Ein Pandabär als Hauptgewinn
Die Losbuden gehören zum Volksfest wie die Bierzelte. Wie läuft das Geschäft mit den Papierröllchen und heißt es wirklich immer „Gewinne, Gewinne, Gewinne?“
Auf dem Plärrer möchte der eine einen wilden Ritt auf einer Achterbahn machen, der nächste schießt am liebsten auf Ton-Enten und manch einer versucht sein Glück an den Losbuden – vielleicht bei Siegfried Springer. Er steht in seiner Losbude und spricht in sein Mikrofon: „Gewinne, Gewinne, Gewinne – hier!“, während im Hintergrund immer wieder die gleiche Melodie ertönt. Als eine Familie ihm ihre Lose gibt, sagt er: „750 Punkte! Hier könnt ihr euch was aussuchen“, und deutet auf Kuscheltiere und kleine Leuchtbälle.
Siegfried Springer verkauft seit 30 Jahren Lose auf Volksfesten in ganz Deutschland. Das ganze Jahr ist er mit seiner Frau unterwegs. Das Geschäft mit den Losen sei in den letzten Jahren anstrengender geworden, sagt er. „Früher gab es diese Kuscheltiere und Sonderangebote nur an den Losbuden, heute können die Leute das überall kaufen.“
Ab 30 Cent ist ein Los zu haben. Und das ist ein kleiner Gewinn, Nieten gibt es bei Springer nicht. „Das kleinste Los bringt bei uns zehn Punkte“, erklärt Springer. Dafür bekommen die Kunden einen Bleistift oder einen Lutscher. Wer seine Chancen auf einen Gewinn erhöhen möchte, kauft einen Beutel mit 55 Losen. Bei Springer würde der Kunde damit mindestens 550 Punkte erreichen, dafür ist ein kleines Kuscheltier zu haben. Springer hat wie alle Losverkäufer keinen Einfluss auf die Zusammensetzung der Lose. Eine Firma stellt die Beutel nach dem Zufallsprinzip zusammen und verkauft sie an die Losbudenbe- treiber, auch das ist Vorschrift. Wer bei Springer den Hauptgewinn, 5000 Punkte, zieht, hat aus allen Artikeln die freie Auswahl. „Die meisten Leute nehmen das Größte, was wir zu bieten haben“, sagt er. Das Größte, das sind riesige Kuscheltiere, ein Elefant oder ein Teddybär mit großen Kulleraugen. Aber auch Haushaltsartikel sind in dem Sortiment der Losbude zu finden: Popcorn-Maschinen, Mixer oder Toaster. Springer spricht wieder in sein Mikrofon: „Wir räumen die Bude leer heute, das ist klasse hier!“. Dann drückt er auf einen Knopf und die schrille Melodie ertönt erneut. Stören würde ihn das ständige Gedudel seiner eigenen Bude und das der anderen nicht. Springer hat das Losgeschäft von seinem Vater übernommen. „Wenn man auf Volksfesten groß wird, werden sie automatisch ein Teil von dir“, sagt er.
Gerhard Diebold ist ebenfalls ein alter Hase im Geschäft mit den Losen. Seine Losbude „Monte Carlo“ist seit 35 Jahren auf den meisten Volksfesten zu finden. Auf dem Plärrer ist er als Augsburger jedes Jahr dabei. „Meine Familie ist hier schon seit 150 Jahren vertreten“, sagt Diebold. Dabei hätten seine Verwandten alles Mögliche gemacht, erzählt er. Essensstände, Schausteller, Fahrgeschäfte: „Bei uns gibt es nichts, was es nicht gibt“. Der Hauptgewinn an seinem „Monte-Carlo-Stand“ist ein riesiges Kuscheltier. 5000 Punkte muss das Los haben, damit ein kindsgroßer Teddybär über die Theke wandert. „Die Wahrscheinlichkeit für den Hauptgewinn ist 1:600“, erklärt er. Auch Diebold empfindet das Losgeschäft als zunehmend schwierig. Inzwischen könne man Teddybären und Wasserpistolen eben überall kaufen, meint er. Und das Freizeitangebot sei im Vergleich zu früher mehr geworden, die Losbude nicht mehr die einzige Attraktion. Aber er ist überzeugt, dass er auch die nächsten Jahre noch hauptberuflich Losverkäufer sein wird. „Ich hab’s halt einfach im Blut“, sagt Diebold. Dann spricht er ein Paar an, das vor seiner Losbude stehen geblieben ist. „Auf gehts, mitspielen, mitgewinnen.“