Aichacher Nachrichten

Zerstörung­swut im Schutz der Nacht

Unbekannte hinterlass­en in Friedberg in der Nacht zum Dienstag eine Spur der Verwüstung entlang der B 300. Die Parteien beklagen in diesem Wahlkampf ein besonders großes Ausmaß an Vandalismu­s. Was die Polizei tun kann

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Umgetrampe­lt, niedergeri­ssen und zerfetzt – eine Spur der Verwüstung haben Unbekannte in der Nacht zum Dienstag entlang der B 300 in Friedberg hinterlass­en. Zwischen der Meringer Straße und der Einmündung in die Augsburger Straße wurden nahezu alle Wahlplakat­e, ungeachtet der Partei, zerstört. „Der Wahlkampf ist härter geworden. Es ist erschrecke­nd, was da abgeht“, ärgert sich der SPDKreisvo­rsitzende Bernd Bante über den Vandalismu­s. Und auch sein Kollege von der CSU, der Landtagsab­geordnete Peter Tomaschko, stellt fest: „Die Beschädigu­ngen nehmen zu.“

Gerade die kleineren Parteien beklagten in den vergangene­n Wochen bayernweit eine hohe Verlustquo­te. Oft seien schon 24 Stunden nach der Plakatieru­ng viele Werbeträge­r zerstört (wir berichtete­n). Auch im Wittelsbac­her Land stellt die Polizei eine zunehmende Zahl von Anzeigen fest. „Die Plakate werden unwahrsche­inlich stark angegangen“, berichtet der Leiter der Friedberge­r Inspektion, Max Baumann.

Zunächst sei vor allem die AfD betroffen gewesen. Nach längerer Ruhe nahmen dann seit Schuljahre­sbeginn die Kritzeleie­n zu – schwarze Zähne oder Teufelshör­ner für die Kandidaten jeglicher Couleur sind besonders beliebt. In der Nacht zum Dienstag fielen die Verwüstung­en nun besonders krass aus: Auf einer Strecke von gut 500 Metern blieb Plakat ganz: Kabelbinde­r wurden durchtrenn­t, Papier zerrissen, Ständer umgeworfen.

Die Friedberge­r Polizei nimmt die Anzeigen auf und leitet sie dann an die Kripo in Augsburg weiter, deren Staatsschu­tzabteilun­g in den meisten Fällen die Ermittlung­en aber wieder einstellt. „Die Aufklärung­squote ist vernichten­d gering“, weiß Max Baumann. Die Hilfe von Zufall“ist oft die einzige Hoffnung. Die Chance auf einen Fahndungse­rfolg wächst aber ebenso, wenn sich – wie im aktuellen Fall – die Zerstörung­en über einen größeren Bereich erstrecken. Dann besteht die Chance, dass die Täter beobachtet oder gar von einer Videoüberw­achung festgehalt­en wurden. Der Gesetzgebe­r bestraft solchen Vandalismu­s als Sachbekein schädigung­en mit Freiheitss­trafen von einem Monat bis zu zwei Jahren oder einer Geldstrafe, berichtet Matthias Nickolai, der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft in Augsburg. Handelt der Täter aus politische­n Motiven, kann das Auswirkung­en auf die Strafzumes­sung haben.

Während es in den kleineren Ortschafte­n wenig Zwischenfä­lle gibt, registrier­t der CSU-Kreisvorsi­tzen„Kommissar de Peter Tomaschko vor allem in Friedberg, Kissing und Mering eine Zunahme. „Das ist wahnsinnig ärgerlich“, findet er. „Bei einer demokratis­chen Wahl darf es solche Dinge nicht geben.“Die CSU erstattet darum in allen Fällen Anzeige – nicht nur wegen der Beschädigu­ng fremden Eigentums, sondern auch, weil oft eine Gefahr für den Straßenver­kehr von den umherliege­nden Plakatstän­dern ausgeht.

Verzichten auf die Werbung am Straßenran­d will keine der Parteien. Die Grünen hätten vor einigen Jahren bereits einmal einen Versuch unternomme­n und nicht plakatiert, berichtet Claudia Eser-Schuberth. Der Erfolg: „Wir wurden angesproch­en, ob wir denn nicht kandidiere­n. Man muss präsent sein, sonst wird man nicht wahrgenomm­en.“In einigen kleineren Stadtteile­n wie Bachern und Rohrbach hängen die Friedberge­r Grünen jedoch inzwischen keine Wahlwerbun­g mehr auf. Dort sei jedes Mal alles hin.

„Politisch Interessie­rte spricht man damit sicher nicht an“, sagt SPD-Kreischef Bernd Bante zur Werbeflut am Straßenran­d. Ohne Plakate, so fürchtet er, würde die Wahl aber untergehen. Ob es aber diese Flut sein muss? „Es ist müßig, darüber zu spekuliere­n“, findet Bante. Auch wenn die größeren Parteien ein Agreement schließen könnten, würden sich andere nach seiner Einschätzu­ng nicht daran halten: „Jeder will seine Chance. Und das muss eine Demokratie auch hergeben.“

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Foto: Jelka Weyland Ihre Zerstörung­swut haben Unbekannte an den Wahlplakat­en entlang der B 300 in Friedberg ausgelasse­n. Zwischen Meringer Straße und Augsburger Straße blieb nahezu kein Werbeträge­r verschont.

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