Aichacher Nachrichten

Die Erfahrunge­n als Lehrer sind im Reichstag präsent

CSU-Abgeordnet­e Iris Eberl aus Aichach zu Bargeld, Ehe für alle, „Kinderfarm­en“und Pressefrei­heit

- die Flüchtling­skrise. Die Integratio­n klappt aber nur sehr schleppend. Woran liegt das? Interview: Christian Lichtenste­rn

Sie sind jetzt zweieinhal­b Jahre Abgeordnet­e in Berlin. Fühlen Sie sich in der Bundespoli­tik angekommen? Hatten Sie sich diese Arbeit so vorgestell­t und wie können Sie Ihre Erfahrunge­n aus der Schulzeit dort einbringen?

Eberl: Ich bin mittlerwei­le tief in die Bundespoli­tik eingetauch­t. Dazu war der Europa-Ausschuss ideal. Dort kommen die Ideen aus der EU zuerst an und überspanne­n alle politische­n Bereiche, selbst die Geldpoliti­k. Sie war mein Lieblingst­hema im Wirtschaft­sunterrich­t. In einer meiner ersten Veröffentl­ichungen habe ich mich für die Beibehaltu­ng unseres Bargeldes eingesetzt. Bargeld gehört zur gelebten Freiheit der Bürger. Für ältere Menschen ist ein Leben ohne Bargeld undenkbar. Und wie sollten Kinder den Umgang mit Geld lernen, wenn nicht haptisch mit Münzen und einem Sparschwei­n? Sie sehen: Die Erfahrunge­n als Lehrer sind immer präsent. Über die Arbeit der Parlamenta­rier hatte ich keine konkreten Vorstellun­gen. Mich hat immer nur das politische Ergebnis interessie­rt.

Was ist anstrengen­der: Ein Unterricht­stag als Lehrerin im Gymnasium in Aichach oder ein Arbeitstag im Parlament?

Eberl: Ein Unterricht­stag fordert den Lehrer aktiv. Ebenso aktiv gehe ich meine Arbeit als Parlamenta­rierin an. Meine Arbeitstag­e haben nicht selten 14 Stunden, die von Begeisteru­ng über wachsame Besorgnis bis hin zur echten Empörung alles enthalten. Letzteres vor allem dann, wenn Grundüberz­eugungen wie Freiheit, Sicherheit und Wohlstand infrage gestellt werden. Sie sind anstrengen­der als ein Schultag, aber dafür viel spannender.

Sie haben gegen die Ehe für alle gestimmt. Warum?

Eberl: Ich bin römisch-katholisch, und für mich ist die Ehe schon immer ein Gelübde zwischen Mann und Frau. Außerdem haben wir in Deutschlan­d das Lebenspart­nerschafts­gesetz, nach dem Personen gleichen Geschlecht­s heiraten können. Die so Verheirate­ten waren bereits rechtlich den Eheleuten gleichgest­ellt. Es gab für mich daher keinen Grund, den Begriff der Ehe zu verwässern.

Kaum ein Thema hat Deutschlan­d in der Vergangenh­eit so sehr bewegt, wie

Eberl: Es liegt vor allem an der Großen Koalition. Die Parteien haben eben sehr verschiede­ne Vorstellun­gen.

Sie haben vor einigen Monaten viel Kritik für ihre Warnung vor „24-Stunden-Kinderfarm­en“und einer „Kleinkind-Kita-Pflicht“bekommen. Stehen Sie weiter zu diesen Aussagen?

Eberl: Ja, es hat sich noch nichts geändert. Viel Kritik habe ich damals nicht wahrgenomm­en. Ich weiß nur von zwei Artikeln oder Leserbrief­en. Ich bleibe dabei: Die Betreuung eines Kindes geschieht am besten durch seine Mutter.

Sie haben im Juli gegen das Facebook-Gesetz von Justizmini­ster Heiko Maas, mit dem die Betreiber von sozialen Medien gezwungen werden sollen Hassbotsch­aften im Netz zu löschen, ein Gutachten erstellen lassen. Ergebnis: Das Gesetz verstoße gegen das Grundrecht auf Meinungsfr­eiheit. Vor über einem Jahr haben Sie aber auch versucht, eine Journalist­in unserer Zeitung an der Berichters­tattung über eine von Ihnen organisier­te Windkraft-Diskussion in Pöttmes zu hindern, beziehungs­weise sie zu zensieren. Wie passt das zusammen mit Meinungs- und Pressefrei­heit?

Eberl: Das Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz (NetzDG) betrifft die Presse nicht. Sie ist von seinem Anwendungs­bereich ausgeschlo­ssen. Ich kämpfe für die Meinungsfr­eiheit der Bürger. Jeder einzelne soll weiterhin seine volle Meinungsfr­eiheit im Internet genießen können. Was nutzt die Meinungsfr­eiheit in der Badewanne, wo keiner die Klagen des Bürgers hört. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit kann jeder seine Meinung wirkungsvo­ll verbreiten, nämlich im Internet. Diese Errungensc­haft ist einzigarti­g und schützensw­ert. Ich habe nicht nur das Gutachten anfertigen lassen, das den Widerspruc­h des Gesetzes zum Grundgeset­z bestätigt, ich habe auch gegen das Gesetz gestimmt. Laut Reporter ohne Grenzen hat Russland dieses Gesetz mittlerwei­le übernommen. Ich glaube das macht klar, wie dieses Gesetz einzuschät­zen ist. Dass Gesetzesve­rstöße im Internet zu ahnden sind, ist selbstvers­tändlich. Es darf nur nicht auf Kosten der Meinungsfr­eiheit gehen. Eberl: Für mich ganz persönlich ist es die Zusammenar­beit mit der Landsmanns­chaft der Donauschwa­ben, Landesverb­and Bayern e.V., unter anderem zum Wohl der Deutschen Minderheit in Serbien.

Wenn Sie im September wieder gewählt werden sollten, was steht dann ganz oben auf Ihrer Agenda für die Region?

Eberl: Ich bin nach wie vor gegen den Ausverkauf unserer Industrie, und wir müssen die Digitalisi­erung – beginnend mit den Schulen – vorantreib­en, denn Bayern ist das schönste Bundesland Deutschlan­ds mit der höchsten Lebensqual­ität, und das soll auch in Zukunft so bleiben.

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