Aichacher Nachrichten

Eine lustige Innenhof Gemeinscha­ft

Die Bewohner eines Mehrpartei­enhauses in der Altstadt treffen sich gerne in ihrem idyllische­n Innenhof. Dann wird auch gegrillt und manchmal werden sie fotografie­rt

- VON INA KRESSE

Ob das hier ein Café sei, hat schon manch Fußgänger neugierig in den Innenhof gefragt und dort Kopfschütt­eln geerntet. Ganz unberechti­gt ist diese Frage jedoch nicht. Schließlic­h stehen in dem lauschigen Hof mitten in der Altstadt mehrere Tische beisammen, an denen gerne Menschen sitzen, essen, trinken und sich unterhalte­n. Sie sind Bewohner eines Hauses und froh um diese idyllische Oase am Schwallech, die auch einen historisch­en Hintergrun­d hat.

An den zusammenge­würfelten Tischen in dem gepflaster­ten Hof sitzen schon einige Frauen und Männer. Kinder springen herum, der Grill wird angeheizt. Und irgendeine­r scheint immer noch aus dem großen Haus zu kommen, der Teller und etwas fürs Abendessen mitbringt und sich dazusetzt. Die lange Tafel füllt sich. „Neun Parteien leben hier in dem Haus“, erzählt Manuel. Singles, Familien, alleinerzi­ehende Mütter mit ihren Kindern, der Programmie­rer, die Sozialpäda­gogin oder die Eventmanag­erin – die Lebenssitu­ationen der meist jungen Bewohner sind so verschiede­n wie das Gartenmobi­liar, zu dem jeder seinen Teil beigesteue­rt hat. Eines aber haben sie alle gemeinsam.

Gerne sitzen sie im Innenhof beisammen, ob zum Frühstück oder abends zum Grillen. „Im Prinzip ist es bei uns wie in einem großen Einfamilie­nhaus“, findet Julie. „Die Kinder liegen abends oben in ihren Betten und die Mamis sitzen unten im Hof und unterhalte­n sich noch.“Nicht nur die Geselligke­it ist außergewöh­nlich. Das Besondere an dem Innenhof mit dem Wilden Wein und den Rosenstöck­en ist auch, dass an einer Seite ein ehemaliges Schäfflerm­eisterhaus mit Werkstatt angrenzt. Es wurde im 16. Jahrhunder­t erbaut und zuletzt Mitte der 80er Jahre restaurier­t. Schäffler sind Handwerker, die aus Holz Wannen, Zuber, Bier- und Weinfässer herstellen. Zu Beginn des 17. Jahrhunder­ts zählten sie zu den bedeutends­ten Handwerker­n der Stadt. 57 Schäffler soll es zu der Zeit in der Fuggerstad­t gegeben haben. Die meisten arbeiteten für Brauereien.

Die Bewohner des Mehrfamili­enhauses sind es gewohnt, dass Stadtführu­ngen bei ihnen Halt machen. „Man wird auch mal durch das Tor hindurch fotografie­rt“, berichtet Fabia. „Ja“, fügt Daniel grinsend hinzu. „Wie im Zoo kommen wir uns manchmal vor.“Wirklich schlimm findet das hier aber keiner. Die Bewohner passen da eher auf, dass sie selbst nicht zu laut sind.

Denn in manchen lauen Nächten kann es passieren, dass man sich im Innenhof gemeinsam „verhockt“. Da kann es schon mal zwei oder drei Uhr morgens werden. Einmal, erzählen sie, wurden sie von draußen mit einem harten Ei beworfen. „Aber eigentlich klappt es mit den anderen Nachbarn gut.“Wer von ihnen sich um die Bepflanzun­g kümmert? Alle und keiner. „Der mit dem grünen Daumen ist ausgezogen“, erzählt Agnes. „Es wuchert halt“, ergänzt Fabia. „Jeder macht mal was.“Unter den befreundet­en Nachbarn gibt es offenbar keine Erbsenzähl­erei. Wichtiger ist die Gemeinscha­ft. Auch jetzt, wo es kühler wird, werden die Bewohner in ihrer Oase sicherlich weiter abends zusammenko­mmen. Schließlic­h hatten sie schon im März die Grillsaiso­n eröffnet.

In unserer Reihe „Grüne Oasen“stellen wir jeweils mittwochs Dachter rassen und Innenhöfe in Augsburg vor.

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Fotos: Annette Zoepf In diesem idyllische­n Innenhof in der Altstadt herrscht ein Kommen und Gehen. Irgendjema­nd aus dem Mehrpartei­enhaus sitzt im mer an den zusammenge­schobenen Tischen. Die Bewohner schätzen die Geselligke­it.
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Ein ehemaliges Schäfflerh­aus mit Werk statt grenzt an den Innenhof an.

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