„Majestät, wer ko, der ko“
Unterhaltsame Geschichten über Bayerns Monarchen und Volkslieder begeistern im Sisi-Schloss
Aichach Unterwittelsbach Einen lustigen und unterhaltsamen Abend erlebten die Besucher am Freitagabend im Sisi-Schloss in Unterwittelsbach. „Gsunga & Gredt“hieß es dort. Gisela und Sigi Bradl spielten auf und animierten das Publikum zum Mitsingen. Kastellanin Brigitte Neumaier gab Geschichten über die bayerischen Monarchen zum Besten, die das Publikum ein ums andere Mal zum Lachen brachten.
Eröffnet wurde die Singrunde mit dem Hoch- und Deutschmeister-Regimentsmarsch, ein 1893 komponierter Militärmarsch des Österreichers Wilhelm August Jurek, und einem Lied aus dem „Vogelhändler“. Für Sigi Bradl liegen Volksmusik und klassische Musik eigentlich nah beieinander. „Wir wollen heute nicht hudln“, stimmte er das Publikum auf das Programm ein.
Die Idee zu dem Abend hatte Brigitte Neumaier, die bedauerte, dass gerade die Jugend heute kaum noch singt, vor allem Volkslieder. Sigi Bradl versprach nun den Besuchern: „Wenn wir heute miteinander singen, braucht ihr nicht nach Bad Birnbach oder Bad Griesbach auf Kur zu fahren: Die gesamte Gesichtsmuskulatur wird heute durchgearbeitet.“In seinem Repertoire war alles zu finden: angefangen von den „Eisenbahner Kühen“(Ziegen) der kleinen Leute über die Fuhrmänner und die Erntezeit bis zum Böhmerwald und Polen. Bevor gemeinsam das „Fuhrmannslied“angestimmt wurde, wurden die Rufe der Fuhrleute wie „wüst und hot“(links, rechts) erläutert. „Volkslieder spiegeln auch die Zeitgeschichte wider“, erklärte Bradl. Bradl erinnerte an den verstorbenen Bundespräsidenten Walter Scheel, der als Interpret des Volkslieds „Hoch auf dem gelben Wagen“heute noch in Erinnerung ist. Das Lied wurde aus voller Kehle mit allen Strophen gesungen.
Von Kastellanin Brigitte Neumaier erfuhren die Besucher einiges über Unsitten bayerischer Könige und Vorfälle mit ihren Untertanen. So erzählte sie vom Pferdehändler Franz Xaver Krenkl (1780-1860), der eines Tages im Englischen Garten mit seinem Sechsspänner die Equipage von König Ludwig I. überholte – was absolut verboten war. Der König zürnte. Doch Krenkl gab die souveräne Antwort: „Majestät, wer ko, der ko!“
Ludwig I. ging auch weder mit der hohen Geistlichkeit noch mit Verwandten zimperlich um, wie Neumaier mit Briefen zeigte. Ludwigs Schwager, Friedrich Wilhelm von Preußen, hatte den König aufgefordert, er solle von der Tänzerin Lola Montez lassen, die die Geliebte des Königs gewesen sein soll. Schließlich sei er ein Vorbild für Bayern. Die Antwort des Königs: Was erlaube er sich, er soll seine Geschäfte in Preußen erledigen. Der Schlusssatz im Brief lautete: „Du tadelst Lola Montez, du, der nie gekonntest“– die Ehe Friedrich Wilhelm war kinderlos. In einem Brief hatte auch der Erzbischof den König gemahnt, doch von seiner Geliebten Abstand zu nehmen. Erzürnt schrieb Ludwig I. dem Erzbischof: „Lieber Erzbischof, bleib du bei deiner Stola und ich bleib bei meiner Lola.“Geschichten hatte die Kastellanin auch über Kaiser Franz Josef, König Max I., den Maler der Schönheitengalerie, Joseph Karl Stieler – der König unterstellte ihm, dass sein Pinsel alt werde –, und sonstige Würdenträger parat.
Im Laufe des Abends formte Sigi Bradl die Besucher zu einem gemischten Chor. Die Sänger gaben bei bekannten Liedern wie „In einem Polenstädtchen“, dem „KufsteinerLied“oder dem „Fuhrmannslied“ihr Bestes.