Aus der Kleiderkiste wird der Bazar
Nach zweimonatiger Renovierung feiert Asylkreis Pöttmes ihre neuen Räume an der Marktstraße mit knapp 100 Besuchern
Pöttmes Der Andrang war schon zu Beginn der Eröffnungsfeier des Bazars in Pöttmes groß: Kunden und Besucher hatten die Wiedereröffnung des Treffpunktes offenbar sehnsüchtig erwartet. Der Asylkreis Pöttmes freute sich sehr, dass die rundum renovierten Räume in der ehemaligen „Mode-Ecke“an der Marktstraße auf Anhieb begeistert in Beschlag genommen wurden.
„Das ist ja ein richtiger Laden“, kommentierten gleich mehrere Gäste die mit viel kreativem Aufwand und Fantasie eingerichteten Räume. Die Kleidung hängt ordentlich sortiert in den Nischen an der Wand. Die vier Schaufenster sind individuell dekoriert und präsentieren die schönsten Sachen. Bürgermeister Franz Schindele war unter den ersten Besuchern. „Ich freue mich sehr, dass ihr weitermacht“, sagte er und gratulierte dem Asylkreis zu dessen nicht nachlassenden Einsatz in Sachen Integration.
Im Viertelschlösschen hatte sich die „Kleiderkiste“knapp zwei Jahre lang sehr gut bewährt und war zum beliebten Treffpunkt nicht nur der zahlreichen aus den Kriegsländern Syrien, Afghanistan, Irak und Somalia geflüchteten Menschen geworden. „Auch viele Leute aus Rumänien und Polen, die hier arbeiten, kommen regelmäßig zu uns“, sagt Barbara Pawel.
Viele Einheimische spenden nicht nur die vielen unterschiedlichen Waren, sie kaufen ebenfalls hier ein oder bieten sich vereinzelt gleich als Lesepatin an. „Unser Laden ist für alle da“, betonen die Helferinnen. Sie würden sich ausdrücklich auch über Kundschaft aus dem Umland freuen.
Viele der gespendeten Kleider oder Haushaltsgegenstände sind fast neuwertig. „Für uns spielt der Umweltgedanke eine große Rolle“, betont Gabi Gerl-Kugler. „Gelegentlich reparieren wir auch Sachen.“Den Frauen steht im Bazar eine Nähmaschine zur Verfügung. „Was wir nicht verkaufen, vermitteln wir weiter nach Rumänien“, sagt GerlKugler. „Dringend benötigte Gegenstände versuchen wir aus den Reihen des Asylkreises zu beschaffen.“Der Erlös des Verkaufs fließt in den Bazar zurück und dient als Rücklage für Notlagen.
Viele Besucher wollten sich am Eröffnungstag im Bazar umsehen. Die Kinder vergnügten sich in der Spielecke. Eine fünffache Mutter aus Pöttmes hatte im Schaufenster die passende Winterjacke für ihren Sohn entdeckt. Die kleine Mina packte eine Brotzeitdose ein. Payimana hatte mehrere T-Shirts für ihre Mädchen ausgesucht. Hasibullah stand an der Kuchentheke, Fariba, Marhaba, Parisa und Samane hatten es sich auf den Kissen in einem der großen Schaufenster gemütlich gemacht. Die Erwachsenen saßen an den beiden Tischen im Verkaufsraum. Wer wollte, konnte an den hohen weißen Tischen mit einem Glas alkoholfreien Sekt auf den gelungenen Einstand des Bazars anstoßen.
Mehrere Gemeinderäte waren von der Atmosphäre und der Einrichtung ähnlich angetan wie der Rathauschef. Das Ehepaar Ziegler senior als ehemalige Eigentümer freute sich, dass das Eck-Geschäft an der Markstraße nach langem Brachliegen wieder mit Leben gefüllt ist. Besonders begrüßt wurde Isabella Asam vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK), die als offizielle Asylberaterin in Pöttmes Dienste leistet. Mit frischem Elan und dem bewährten Tatendrang wird der Asylkreis mit seinen ehrenamtlichen Helferinnen den Bazar weiterführen. Der „kleine“Laden soll ein Ort der freundlichen Begegnung und der unbürokratischen Hilfe bleiben, ein Ort der sozialen Integration, stets verbunden mit der Hoffnung, weiterhin möglichst viele zum aktiven Mitmachen zu bewegen.
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Öffnungszeiten Der Bazar an der Marktstraße 7 in Pöttmes ist jeweils dienstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Annahme ist am Dienstagvormittag von 9 bis 11 Uhr.