Bleibt der Diesel auf dem Hof stehen?
Wirtschaft Der Dieselmotor steht wegen schlechter Abgaswerte in der Kritik. Die Kunden sind sauer und steigen um. Auch Autohändler im Landkreis leiden unter der sinkenden Nachfrage
Aichach Friedberg Der Diesel-Skandal erschüttert die Republik. Die Befürchtungen der Autobauer, Kunden zu verlieren, haben sich bewahrheitet. Immer weniger Menschen kaufen ein Dieselauto. Nicht nur Volkswagen selbst, von wo der Skandal ausging, sondern auch andere Firmen leiden unter dem schlechten Ruf, den der Dieselmotor mittlerweile hat. Das macht sich auch im Landkreis Aichach-Friedberg bemerkbar.
Der VW-Händler Automobile Hopp im Affinger Ortsteil Mühlhausen ist beispielsweise von den Folgen betroffen. Der Verkaufsleiter Matthias Horn beklagt gegenüber unserer Zeitung einen Rückgang der Anfragen um rund 50 Prozent. Die Nachfrage steige aber nicht an anderer Stelle. „Die Leute sind unentschlossen, was sie machen sollen“, sagt er.
Für viele, die weite Strecken zurücklegen, sei ein Benziner keine Alternative. Auch Elektroautos seien wegen der geringen Reichweite unrentabel. Für Horn heißt es daher abwarten, bis es Klarheit seitens der Regierung gibt. „Investiert man 20000 Euro und bekommt womöglich keine Zulassung auf einen Diesel, schreckt es Kunden ab“, so Horn. Fahrzeughalter haben nämlich 18 Monate nach der Aufforderung von VW Zeit, ihr Auto nachzurüsten. Innerhalb dieser anderthalb Jahre erhält man trotz einer Manipulation eine Prüfplakette bei der Hauptuntersuchung. Findet diese aber erst nach Ablauf der Frist statt und ist der Wagen bis dahin noch nicht nachgerüstet, bekommt man womöglich keine Prüfplakette.
Generell ist bei manipulierten VW-Dieselfahrzeugen eine Softwarenachrüstung möglich, damit diese sauberer werden. Automobile Hopp ist aber ein freier Händler und darf deshalb diese Änderungen nicht vornehmen.
Um den Verkauf anzukurbeln, hat VW eine Prämie ausgeschrieben. Jeder, der seinen alten Diesel verkauft und im Gegenzug einen Neuwagen nach Euro-5- oder -6-Norm erwirbt, erhält bis zu 10 000 Euro. Dieselfahrzeuge dieser Schadstoffklasse gelten derzeit als die umweltfreundlichsten. Dies habe zwar fünf Prozent mehr Anfragen im Autohaus bewirkt, sagt Matthias Horn: „Die Verkaufszahlen stiegen aber nicht an.“
Ähnliches hat auch Anton Weiß, Inhaber des Autohauses Stahl in Inchenhofen, zu berichten. Weiß verkauft Wagen von Toyota und hat festgestellt: „Die Nachfrage nach Dieselfahrzeugen ist fast bei null. Momentan herrscht ein Umdenken beim Kunden.“Dieselautos seien nur dann noch attraktiv, wenn viel Leistung benötigt werde. So kauften diese vor allem Betriebe oder Familien, die Sieben- oder Achtsitzer benötigen.
Viele andere verkaufen ihren alten Diesel laut Weiß, um eine Prämie zu erhalten, wenn sie ein neues Auto kaufen. „Der Wiederverkauf wird aber immer schwieriger, weil der Diesel immer weniger wert ist“, erklärt der Inhaber. Zu groß sei mittlerweile das Angebot an gebrauchten Dieselfahrzeugen, sodass man sie weit unter Wert wiederverkaufen müsse.
Anton Weiß sieht aber noch eine Chance für den Diesel: „Bei einer Nachrüstung kann man die Fahrzeuge wiederverkaufen.“Eine einheitliche Kontrolle sei erst möglich, wenn der Staat eindeutige Grenzwerte festlege und geeignete Messgeräte zur Verfügung stünden. Viele Kunden suchen deshalb andere Alternativen, sagt Weiß: „Privatkunden kaufen zu 80 Prozent Hybrid.“Diese seien besser als reine Elektroautos, weil sie an keine Ladestation gebunden seien.
Im Gegensatz dazu sinken die Verkaufszahlen beim Opel-Händler Autohaus Betzmeir nicht. Der Inhaber Wolfgang Göttle mutmaßt: „Es ist vermutlich so, weil Opel nicht vom Abgas-Skandal betroffen war.“ Deshalb bestelle er nach wie vor neue Fahrzeuge nach Euro6-Norm.
Als Erklärung für die anhaltend große Nachfrage sieht Göttle den vergleichsweise niedrigen Preis von Dieselfahrzeugen. Besonders bei Gebrauchtwagen mache er sich bemerkbar. Deshalb bleibt der Autohändler auch nicht auf Gebrauchtwagen sitzen. Insgesamt habe das Autohaus schon immer mehr Dieselwagen als Benziner verkauft. Lediglich Kleinwagen seien meist Benziner.
„Die Leute sind unentschlossen, was sie jetzt machen sollen.“
Matthias Horn
„Die Nachfrage nach Dieselfahrzeugen ist fast bei null. Momentan herrscht ein Umdenken beim Kunden.“
Anton Weiß