Erfolgreich ganz ohne Businessplan
Ein Buch erzählt die Geschichte der Friedberger Firma Mobiheat. Aus einer Idee für mobile Wärme wurde ein mittelständisches Unternehmen. Was Andreas Lutzenberger und Helmut Schäffer Gründern raten
Friedberg Derching Andreas Lutzenberger und Helmut Schäffer waren sich einig: „Irgendwann verscheppern wir diese Firma“, sagten die beiden Kissinger vor 13 Jahren, als sie in Schäffers Keller die Firma Mobiheat gründeten. Der Erlös sollte den Ruhestand sichern für Schäffer, den Zentralheizungs- und Lüftungsbauer, und den gelernten Kaufmann Lutzenberger. Aber dass das Geschäft solche Dimensionen annehmen würde, hätten die beiden Unternehmer nie gedacht. Inzwischen beschäftigen sie knapp 60 Mitarbeiter am Firmensitz in Derching und weiteren Standorten in Göttingen, Oldenburg, Krefeld sowie in Österreich und der Schweiz. Jedes Jahr stieg der Umsatz um etwa ein Drittel, 2016 lag er bei 15 Millionen. Den erstaunlichen Erfolg beschreibt jetzt ein Buch.
Schäffer und Lutzenberger trafen mit ihren Produkten ins Schwarze: sofort anschlussfertige mobile Heizzentralen mit einer Leistung von drei Kilowatt bis zehn Megawatt. Wenn die Heizung plötzlich ausfällt oder für längere Zeit eine Modernisierung ansteht, sind diese Anlagen eine gute Übergangslösung. Sie versorgen Gebäude innerhalb kurzer Zeit wieder mit Wärme und Warm- Meistens werden die Geräte für eine gewisse Zeit vermietet. Neben der mobilen Wärme hat aber auch die Nachfrage nach mobiler Kälte zugenommen. Auch in diesem Bereich bietet Mobiheat individuelle Lösungen. Ob Klimatisierung oder Prozesskühlung, die Derchinger sorgen zeitnah für die nötige Kälteversorgung. Landrat Klaus Metzger hob bei einem Firmenbesuch den „außergewöhnlichen Gründergeist“bei Mobiheat hervor: „Das ist extrem wichtig für die Innovationsund Wettbewerbsfähigkeit eines Wirtschaftsstandortes, sollte anderen Mut machen und viele Nachahmer finden.“Vorbildlich sei, dass der Betrieb auch selbst ausbilde.
Nach der Firmengründung 2004 in Kissing vergrößerte sich die Firma rasch und zog nach einigen Jahren ins Gut Lindenau bei Kissing, später in das Friedberger Gewerbegebiet. Seit 2016 entsteht direkt an der A 8 im Friedberg-Park Derching auf 10 000 Quadratmetern der neue Hauptsitz. Produktionshalle mit Büros sowie Lagerhalle stehen bereits. Das fünfstöckige Verwaltungsgebäude soll bis Ende des Jahres fertiggestellt werden. Die Büros sind im Moment noch in Containern untergebracht. „Das ist ein äußerst attraktiver Standort für uns, quasi mit eigener Autobahnausfahrt. Wir konnten hier so planen und bauen, dass die großen Laster auf dem Gelände nicht mehr umständlich wenden oder rückwärtsfahren müssen, sondern nach dem Be- und Entladen wieder bequem vom Gelände fahren können“, sagt Schäffer. Mittlerweile ist der hessische Energieversorger EVO ins Unternehmen mit eingestiegen und mit Marc-Oliver Pehlke ein weiterer Geschäftsführer.
Aber warum dazu ein Buch schreiben? Der Start des Unternehwasser. mens war weder richtig geplant, noch wurde der Aufbau mit einem Businessplan hinterlegt. Mit dem Buch wollte man einen Blick hinter die Kulissen geben: Unterhaltsam, verrückt und irgendwie doch normal. Die Autoren wollten bei ihrem Buch, Titel „Einfach machen“, nicht nur Daten und Zahlen aneinanderreihen, sondern lustige Geschichten erzählen, die sich während des Unternehmensaufbaus ereignet haben. Dazu wählten sie einen eher ungewöhnlichen Weg. So ist es bereits Inhalt des Buches, dass sich die beiden Firmengründer Lutzenberger und Schäffer mit Christian Chymyn, ihrem Pressemann, in einem Café treffen, um ihm zu sagen, dass er mit ihnen ein Buch schreiben solle. Doch der ins Auge gefasste Autor ist nicht gerade angetan von der Idee. Ebenso wenig kann er sich mit Augsburg anfreunden. Er selbst kommt aus Dachau und hält sich eher in München auf. Durch widrige Umstände kommt es jedoch so weit, dass das Dreiergespann zwei volle Tage inklusive Übernachtung in Augsburg verbringen muss und dort so einiges erlebt.
Der Leser wird auf Entdeckungsreise durch die Fuggerstadt mitgenommen. Quasi nebenbei wird ihm die Mobiheat-Geschichte serviert. Die Autoren erhoffen sich, dass Gründer viel für sich herausziehen können. Vor allem, dass es jeder kann. „Man muss es einfach machen! Und auch mal die eingetretenen Pfade verlassen und auf sein Bauchgefühl hören. Dazu braucht man keine Businesspläne.“(mit