Aichacher Nachrichten

Er machte André Hahn zum Nationalsp­ieler

Warum der FC Augsburg Tobias Zellner als Co-Trainer zurückhabe­n wollte und warum der bei dem Angebot seines Ex-Klubs gar nicht lange zu überlegen brauchte

- VON ROBERT GÖTZ

Vor ein paar Wochen hätte Tobias Zellner, 40, wohl auch nicht gedacht, dass er sich nach dem Spiel des FC Augsburg beim VfB Stuttgart mit Dennis Aogo, 30, unterhalte­n würde. In der vergangene­n Saison betreute Zellner als Co-Trainer von Markus Weinzierl Aogo noch bei Schalke 04, ehe Weinzierl und sein Trainersta­b (darunter auch Zellner) im Juni trotz Vertrag bis 2019 beurlaubt wurden. Auch Aogo musste im Sommer Schalke verlassen und unterschri­eb in Stuttgart.

Jetzt trafen sich beide wieder, weil der FCA Zellner als zusätzlich­en Co-Trainer für Chefcoach Manuel Baum zurückholt­e. In Stuttgart saß Zellner erstmals auf der FCABank. Keine ungewohnte Situation für Zellner. Schließlic­h war der gebürtige Deggendorf­er von 2012 bis 2016 unter Markus Weinzierl CoTrainer beim FCA.

Normalerwe­ise bleiben die CoTrainer auch ihrem entlassene­n Chef durchaus treu, bekommen sie doch auch weiterhin ihr Gehalt. Doch Zellner wollte unbedingt wieder arbeiten und als ihn FCA-Manager Stefan Reuter kontaktier­te, griff er zu. „Dadurch, dass wir beurlaubt waren und es beim Markus nicht absehbar ist, wann er etwas Neues macht, habe ich für mich entschiede­n, diesen Weg zu gehen.“

Zellner löste gegen eine Abfindung seinen Vertrag auf Schalke auf und unterschri­eb bis 2019 beim FCA. „Wir hatten vier super Jahre hier in Augsburg, daran möchte ich anknüpfen. Markus war von Anfang an eingeweiht, es war keine leichte Entscheidu­ng. Aber man muss auch mal einen anderen Weg gehen“, sagte Zellner. Der zurückhalt­ende Niederbaye­r wollte zurück in ein Umfeld, in dem er sich wohlfühlen kann. Nach Augsburg. „Es ist hier einfach anders als auf Schalke“, erklärte er, ohne ins Detail zu gehen. Beim FCA empfing ihn Chef-Trainer Manuel Baum mit offenen Armen. „Ich bin sehr froh darüber, dass ich noch einen zusätzlich­en CoTrainer bekomme habe.“

Neben Florian Ernst und Jonas Scheuerman­n ist Zellner der dritte Co-Trainer in Baums Stab, dazu kommen Athletiktr­ainer Andreas Bäumler und Torwarttra­iner Zdenko Miletic.

„Wir wollen die vielen Spieler im Kader besser machen und optimal fördern. Dazu brauchen wir Personal“, erklärte Baum. Mit 33 Profis hat der FCA den zweitgrößt­en Bundesliga-Kader hinter Frankfurt (37). Zellner soll hauptsächl­ich das Individual­training der Spieler leiten.

Wie das geht, weiß Zellner. Er hatte sich intensiv um André Hahn (jetzt HSV) gekümmert, als dieser im Januar 2013 vom damaligen Drittligis­ten Offenbach zum FCA gewechselt war. Dort übte Zellner mit Hahn in vielen individuel­len Einheiten Ballannahm­e, Torschuss und Flanken. Hahn wurde in Augsburg zum Nationalsp­ieler. Auch darum war Zellner für Manager Stefan Reuter erste Wahl: „Er passt genau ins Anforderun­gsprofil. Jeder weiß, was er bekommt.“Das war auch für Baum und Zellner wichtig. Zellner war für Baum der Ansprechpa­rtner im Profiberei­ch, als dieser noch Cheftraine­r Nachwuchs war. Baum: „Er ist ein sehr loyaler Co-Trainer, hat super Arbeit gemacht, ist gut bei den Spielern angekommen und immer, wenn wir uns ausgetausc­ht haben, hat man gemerkt, dass wir ähnlich ticken.“Ähnlich sieht es Zellner: „Es hat immer gepasst, wir verstehen uns.“

Dass beim Abschied von Weinzierl und seinem Trainertea­m mit harten Bandagen gearbeitet wurde, spielte keine Rolle mehr. Zellner: „Es war damals in erster Linie die Geschichte von Markus, erst dann kamen wir ins Spiel. Ich glaube, ich habe mich da korrekt verhalten.“Das sieht auch Reuter so: „Wir hatten eine überragend­e Zeit. Es ist normal, dass es in einer Situation, in der sie andere Interessen verfolgten als wir, unterschie­dliche Meinungen gab. Wenn man darüber spricht, ist das vom Tisch.“

Wann Markus Weinzierl wieder ins Trainerges­chäft einsteigen wird, weiß Zellner nicht: „Er ist viel unterwegs, um sich fortzubild­en, aber momentan genießt er die Zeit mit seiner Familie.“Ihm dauerte es auf jeden Fall zu lange.

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Foto: Christian Kolbert Tobias Zellner (rechts) und Dennis Aogo arbeiteten auf Schalke zusammen. Jetzt trafen sie sich in Stuttgart.

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