Mit dem „Partymobil“nach Berlin?
Alerheims Bürgermeister Christoph Schmid setzt auf unkonventionellen Wahlkampf im Wahlkreis Donau-Ries. Der SPD-Politiker will nicht trotz, sondern wegen seiner Partei gewählt werden
Alerheim/Aichach Friedberg In Alerheim ist der Bürgermeister noch selbst für die Mülltonnen zuständig. Auch, wenn ein frisch gebügeltes, weißes Hemd nicht die beste Kleidung für diese Aufgabe ist. Christoph Schmid krempelt die Ärmel hoch und packt an. Während er die staubigen Behälter hinter sich herschleift, lässt er seinen Blick nach rechts schweifen, wo sich am Horizont ein Hügel, der Wennenberg, abzeichnet.
Christoph Schmid ist tief in seiner Gemeinde verwurzelt. Schon der Großvater war Bürgermeister in Alerheim. Dass ihm die Parteizugehörigkeit in die Wiege gelegt wurde, kann man aber nicht behaupten. Denn während seine Schwester sich für eine Karriere in der CSU entschieden hat, war Schmid schon als Jugendlicher eher links eingestellt.
Seine erste politische Aktion war eine Demonstration gegen eine NPDVeranstaltung in seiner Heimatgemeinde, die er damals organisiert hat. Zu den Hits von Hans Söllner greife er mittlerweile aber eher nicht mehr. Schmid kratzt sich am Hinterkopf. „Bei manchen Sachen ist es mir fast peinlich, dass ich das mal gehört habe.“
Im Ries, da kennt man ihn, den Christoph Schmid. Auf überregionaler Ebene ist er ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt. Seine politische Karriere ist vergleichsweise jung, auch wenn er bereits seit mehr als 15 Jahren Mitglied der SPD ist. 2008 wurde er in Alerheim mit 31 Jahren zum Bürgermeister gewählt, im Gemeinderat saß er vorher nie. Sechs Jahre später übernahm der Kreisrat den Vorsitz der SPD im Landkreis Donau-Ries. Als die Bundestagsabgeordnete Gabriele Fograscher erklärte, sie würde auf eine erneute Kandidatur im Wahlkreis verzichten, entschieden sich seine Parteigenossen für Schmid. Nicht ohne Grund. Der 41-Jährige ist in seiner Heimat beliebt. Nicht nur, weil er in seiner zweiten Amtszeit als Bürgermeister mit 97,4 Prozent der Stimmen bestätigt wurde – als SPDler in einer bayerischen Gemeinde. Schmid ist kein Politiker vom alten Schlag. Im Gemeinderat oder auf einer Veranstaltung darf es bei ihm auch locker zugehen. „Manchmal bin ich vielleicht etwas zu flapsig“, meint Schmid und verzieht das Gesicht. Wenn es möglich sei, bringe er seine zwei kleinen Töchter auch einfach mit zu einem Termin. „Es ist mir wichtig, so viel Zeit wie möglich mit der Familie zu verbringen.“
Doch er wolle nicht nur als der Kumpeltyp wahrgenommen werden, sondern als seriöser Politiker. „Ich möchte auch nicht, dass die Leute mich nur wählen, weil sie mich als Person mögen. Sie sollen auch die Werte meiner Partei unterstützen“, sagt Schmid. Für seinen Wahlkampf hat sich der Bürgermeister etwas Außergewöhnliches einfallen lassen. Einen kleinen Hot-Dog-Wagen hat der 41-Jährige zum „Partymobil“umgebaut. Mit dem knallroten Gefährt macht Schmid dort Wahlkampf, wo Politiker die Menschen mit bewährten Methoden nicht erreichen. Mit Schmid am Herd werden dann kleine Grillfeiern ausgerichtet. Nur um Spaß gehe es dabei aber nicht, schließlich will der 41-Jährige auch bekannt machen, wofür er steht. Etwa dafür, dass die Voraussetzungen für Familien in der Region verbessert werden. Auf den Feiern soll also auch über ernste Themen gesprochen werden. „Christoph Schmid ohne Politik, das gibt es sowieso nicht“, beschreibt er sich selbst.
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Am Sonntag, 24. September, ist Bundestagswahl. Wir stellen die Direktkandidaten für die beiden Wahlkreise Augsburg-Land und Donau-Ries vor. Der größte Teil des Landkreises Aichach-Friedberg zählt zum Wahlkreis Augsburg-Land, acht Kommunen im Landkreisnorden (Baar, Pöttmes, Inchenhofen, Kühbach, Schiltberg, Petersdorf, Aindling, Todtenweis) gehören zum Wahlkreis Donau-Ries.