Welche Stadtteile am fleißigsten wählen
Die Beteiligung ist je nach Viertel sehr unterschiedlich – im Jahr 2013 lag sie zwischen 44 und 81 Prozent
Wenn am morgigen Sonntag der Bundestag gewählt wird, werden einige Stadtteile mehr, andere weniger Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Denn die Wahlbeteiligung ist je nach Stadtteil stark schwankend: Während in Bergheim bei der letzten Bundestagswahl die Wahlbeteiligung mit 81 Prozent am höchsten war, schnitt Oberhausen-Nord mit 44 Prozent am schlechtesten ab. Die Durchschnittsbeteiligung im ganzen Stadtgebiet lag bei 64,1 Prozent.
„Das Phänomen ist nicht neu und es ist bundesweit bekannt. Insofern ist Augsburg eine typische Großstadt“, sagt Dieter Roßdeutscher, Wahlleiter bei der Stadt. Gemeint ist damit, dass sozial schwache Schichten eher nicht zur Wahl gehen, gebildete und sozial stärkere Schichten eher ihr Wahlrecht wahrnehmen. Das ist wissenschaftlich untermauert. Eine Rolle spielen dabei aber nicht nur materielle Gegebenheiten oder Bildungsabschluss, sondern auch Milieutypen, also beispielsweise bürgerlich oder avantgardistisch.
Neben Bergheim zählen der Spickel, Pfersee, die Innenstadt und die innenstadtnahen Viertel, aber auch Links der Wertach-Süd zu den wahlstarken Stadtteilen. Eine geringe Beteiligung gibt es beispielsweise in Oberhausen und in Kriegshaber. Eindeutige Zusammenhänge zwischen Wahlbeteiligung und ParteiPräferenzen bei Stadtteilen gibt es nicht. Der Großteil der Stadtteile liegt aber bei einer Wahlbeteiligung zwischen 60 und 70 Prozent – von einer zweigeteilten Stadt kann also nicht die Rede sein.
Allerdings scheint sich die Schere zwischen den Stadtteilen – bei insgesamt sinkender Wahlbeteiligung – weiter zu öffnen: Bei der Wahl 1998 war Bergheim mit 87 Prozent Beteiligung am stärksten, unter 60 Prozent lag aber kein Augsburger Stadtteil.
Gestiegen ist bei den vergangenen Wahlen der Anteil der Briefwähler. 2008 war die Pflicht, besondere Antragsgründe für die Briefwahl vorzulegen, abgeschafft worden. 1998 wählten elf Prozent der Wahlberechtigten in Augsburg per Brief, in diesem Jahr sind es in etwa doppelt so viele. „Dieser Trend hält an“, sagt Roßdeutscher. Für die Stadt bedeutet das, dass sie mehr Wahlhelfer braucht – die Wahllokale in den Stadtteilen müssen besetzt bleiben,
Rund 40 000 stimmen per Briefwahl ab
zur zentralen Auszählung der Briefwahl-Stimmzettel braucht es aber mehr Personal. In der Wunderlich-Sporthalle am Wittelsbacher Park werden binnen zwei bis drei Stunden mehr als 40000 Stimmzettel ausgezählt werden müssen – bleibt die Wahlbeteiligung insgesamt ähnlich wie 2013, wären dies etwa ein Drittel aller abgegebenen Stimmzettel. Für die Landtags- und Bezirkstagswahl im kommenden Jahr werde man die Zahl der Briefwahlbezirke erhöhen, um bei der Auszählung besser zurechtzukommen, kündigt Roßdeutscher an.