durchsetzen. So zum Beispiel beim Parkraumkonzept. Die Idee Illgners, alle Parkplätze südlich des Rathauses probeweise zu sperren, um Dauerparker zu verlagern und so den Parkdruck zu mindern, fiel im Stadtrat im Juli vergangenen Jahres mehrheitlich durch. Auch bei ihrer Empfehlung im Juni dieses Jahres, die Forderung der CSU nach einer Erweiterung des Parkplatzes am Freibad zurückzustellen, gab es Gegenwind. Hans-Peter Port sprach sogar von einer „Verzögerungstaktik“, die „klar zu erkennen sei“. Schiffbruch erlitt Illgner mit ihrem Vorschlag, für den Bereich südlich der Bahnhofstraße einen Bebauungsplan aufzustellen. Sie wollte so die Achse zwischen Bahnhof und Altstadt städtebaulich und funktional verbessern und die Nachverdichtung in geordnete Bahnen lenken. Der Bauausschuss lehnte den Plan mehrheitlich ab, ebenso der Stadtrat – allerdings denkbar knapp mit einem Patt. Von dem Bebauungsplan und der Veränderungssperre wäre ein Bauvorhaben von Stadtrat Erol Duman (BZA) und dessen Bruder betroffen gewesen.
Illgner stand nicht nur im Stadtrat in der Kritik. Auch in der Bauverwaltung knirschte es ganz offensichtlich. Auffällig waren die vielen Fehltage von Mitarbeitern speziell in dieser Abteilung. Die Rede war von längeren krankheitsbedingten Ausfällen. Die zwischenmenschlichen Probleme sickerten durch, offiziell blieben sie als Begründung für die Kritik an der Leiterin der Bauverwaltung aber außen vor. Bei einem Pressegespräch vor einem Jahr wies Helmut Beck zurück, dass seine Fraktion ein generelles Problem mit der Bauverwaltung beziehungsweise mit Bauamtsleiterin Martina Illgner habe: „Es geht nicht um Personen, es geht um die Sache.“
Im Aichacher Stadtbauamt müssen nun Habermann zufolge die jeweiligen Sachgebiete die Projekte fortführen. Der Personalwechsel an der Spitze trifft das Amt in einer Zeit, in der mehrere wichtige Großprojekte anstehen. „Zur Zeit ist es heftig“, sagt Habermann.
Die 52-jährige Illgner hatte vor vier Jahren im Bauamt die Nachfolge von Josef Hell angetreten, der nach 14 Jahren Ende 2013 in den Ruhestand ging. Die Architektin und Verwaltungswirtin hatte sich gegen 27 Mitbewerber durchgesetzt. Zuvor war sie Stadtbaumeisterin in Königsbrunn (Kreis Augsburg) gewesen. Dort hatte sie 2010 die Leitung der Bereiche Stadtplanung und technisches Bauamt übernommen. (nsi, bac, cli)»Kommentar