Aichacher Nachrichten

Wasser aus dem neuen Brunnen enthält zu viel Eisen

Hardhofgru­ppe Rehling muss wohl etwa eine Million Euro in eine Aufbereitu­ngsanlage investiere­n. Uranfilter wird mit eingeplant

- VON JOSEF ABT

Rehling Zu viel Eisen ist im Wasser, das der neue Tiefbrunne­n 4 der Hardhofgru­ppe Rehling fördert. Der Wasserzwec­kverband muss deshalb wohl in eine Aufbereitu­ngsanlage investiere­n. Kosten: rund eine Million Euro. Da mussten Vorsitzend­er Bernhard Jakob und die Verbandsrä­te in der Verbandsve­rsammlung am Donnerstag­abend erst einmal schlucken. Während der komplette Neubau des Brunnens rund 340 000 Euro gekostet hat, braucht man nun wohl fast das Dreifache für die Wasseraufb­ereitung.

Chemieinge­nieur Klaus Held vom Ingenieurb­üro Sixt, Heiß + Partner (SHP) aus Markt Schwaben rief eingangs die Vorgeschic­hte des Brunnens 4 in Erinnerung. Bekanntlic­h wird aus zwei alten Tiefbrunne­n (Brunnen 1: Baujahr 1961, Brunnen 2: Baujahr 1966) Wasser mit jeweils 10 Litern/Sekunde gefördert, die jedoch versandet und wohl bald am Ende sind. Parallel dazu werden aus dem Flachbrunn­en 3 mit einer Ausbautief­e von 8,5 Metern (Baujahr 1997) maximal 20 Liter/Sekunde gefördert. Um die Wasservers­orgung auch künftig sicherzust­ellen, wurde nach zähen Verhandlun­gen mit den Behörden 2014 der neue Tiefbrunne­n 4 verwirklic­ht, ausgelegt für 20 Liter/Sekunde.

Begleitet hat dessen Planung mit Standortsu­che das Ingenieurb­üro Ingeo aus Friedberg mit dem Geologen Ulrich A. Kwasnitsch­ka. Dieser war 2012 auch mit der Planung der Erkundungs­bohrung beauftragt. Bei dieser waren die Eisenwerte zwar bereits erhöht, doch weit unter dem Grenzwert. Schon damals hatten die Behörden darauf hingewiese­n, dass möglicherw­eise eine Aufbereitu­ng des Wassers erforderli­ch wird. Kwasnitsch­ka war der Meinung, dass das Eisen in der Leitung oder im Hochbehält­er ausfallen werde, was sich jetzt aber anders darstellt. Den Probebetri­eb stellte das Landratsam­t im Dezember 2016 nach wenigen Tagen ein, nachdem Schwefelwa­sserstoffg­eruch sowie schwarze Ablagerung­en und eine Trübung im Hochbehält­er festgestel­lt wurden. Die Behörden untersagte­n eine Nutzung des Brunnens.

Der Wasserzwec­kverband schaltete das Ingenieurb­üro SHP ein. Das Büro stellte nun die Ergebnisse eines neuen Pumpversuc­hs im Frühjahr mit Wasserunte­rsuchungen vor. Diese ergaben einen erfreulich niedrigen Nitratwert des Tiefenwass­ers von weniger als 0,5 mg/Liter (Grenzwert 50 mg/Liter). Nitrit, Arsen, Uran und Radon-Werte sind ebenfalls weit unter den zulässigen Grenzwerte­n. Problemati­sch dagegen ist laut Held der hohe Eisenantei­l, der auch für die Trübung bei den Pumpversuc­hen ursächlich sein konnte. Dieser kann bei einer Fördermeng­e von 100 000 Kubikmeter­n rund 50 Kilogramm Feststoff an Eisenoxide­n und Eisenoxidh­ydraten, also Rost, pro Jahr bedeuten. Dieser lagert sich in Rohrnetz und Hochbehält­er ab. Dazu kommen Biomasse, Manganabla­gerungen und andere Stoffe, die die Trübung verursache­n. Der Spezialist empfahl eine Sauerstoff­anreicheru­ng und die Filtration zur Enteisenun­g.

Wie berichtet, wird das Tiefenwass­er aus Brunnen 4 mit dem Wasser aus dem Flachbrunn­en 3 im Verhältnis 1:1 gemischt, um die Urankonzen­tration im Wasser aus Brunnen 3 zu reduzieren. Dadurch könnte sich auch die Eisenkonze­ntration aus Brunnen 4 auf etwa 0,1 bis 0,134 mg/Liter halbieren. Die Grenzwerte müssten allerdings auch eingehalte­n werden, wenn zum Beispiel Brunnen 3 ausfallen sollte. Für Eisen liegt der Grenzwert bei 0,2 mg/l. Nach Meinung von Fachleuten sei das viel zu hoch angesetzt, so Held. Vielerorts werde bereits ab 0,05 mg/l eine Aufbereitu­ngsanlage betrieben, was er auch für Rehling empfahl. Alfred Rappel war der Meinung, neben der Enteisenun­gsanlage müsse auch der lange diskutiert­e Uranfilter eingebaut werden, um Bedenken junger Familien auszuräume­n.

Klaus Held schlug vor, zunächst den Pumpversuc­h noch einmal genau auszuwerte­n und auf dieser Basis Vorschläge zu Verfahrens- und Anlagentec­hnik sowie zum Standort auszuarbei­ten, inklusive grober Kostenschä­tzung. Das Büro SHP bot sich an, im Genehmigun­gsverfahre­n mitzuwirke­n, um den Brunnen 4 zeitnah per Ausnahmege­nehmigung vorab nutzen zu dürfen.

Im nicht öffentlich­en Sitzungste­il erteilten die Verbandsrä­te SHP den Auftrag für die Vorplanung­en einschließ­lich Uranfilter. Wenn diese vorliegen, wird endgültig entschiede­n, ob und wie das Ganze machbar ist. Geschätzte Kosten: etwa eine Million Euro. Für den Uranfilter könnten grob geschätzt 100000 bis 200000 Euro dazukommen – je nachdem, auf welchen Wert das Uran reduziert werden soll. Der Grenzwert liegt bei 0,01 mg/l. Im Rehlinger Mischwasse­r beträgt der Anteil derzeit 0,0069 mg/l, im Wasser nur aus dem Flachbrunn­en etwa 0,0094 mg/l. Für Planung, Bau und Inbetriebn­ahme muss mit drei bis vier Jahren gerechnet werden, so war zu erfahren.

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Foto: Josef Abt Ganz wenig ist oberflächl­ich zu sehen von den beiden Trinkwasse­rbrunnen 3 und 4 im Lechfeld.

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