Zigarette
Wo ist sie? Das muss man doch fragen angesichts dieses Bildes, das die neue Zwei-Euro-Münze vorstellt, die Anfang 2018 in Auflage von 30 Millionen Stück herauskommt. Zu sehen ist dann anlässlich seines 100. Geburtstag der vor zwei Jahren gestorbene Alt-Kanzler Helmut Schmidt, in typischer Pose. Alles passt, bloß eines fehlt: die Zigarette. Sie war nicht nur für ihn obligatorisch, sondern für diese Pose mit dieser Handhaltung und dieser Fingerstellung geradezu konstitutiv. Und so sieht man sie fast, doch sie ist nicht da.
Mancher mag daran denken, wie Comic-Cowboy Lucky Luke einst der Glimmstengel abhandenkam – hätte man nicht auch Schmidt mit Strohhalm substituieren sollen? Ein anderer mag daran denken, dass es in „seiner“Zeitung Die Zeit die Kolumne des Chefredakteurs Giovanni DiLorenzo gab mit einem Titel, der nun lückenhaft wirkt: „Auf eine … mit Helmut Schmidt“. Münz-Designer Bodo Broschat rechtfertigte sich gegenüber dem Blatt, schon in den Achtzigern sei ein Entwurf der Zwei-Mark-Münze gescheitert, der Ludwig Erhard mit der für ihn obligatorischen Zigarre zeigte. Klar, wie das dann in unseren gesundheitsfanatischen und rauchfeindlichen Zeiten mit der Zigarette bei Schmidt ausgehen musste. Schmidt selbst wird in der Zeit aus dem Jahr 2012 zitiert: „Diese Anti-Raucher-Kampagne ist eine vorübergehende Modeerscheinung, die wird in zwanzig Jahren wieder zu Ende gehen. Das ist so wie mit der Prohibition, die ist auch gescheitert.“Besonders populär wäre die Aussage vom sonst so Beliebten aktuell wohl nicht. Aber interessant: Nachdem in den vergangenen Jahren die Zigarette etwa in Filmen quasi verschwunden oder den betont Unmoralischen vorbehalten war, tauchte sie neulich in der düsteren Zukunftsvision „Jugend ohne Gott“wieder auf – in den Händen des einzigen Erwachsenen, der den menschlichen Optimierungswettbewerb als Wahn erkannte.