Auf der Willkommenstour durch Augsburg
Viele Auszubildende in der städtischen Altenhilfe haben Migrationshintergrund. Was sich ihr neuer Arbeitgeber alles einfallen lässt, damit sie sich hier besser einleben
Der Großteil der Auszubildenden in der städtischen Altenhilfe hat Migrationshintergrund. Unter den insgesamt 15 neuen, 17 bis 44 Jahre alten Azubis stammen elf aus dem Ausland. Sie bekamen eine spezielle Stadtführung durch Augsburg. Daniela Frumert, die für die Öffentlichkeitsarbeit der städtischen Altenhilfe zuständig ist, hat eine Erklärung für den hohen Ausländeranteil unter den Azubis.
„Das Image der Pflegeberufe ist in deren Ländern einfach ein ganz anderes als bei uns. Deswegen kommen sie hierher.“Die angehenden Pflegekräfte stammen aus Albanien, Bosnien, Kroatien und Nigeria. Der Albaner Likmeta Suad ist einer von ihnen. „Ich habe zu Hause ein Studium für Sozialarbeit bis zum Bachelor gemacht. In Deutschland stehen die Chancen auf einen Pflegejob viel besser als in Albanien. Deswegen will ich hier arbeiten.“
Im Berufsalltag treffen die Azubis meist auf Pflegebedürftige, die wenig beziehungsweise gar keinen Migrationshintergrund haben. Zum gegenseitigen Verständnis sei es wichtig, dass den neuen Auszubildenden Wissen über kulturelle Prägungen und Sichtweisen vermittelt wird, sagt Margret Spohn, Leiterin des Büros für Migration, Interkultur und Vielfalt.
Deshalb veranstaltet das Büro zusammen mit der Altenhilfe der Stadt Augsburg für die Neuankömmlinge die sogenannten „Welcome Days“mit einer speziellen Stadtführung. Ziel ist, dass die Auszubildenden die für sie neue Kultur kennenlernen. Außerdem sind einige nur für die Ausbildung nach Augsburg gekommen. Und so ist ein weiteres Ziel der Willkommenstage, den meist jungen Erwachsenen die Stadt näherzubringen.
„Früher hat es oft Abbrecher gegeben, weil die Azubis mit Sprache und Integration nicht zurechtgekommen sind. Das soll sich mit diesem Pilotprojekt ändern“, erklärt Frumert. Damit es den jungen Azubis leichter fällt, sich einzuleben, helfen die Organisatoren der Willkommenstage ihnen auch bei der Wohnungssuche. Das reiche dann von einfacher Unterstützung durch die Nutzung von Kontakten bis hin zur Bereitstellung von Wohnflächen, so Frumert. „Wir haben zwei Azubis dabei, die wir im Paritätischen Hospitalstift untergebracht haben.“
Die Stadtführung für die neuen Azubis startet in der Kresslesmühle. Dort geht es auch gleich an die erste Übung. Die Azubis sollen lernen, wie wichtig Namen sein können. So soll jeder seinen Vor- und Nachnamen nennen und erklären, was diese bedeuten und was sie damit verbinden. „Mein Name kann entweder Zukunft oder Weltuntergang heißen“, erzählt die Türkin Ferda Eroglu. „Meistens bevorzuge ich den Weltuntergang“, scherzt sie. Schon bald zeigt sich, dass Namen sehr viel über eine Person aussagen, sei es über Herkunft, Religion oder über ein Elternhaus. „Namen sind die Tore zur interkulturellen Verständigung und Kommunikation“, stellt Margret Spohn fest. Auf dem Rathausplatz sollen die Neu-Augsburger Passanten beobachten, ihre Mimik, ihre Gestik und wie sie sich begrüßen. Auch hier werden einige Unterschiede zu anderen Kulturen festgestellt.
Während die Teilnehmer auf dem Rathausplatz reden, bleiben ein paar Passanten stehen, um zuzuhören und mitzudiskutieren. Den Auszubildenden gefällt das Programm. „Der Tag macht mir sehr viel Spaß“, sagt Tina Kasa, ebenfalls Albanerin, die ihren Bachelor im Bereich Sozialarbeit gemacht hat. „Wir freuen uns, dass man sich so große Mühe gibt, uns zu helfen einen guten Einstieg in den Ausbildungsberuf zu finden und sich in Augsburg wohlzufühlen.“
Später, im Laufe des Tages, geht es noch hinauf auf den Perlachturm, dann in die Stadtbücherei. Weitere Stationen sind das Grandhotel Cosmopolis und das Brechthaus. An jedem dieser Orte werden den angehenden Azubis Kultur, Werte und Normen nähergebracht und erklärt, wie man sich jeweils am besten verhält.