Aichacher Nachrichten

Lieder über das Leben und seine Stolperste­ine

Als Liedermach­er schafft es der Münchner Schauspiel­er Michael Fitz im voll besetzten Canada, Gefühle zu beschreibe­n und Kitsch zu vermeiden. Liebe und Leid sind seine Themen – manchmal mit überrasche­nden Pointen

- VON MANUELA RIEGER

Aichach Obermauerb­ach Wenn dieses Kunststück einer kann wie der Münchner Michael Fitz, menschelt es zwischen den Zeilen. Der Zuhörer fühlt sich angesproch­en von den feinen Beobachtun­gen aus dem Alltag. Der Schauspiel­er und Liedermach­er, der früher schon mal das Pop-Genre bediente, ist bekannt dafür, mit selbst komponiert­en Titeln Treffer zu landen. Da kommt ein Spross der Schauspiel­er- und Künstlerfa­milie Fitz am Freitagabe­nd nach Mauerbach ins Canada, wo er als gern gesehener Gast rangiert.

Der Schauspiel­er, der vor allem aus dem Münchner „Tatort“bekannt ist, singt als Liedermach­er übers Leben und die Liebe, selbst mitten in der Midlife-Krise. In „Der Bruada“beschreibt er diese Doppeltäti­gkeit als Liedermach­er und Schauspiel­er.

Fitz entpuppt sich als Krisenmana­ger mit ironischem Gespür. Er rührt die Zuhörer und amüsiert sie zugleich, und er lässt sich ein auf die herben Momente im Leben, wenn zum Beispiel zum Schluss das allgegenwä­rtige Wissen um die eigene Vergänglic­hkeit einmal mehr vehement an die Tür zur vermeintli­ch heilen Welt pocht.

Natürlich geht es ihm ebenso um die Frage: „Was bin i, was mach i? Bin i des, was du suachst, was du brauchst? Mit seinem Lied „Was I bin“versucht er, darauf Antworten zu finden. Einer, der nicht den Macho markieren muss und sich schlicht als fühlender Mensch gibt.

„Des bin I“heißt das Programm, in dem Michael Fitz sehr private Empfindung­en und Erlebnisse erzählt im übervollen Canada. Dabei geht es dem Liedermach­er um das Leben und seine Stolperste­ine, aber auch um die glückliche­n, bewegenden Momente, die der Lebensweg zu bieten hat. Neben Liebe gab es auch eine Reihe von vermeintli­chem Leid. Allerdings waren diese Lieder nicht geeignet, die Zuschauer zu Tränen zu rühren – zu skurril waren die Zwischenbe­merkungen und der Sprachwitz. Tragische Bilder lösten sich in einer nicht geahnten Pointe auf. „Die Liebe ist eine verwirrend­e, aber schöne Sache“, sagt Fitz. Doch nach langer Beziehung entstünden oft Dissonanze­n, Leere, wird es auch mal „ganz schee komplizier­t mit uns zwoa“. Während er erzählt, wechselt oder stimmt er seine Gitarren, die er in allen musikalisc­hen Varianten einsetzte. Dazwischen bemängelt er eine Welt voller Narzissten, die sich für die Größten hielten. Dazu seine Lieder, die bescheiden erzählen vom Leben und den persönlich­en Erlebnisse­n.

„Ich bin ein Spätzünder“, gesteht Fitz. Jahresthem­en bekomme er erst später mit. Zum Beispiel das Thema Willkommen­skultur verarbeite­t Fitz in seinem Lied „Bsuach“. Dieser kommt trotz Smartphone und Social Media unangemeld­et. Schuldbewu­sst verweist er auf sein Durcheinan­der („hab no net aufgramt“) – und freut sich dann doch: Komm rein, wennst scho da bist.

Und weiter: Ist es Vorsicht oder Feigheit, dass er „Hintam Zaun“abwartet? Auch „I geh net aufs Eis“zeugt von einer gewissen Vernunft, weil er sich lieber seinen eigenen Teich buddelt, in dem das Wasser nur knietief ist.

Die Besucher im Canada waren von dem Abend, der gespickt war mit (musikalisc­hen) Gefühlen, Ironie und Humor, mehr als begeistert: Ohne Zugaben durfte Fitz die Bühne nicht verlassen.

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Foto: Manuela Rieger Mal nicht als Kommissar im „Tatort“, sondern als Liedermach­er im Canada wusste Michael Fitz zu begeistern.

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