Für die Umwelt und bessere Bildung nach Berlin
Herbert Woerlein ist Direktkandidat der SPD im Wahlkreis Augsburg-Land. Vor vier Jahren schaffte der frühere Realschulleiter schon mal eine Überraschung. Wie er seine Chancen diesmal sieht und welchen Plan B er hat
Aichach Friedberg Herbert Woerlein ist ein Quereinsteiger in der Politik: Erst seit 2008 ist er Mitglied der SPD. Erfahrungen hat der 59-Jährige aber schon gesammelt, denn seit 2013 ist er im bayerischen Landtag, saß davor zehn Jahre lang in Stadtrat in Stadtbergen (Kreis Augsburg). Jetzt will Woerlein den nächsten großen Schritt gehen und als Direktkandidat der SPD im Wahlkreis Augsburg-Land in den Bundestag einziehen. Seinen politischen Lebenslauf sieht er als Vorteil. „Ich denke, die Mischung macht’s: Denn je mehr die kommunale Ebene mit der Landes- und Bundesebene verzahnt ist, desto besser“, sagt Woerlein.
Der 59-Jährige ist für Überraschungen gut, das bewies er vor vier Jahren, als er nicht unbedingt absehbar in den Landtag eingezogen ist. Seitdem beschäftigt er sich vor allem mit dem Tier- und Umweltschutz, sitzt im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie im Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz und ist tierschutzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. In Berlin will Woerlein diesen Kurs beibehalten, weiter an den „vielfältigen Umweltthemen dranbleiben.“Etwa am Flächenfraß, bei dem die Region weit oben im bayerischen Vergleich liegt und damit „einen traurigen Rekord hält“. Der 59-Jährige fordert, dass jedes geplante Projekt auf den Prüfstand müsse. Dazu gehöre auch die geplante Osttangente, die große Augsburger Umgehungsstraße. Das Thema Verbrennungsmotor beschäftigt freilich auch Woerlein. „Da muss Deutschland noch nachbessern“, sagt er.
Sein zweiter Schwerpunkt ist die Bildung, mit der sich Woerlein sein ganzes Leben lang beschäftigt – zunächst im Germanistik- und Anglistik-Lehramtsstudium, später als langjähriger Leiter der Neusässer Realschule. Er plädiert für längeres gemeinsames Lernen und kritisiert, dass im Schulsystem zu früh selektiert werde. Miterlebt habe er das bei seinen eigenen drei Söhnen. „Die Selektion verdirbt den Spaß am Lernen“, sagt er. Zudem wolle er sich für eine bessere Lehrerversorgung einsetzen. Insbesondere in Berufsschulen fehlten Lehrer, in denen im Schnitt nur 85 Prozent der Stellen besetzt seien, werde das zunehmend zu einem Problem, ärgert er sich. Eine Prognose, wie viele Kinder in welchem Jahr in die Grund- oder auf weiterführende Schulen gehen, sei möglich, „schließlich wird in den Rathäusern gut erfasst, welche Kinder wie alt sind“, erklärt er.
Als wichtiges bundespolitisches Thema nennt Woerlein eine gerechtere Steuerpolitik. Der Politiker möchte nicht „die Leistungsträger der Gesellschaft um ihren guten Verdienst bringen“, also den Mittelstand und Kleinunternehmen belasten. Sondern Milliardenkonzerne wie Facebook, Apple oder Google zur Kasse bitten, welche große Gewinne erwirtschaften, „aber wenig Steuern in den Haushalt der Bundesrepublik einzahlen müssen.“
Seine Chancen für den Einzug in den Bundestag sieht Woerlein realistisch. Sollte der geplante Sprung nach Berlin nicht klappen, hat Woerlein bereits einen Plan B geschmiedet: „Sollte der Fall eintreten, dann werde ich 2018 noch einmal für den Landtag kandidieren und möglichst eine Legislaturperiode anhängen.“Lange an einem Amt kleben möchte er aber nicht, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung betont. „Für mich ist es wichtig, rechtzeitig für den Nachwuchs Platz zu machen“, sagt er.
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Am Sonntag, 24. September, ist Bundestagswahl. Wir stellen die Direktkandidaten für die beiden Wahlkreise vor. Der größte Teil des Landkreises Aichach-Friedberg zählt zum Bundestags-Wahlkreis Augsburg-Land, acht Kommunen im Landkreisnorden (Baar, Pöttmes, Inchenhofen, Kühbach, Schiltberg, Petersdorf, Aindling, Todtenweis) gehören dagegen zum Wahlkreis Donau-Ries.