Alle Probleme gelöst – bis auf, na ja…
Die Menschheit befindet sich auf einem Höhenflug. Dank Ingenieuren, Wissenschaftlern, ITMenschen und Silicon Valley. Bald dürfen wir das selbstfahrende Auto bestaunen, die (Taxi-)Drohnen, ja selbst privaten Flugverkehr – schnell mal zum Bäcker fliegen – ist nicht mehr in unerreichbare Ferne gerückt. Super-Hightech-Unternehmer wie Elon Musk konstruieren die wiederverwertbare Rakete (Daniel Düsentrieb wäre neidisch) und das Smarthome wird vom Smartphone aus gesteuert. Smart all over.
Lebensmittellieferungen werden online bestellt und bald bekommen junge Leute einen Chip ins Gehirn implantiert, mit dem sie ohne Handy immer chatten können. Alle Probleme gelöst! Wirklich alle?
Der soziale Wohnungsbau hängt in der Warteschleife, die Aggressionen in urbanen Zentren nehmen zu, ebenso Drogenkonsum, Depressionen und Schlaflosigkeit. Die Fifa hat sich erneuert und ist zur alten Korruption zurückgekehrt. Auch von Erdogan und Kim Jong Un werden wir so schnell nicht befreit werden. So sonnen wir uns im Gefühl, die rasch voranschreitende Technik sei der Garant für den menschlichen Fortschritt. Aber wenn wir unsere sozialen Fähigkeiten, Kooperation und Friedfertigkeit nicht befördern, wird uns auch das Smarthome bald keine Freude mehr machen.
Seit etwa 30 Jahren ist keine tiefergehende Schrift zum Thema Aggression geschrieben worden. Die Demokratie stagniert unter anderem, weil nicht mehr an der Abschaffung unsinniger Hierarchien gearbeitet wird. Kinder von armen Eltern haben immer noch die besten Chancen, ebenfalls arm zu werden, wogegen Kinder von reichen Eltern eher auch ein Leben in Wohlstand erwarten können.
Im „Heute Journal“erklärte unlängst ein Wissenschaftler, wir Zeitgenossen werden alle noch bemannte Drohnen erleben. Meine Vorfreude darauf hält sich in Grenzen.