So sehen heimische Korbjäger die EM
Die deutsche Nationalmannschaft überzeugt bei der Europameisterschaft, auch wenn es nicht für den Titel reicht. Wie Trainer aus dem Landkreis das Turnier bewerten und wie sie den neuen deutschen Superstar Dennis Schröder sehen
Aichach Friedberg Nicht den Titel, dafür aber die Herzen vieler Fans haben die deutschen Basketballer bei der Europameisterschaft gewonnen. Der Außenseiter zeigte phasenweise tollen Basketball, bezwang im Achtelfinale Mitfavorit Frankreich und scheiterte erst in der Runde der letzten acht an Spanien. Mit verantwortlich für den Höhenflug der deutschen Korbjäger war Dennis Schröder. Der 24-Jährige ist nach dem Rücktritt von Dirk Nowitzki der neue Hoffnungsträger des Deutschen Basketball Bunds (DBB). Wie die Basketball-Trainer aus dem Wittelsbacher Land über das Abschneiden der Nationalmannschaft urteilen, was sie dem neuen Superstar zutrauen und welche Auswirkungen die EM auf die hiesigen Vereine haben kann.
Nicht alle Spiele der EM konnte Marius Stancu, Trainer des TSV Aichach, verfolgen. Der 52-Jährige weilte im Urlaub in Kroatien, zur entscheidenden Phase saß er dann aber vor dem Fernseher: „Der Empfang war leider sehr schlecht. Zum Glück habe ich zumindest die wichtigen Spiele der deutschen Mannschaft verfolgen können.“Für Stancu kam der DBB-Höhenflug überraschend: „Das konnte man nicht erwarten. Aber die Deutschen haben sehr gut gespielt und sind auch verdient so weit gekommen“, erklärt der gebürtige Rumäne. Einen großen Anteil am Erfolg schreibt Stancu Dennis Schröder zu: „Er war nicht nur für sich stark, sondern hat auch das deutsche Spiel gelenkt und viel Einfluss genommen.“
Der Aufbauspieler der Atlanta Hawks übernahm beim ersten großes Turnier nach dem Rücktritt von Dirk Nowitzki die Führungsrolle im deutschen Team und sorgte auch abseits des Platzes für Schlagzeilen. Mit martialischen Worten schwor er sein Team auf das Duell mit Frankreich ein. „Die Jungs stärken mir den Rücken! Wir ziehen zusammen in den Krieg!!!“, schrieb er bei Instagram unter ein Bild mit seinen Mannschaftskollegen. Für den Stancu kein Problem: „Er ist ein Mannschaftsspieler und kein Egoist. Er leistet viel für das Team und kann die Jungs mitreißen. So einen wünscht sich jeder Trainer in seinem Team.“Einen Schröder kann sich Stancu für sein Bezirksligateam zwar nicht schnitzen, doch die EM spielt dennoch eine Rolle im Training des TSV: „Natürlich schaut man sich Spielzüge und andere Dinge bei den Profis ab. Ich will nicht zu viel verraten, aber meine Aufbauspieler können sich sicher etwas von Schröder abschauen“, so Stancu, der nach der EM auf einen Schub für seinen Verein hofft. „Wie Schröder und Co. gespielt haben, war klasse. Vielleicht gibt es den ein oder anderen, der jetzt Lust hat, selbst Basketball zu spielen. Solche großen Turniere sind wichtig für unseren Sport und für uns als Verein.“
Clinton Morris, der Trainer der Sportfreunde Friedberg, hatte nicht mit einem Sieg Sloweniens im Finale gerechnet. „Das war echt eine Überraschung“, sagt der 52-Jährige. Eher hatte er Teams wie Serbien oder Spanien auf der Rechnung. Der Sieg Sloweniens zeige, wie weit eine Mannschaft mit „Herz und TeamAichacher geist“kommen kann. Morris, der gebürtiger Amerikaner ist, habe aber stets zu Deutschland gehalten. „Eigentlich habe ich der Mannschaft mehr zugetraut.“In den Reihen der Deutschen seien gute Spieler. Allen voran Schröder. Als Führungsspieler habe er einen anderen Stil als Nowitzki, sei dabei aber ebenfalls erfolgreich.
Dass Schröder auch außerhalb des Platzes extrovertierter als sein Vorgänger auftritt, ist nicht der Stil, den Morris vertritt. „Ich bin eher ruhig nach außen, dennoch kann dahinter ein explosiver Spieler stecken.“Das gelte auch für die Friedberger Mannschaft. „Außen ruhig, aber beim Spiel voll dabei.“Dazu, dass Schröder mit markigen Sprüchen für Schlagzeilen sorgt, sagt Morris: „Wer viel vorlegt, muss das auch später halten können.“Jedoch schätzt er Schröder, dessen Karriere er schon länger verfolgt. „Er hat mich überrascht. Innerhalb von ein paar Jahren hat er sich sehr stark entwickelt. Das habe ich ihm am Anfang nicht zugetraut.“Schröder sei sehr schnell und beweglich. „Wenn seine Würfe von draußen noch besser werden, wird er unhaltbar“, sagt Morris. Zudem habe sich der 52-Jährige selbst etwas bei den Trainern der EM abschauen können. „Es gibt keinen Punkt, an dem man aufhören darf. Man muss sich immer weiterentwickeln.“