Die Störche kehren zurück
Wie das im Wittelsbacher Land gelungen ist / Serie (10 und Ende)
Aichach Friedberg Heimatgeschichte aus dem Wittelsbacher Land steht bei der Buchreihe „Altbayern in Schwaben“im Mittelpunkt. Der aktuelle, mittlerweile 15. Band hat keinen thematischen Schwerpunkt, sondern bietet ein breites Spektrum an Geschichte und Geschichten aus dem Landkreis Aichach-Friedberg. Die zehn Beiträge haben ehrenamtliche Autoren verfasst. Der Leiter des Redaktionsteams, Wolfgang Brandner, hat sie kurz zusammengefasst. Der zehnte und letzte Teil von Gerhard Mayer beschäftigt sich mit „Der Weißstorch Ciconia ciconia im Wittelsbacher Land“:
Während der Erfassung der Avifauna für den Atlas „Brutvögel in Bayern“in den Jahren 1996 bis 1999 lebten in Bayern nur 123 Brutpaare des Weißstorchs. In den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg gab es nur ein einziges Storchenpaar. Der gefragte Brutplatz bestand am Oberen Tor in Pöttmes. Der Weißstorch galt und gilt in Bayern als sehr seltener Brutvogel. Im folgenden Jahrzehnt vergrößerte sich bayernweit das Brutareal. Der Weißstorch bewohnte nach und nach Talräume von Donauzuflüssen in West- und Mittelbayern und das bayerische Donaumoos. Die Zahl der bayerischen Brutpaare stieg von 115 (2002) auf 370 (2015) an. Die Besiedlung des Paartales erfolgte über Hörzhausen (einmalig 1994, konstant ab 2004) und Schrobenhausen (2003). Eine neue Nisthilfe in Aichach ist seit 2012 angenommen. Im gleichen Jahr bauten sich Störche auf einem Elektromast in Dasing ein Nest und zogen Junge auf. In Grimolzhausen brüteten 2014 erstmals in der Nachkriegszeit Störche als Mastbrüter siedelten sich 2015 im Friedberger Ortsteil Bachern an und brachten einen Jungstorch zum Ausfliegen.
Es ist mündlich überliefert, dass im Pöttmeser Ortsteil Grimolzhausen vor 1945 Weißstörche auf dem Kirchturm brüteten. Ein betagter Landwirt erinnerte sich, dass im Frühjahr manchmal ein Dutzend Störche um das Nest stritten. In den folgenden Jahrzehnten ließen sich nur Besuchsstörche während der Zugzeiten unregelmäßig beobachten. Schon vor Jahrzehnten hatten Mitglieder des Pfarrgemeinderates vergeblich ein Wagenrad auf dem Kirchturm montiert, um Störchen eine Nistgelegenheit zu bieten.
2012 konnte die seit Jahren geplante Sanierung der katholischen Kirche „Mariä Heimsuchung“im Pöttmeser Ortsteil Grimolzhausen verwirklicht werden. Dabei bot sich an, das alte Wagenrad auf dem Kirchturm durch eine massive feuerverzinkte und blitzgeschützte Nisthilfe zu ersetzen. Die Pfarrei Pöttmes und der Pfarrgemeinderat Grimolzhausen unterstützten ideell die Anregung des Landesbundes für Vogelschutz (LBV). Es bestand Zustimmung, wieder Störche im Dorf anzusiedeln.
Die LBV-Kreisgruppe AichachFriedberg organisierte und finanzierte den Bau der Nisthilfe. Im August 2012 hob ein Autokran Kirchenkreuz und Storchennest auf den Kirchturm. Im darauffolgenden Jahr 2013 ließen sich Besuchsstörche sehen. Im Frühjahr 2014 besetzte ein Storchenpaar das neue, gebrauchsfertig ausgepolsterte Nest und verteidigte es wiederholt gegen Konkurrenten. Die Brut in GriStörche. molzhausen verlief erfolgreich. Nach über einem halben Jahrhundert erfreute sich das Dorf über den Storchennachwuchs. Drei junge Störche überstanden den Jungfernflug. 2015 wurden vier Jungstörche groß gezogen. Das weitläufige Donaumoos und der nahe Seeanger liefern genügend Nahrung. Landwirte berichten, dass sie beim Heuwenden und Pflügen von Störchen begleitet werden. Beide Grimolzhauser Störche tragen Ringe der Vogelwarte Radolfzell aus dem Jahre 2011. Die Geburtsorte liegen im Süden BadenWürttembergs.
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Bezug Der komplette Beitrag von Gerhard Mayer ist erschienen im 15. Band der Reihe „Altbayern in Schwaben“. Dieser ist im örtlichen Buchhandel oder im Landratsamt erhältlich. Dort gibt es auch Restbestände früherer Jahrgänge.