Stimmgewalt und viel Lob beim Musiksommer
Nach sieben Konzerten geht das Festival zu Ende. Wie Besucher die Veranstaltung erleben
Friedberg Ihre Stimme erklingt, doch Angela Denoke steht nicht auf der Bühne. Die Besucher sind verwirrt, sehen sich um. Plötzlich erscheint die Sopranistin in der Mitte des Publikums und singt mit Stimmgewalt Kurt Weills Stück „Berlin im Licht“. Es herrscht Sprachlosigkeit unter den Zuhörern.
250 Menschen haben an diesem Abend den Weg in die Rothenberghalle gefunden, wo das Ensemble um Denoke, Tal Balshai, Norbert Nagel und Timothy Park das Finale des 16. Friedberger Musiksommers einläuten. Sie geben das vorletzte Konzert einer insgesamt siebenteiligen Reihe von internationalem Format. Am Ende werden etwa 2500 Menschen eine Veranstaltung des Festivals besucht haben.
Rudolf und Annerose Schmidt waren bis dato auf allen Konzerten. „So etwas muss man unterstützen“, bekräftigt das Ehepaar, das dem Freundeskreis des Friedberger Musiksommers angehört. „Das Erlebnis, hochrangige Musiker in Friedberg zu haben, ist außergewöhnlich“, so die gebürtigen Augsburger. Indes lässt Denoke Chansons der 20er-Jahre ertönen. Sie singt von der Liebe und dem Krieg, singt mal leicht und mal hart, mal süß und dann bitter. Bereichert wird die Soiree von Uwe Kraus, der neben Kästner auch Tucholsky und Brecht rezitiert. Unglaublich, findet Rudolf Schmidt diese Kombination. Schon vor vielen Jahren hat er zusammen mit seiner Frau Annerose die Opernsängerin im Schlosshof erlebt. „Damals hat sie sich zum ersten Mal in Jazz probiert“, erinnert sich Annerose Schmidt. Ihr Fazit: unglaublich. Dieses Wort fällt heute oft.
Anzug ist bei einem solchen Anlass Pflicht – auch ein 78-jähriger Zuhörer aus Friedberg hat den Schlips angelegt. „Das gehört sich“, so der begeisterte Besucher. Er ist treuer Anhänger des Musiksommers. „Meine Frau und ich haben Dauerkarten.“Ob Klassik, Brass oder Jazz, gesehen und gehört hat das Paar viele der Künstler – auch Angela Denoke. „Es ist schön, wenn Friedberg diesen Geist der 20er und 30er mitbekommt.“Der Musiksommer sei eine Bereicherung für die Stadt. „Die Bürger für Friedberg machen das gut.“Auf der Bühne erzählt Denoke vom zynischen Schicksal einer Soldatenfrau. Sie kokettiert mit dem Publikum, flirtet mit ihren Kollegen. Die Besucher hören andächtig zu. „Toll“, lobt Familie Schmidt den Auftritt – auch, wenn man die Atmosphäre des Schlosshofs nicht mit einer Turnhalle vergleichen kann. „Eine Kreuzberger Kneipe würde besser passen“, urteilt etwa Elsbeth Herger, die bis aus Ingolstadt gekommen ist. Und obwohl die Rothenberghalle nicht ganz zu passen scheint, sei die Musik – sie ringt nach Worten – unglaublich. Zufrieden sind auch die Künstler selbst. „Das Publikum war fantastisch“, freut sich Pianist Tal Balshai.