Nächstes „Jahrhundertprojekt“ist fertig
Aichach feiert den (fast fertigen) Hochwasserschutz und den Grünzug an der Paar. Mehr als 20 Jahre nach Beginn der Planungen und neun Jahren Bauzeit sind fast zehn Millionen Euro investiert – für Sicherheit, Mensch und Natur
Aichach Pünktlich gestern Mittag fielen über Aichach ein paar Regentropfen. Regierungspräsident Karl Michael Scheufele vom Regierungsbezirk Schwaben fand das „genau richtig getimt. Das führt uns näher an das Thema heran.“Denn Überflutungen nach starkem Regen hatten in den 90er-Jahren den Anstoß gegeben, den Hochwasserschutz an der Paar zu verbessern. Gleichzeitig ist mit dem Grünzug an der Paar Raum für die Naherholung entstanden – mitten in der Stadt. Auch, wenn noch Arbeiten ausstehen: Gestern wurde in Aichach der Abschluss mit einem Festakt gefeiert. Der evangelische Pfarrer Winfried Stahl und sein katholischer Amtskollege, Stadtpfarrer Herbert Gugler, segneten das Werk.
Bei einem Spaziergang durch den Stadtgarten beim Freibad und an der Aktienmühle vorbei zum SanDepot konnten sich die zahlreichen Gäste – darunter Landrat Klaus Metzger, Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko und Aichachs Altbürgermeister Heinrich Hutzler sowie zahlreiche Stadträte – selbst ein Bild von dem Projekt verschaffen. Für den Hochwasserschutz zeichnet das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth verantwortlich. Behördenleiter Ralph Neumeier und Projektleiter Konrad Schörger erläuterten, an mehreren Punkten, was seit dem Spatenstich 2009 entstanden ist.
Kernstück ist die Wasserverteilung zwischen Paar und Flutgraben. Weil die Paar durch das neue Schlauchwehr bei der Aktienmühle mehr Wasser bewältigen kann, wird der Flutgraben entlastet. Zudem wurden Rückhalteflächen geschaffen, die Flussbetten verbreitert und Deiche – und wo der Platz dafür nicht reichte – Schutzmauern – gebaut. Ralph Neumeier: „Die Paar braucht einfach mehr Platz.“Alles in allem ist Aichach nun für eine Wassermenge von 70 Kubikmetern pro Sekunde gerüstet. Das entspricht nach derzeitigem Stand einem Hochwasserereignis, wie es statistisch alle hundert Jahre vorkommt. Neumeier betonte: „Ein Restrisiko bleibt.“
Dem Bau vorausgegangen ist eine lange Planungsphase. Wie Neumeier erläuterte, lag das zum einen an der umfangreichen Grundlagenermittlung. Zum anderen seien der Entscheidung, wie man den Hochwasserschutz verbessern könne, viele Überlegungen und Gespräche vorausgegangen. 2004 – zehn Jahre nach dem Antrag der Stadt – war die fertig, 2007 erließ das Landratsamt den Planfeststellungsbeschluss. Umgesetzt wurde der Bau in mehreren Abschnitten.
Regierungspräsident Karl Michael Scheufele sprach beim Festakt im San-Depot von einem „echten Jahrhundertprojekt“, insbesondere, weil die Planungen schon seit zwei Jahrzehnten liefen. „Das ist nicht nur ein gutes Ding, sondern ein sehr, sehr gutes Ding“, stellte er fest. Mit dem Projekt sei viel geschehen für die Zukunftsvorsorge, die Sicherheit und für die Lebensqualität. Aus der Notwendigkeit des primär technischen Hochwasserschutzes sei ein Gesamtwerk für Mensch und Natur entstanden. Aichach – „ohnehin eine Perle“– habe so eine neue Akzentuierung, eine weitere Aufwertung erfahren.
Von einem „Jahrhundertwerk“sprach auch Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann. Er erinnerte an die langen, zuweilen schwierigen Jahre der Planung, eines nicht ganz einfachen PlanfeststellungsverfahPlanung rens, des Grunderwerbs und der Umsetzung. Das Projekt habe ihn über seine gesamte bisherige Amtszeit begleitet, wie viele Mitglieder des Stadtrats und der Verwaltung auch. Namentlich erwähnte er den langjährigen Wasserreferenten Franz Lochner und den ehemaligen Stadtbaumeister Josef Hell, der anwesend war. Sein Dank galt auch dem Freistaat für die Mitfinanzierung und dem Wasserwirtschaftsamt für die fruchtbare, konstruktive Zusammenarbeit, namentlich Profür jektleiter Konrad Schörger und Roland Hummel, Bauaufseher vor Ort.
Großer Dank von Habermann, Scheufele und Neumeier galt den Eigentümern, die Grund abgegeben haben, insbesondere für den Stadtgarten. Neumeier lobte die „hervorragende Zusammenarbeit“mit der Stadt, insbesondere das Engagement des Bürgermeisters und der Verwaltung beim Grunderwerb.
Stolz war Neumeier darauf, dass nicht nur der technische Hochwasserschutz verbessert worden ist, sondern auch die Ökologie („Aichach ist jetzt komplett durchgängig für Fische.“). Für Habermann war es das „Sahnehäubchen“, dass der Grünzug Paar – „vielleicht das nachhaltigste Projekt überhaupt“– die Stadt attraktiver macht. „Man könnte auch sagen: Unsere eigene, dauerhafte Landesgartenschau – nur viel, viel billiger.“»Abschied
Projektleiter Konrad Schörger vom Wasserwirtschaftsamt geht in den Ruhestand. »Seite 2 »Diese Woche I Bei uns im Internet finden Sie eine Bildergalerie unter aichacher nachrichten.de/bilder
„Die Paar braucht einfach mehr Platz.“
Ralph Neumeier, Leiter Wasserwirtschaftsamt Donauwörth