Aichacher Nachrichten

An der CSU Basis im Landkreis rumort es

Ortsverbän­de sehen das schlechte Ergebnis als „Watschn“und hoffen darauf, dass ihre Partei bei den Landtagswa­hlen wieder besser abschneide­t. Doch gelingt das mit Seehofer als Ministerpr­äsident?

- VON EVA WEIZENEGGE­R, FELICITAS LACHMAYR UND NICOLE SIMÜLLER

Aichach Friedberg Noch nie schnitt die CSU so schlecht ab wie bei dieser Bundestags­wahl. Nun wird über die Gründe und Konsequenz­en diskutiert. Einige fordern bereits den Rücktritt von Parteichef Horst Seehofer. Auch im Landkreis ist die Stimmung innerhalb der CSU getrübt. Doch die Mitglieder im Landkreis sind mit Rücktritts­forderunge­n zurückhalt­end.

Josef Dußmann, Vorsitzend­er des CSU-Ortsverban­ds Aichach und Stadtrat, erteilt ihnen eine klare Absage: „Ich glaube nicht, dass wegen Seehofer die AfD so stark ist.“Das Wahlergebn­is sei „eine Watschn“gewesen. Aber man könne es nicht an einer Person festmachen. Dußmann ist der Ansicht, dass viele Wähler aus Protest für die AfD stimmten. Jede Partei müsse sich nun ihre Gedanken machen. Was Horst Seehofers Ankündigun­g angeht, nun „die rechte Flanke“zu schließen, ist Dußmann skeptisch: „Man darf nicht zu weit nach rechts rutschen.“Wichtiger sei es, den Wählern die eigenen Inhalte näherzubri­ngen. Konkret heiße das, als Ortsverban­d mit den Abgeordnet­en wieder öfter in die Stadtteile zu gehen. Damit wolle der Ortsverban­d Aichach nach der Wahl bald beginnen. Dußmann ergänzt: „Wichtig ist, dass die Bürger dann auch hingehen und ihre Fragen, Ängste und Sorgen äußern.“Oft seien Veranstalt­ungen gut besucht, aber am Ende würden nur drei Fragen gestellt. Dußmann würde sich wünschen, dass bei politische­n Veranstalt­ungen mehr Dialog zwischen Politikern und Zuhörern entsteht. Und er hofft, dass das Wahlergebn­is vom Sonntag den ein oder anderen wachrüttel­t: „Vielleicht engagieren sich ja jetzt wieder mehr Leute selber für die Politik.“

Manfred Losinger, Vorsitzend­er des CSU-Stadtverba­nds Friedberg, stellvertr­etender Landrat und Stadtrat, ist ebenfalls der Ansicht: „Das schlechte Ergebnis lässt sich nicht an einer Person festmachen.“Er sei von der Dramatik des Ergebnisse­s auch überrascht worden. Man müsse die Gründe dafür nun genau analysiere­n. „Man hat die Probleme und Ängste der Menschen nicht ganz ernst genommen“, so Losinger. Nun gelte es, sich auf den Hosenboden zu setzen und Lösungsans­ätze aufzuzeige­n. Alle Parteien aus dem demokratis­chen Spektrum müssten dabei zusammenar­beiten. „Wenn man einen Kopf austauscht, hat man die Probleme noch nicht gelöst“, betont Losinger. Ob Seehofer weiterhin der richtige Mann sei, werde sich bei den Koalitions­verhandlun­gen zeigen.

Markus Waschka, Ortsvorsit­zender der CSU Dasing und Dritter Bürgermeis­ter, ist noch immer geschockt vom Wahlergebn­is: „Wir müssen jetzt klare Konsequenz­en ziehen, wie wir damit umgehen.“Das werde ein paar Wochen dauern. Aber jetzt zu sagen, Seehofer sei nicht der Richtige, hält er für unangebrac­ht. „Es muss intern diskutiert werden und gut überlegt werden, wie wir in die Landtagswa­hl gehen.“Waschka betont, man müsse wieder mehr auf die Bürger hören, um das Vertrauen zurückzuge­winnen. Die CSU habe sich in vielen Bereichen richtig positionie­rt, aber gemeinsam mit CDU und SPD ihre Ziele nicht durchbring­en können. Viele Menschen hätten aus Unzufriede­nheit eine andere Partei gewählt. Waschka zeigt sich dennoch optimistis­ch: „Ich gehe schon davon aus, dass wir bei der nächsten Wahl wieder besser abschneide­n.“

Heinrich Schoder, Ortsvorsit­zender der CSU Inchenhofe­n und Mitglied des Marktgemei­nderats, sieht die Politik aber nun in der Pflicht, große Themen wie Rente, Wohnungsba­u, Umwelt oder die Flüchtling­spolitik aufzugreif­en. Schoder sagt: „Ich habe selber zwei Söhne. Die fragen mich natürlich auch: Was tun die Unionspart­eien für die Rente?“Schoder ist mit Blick auf die massiven Stimmenzuw­ächse der AfD überzeugt: „Wenn man solche Themen bearbeitet, gibt’s keinen Nährboden für solches Gedankengu­t.“Den Parteivors­itzenden Horst Seehofer sieht er nach der Bundestags­wahl nicht infrage gestellt. Dennoch äußert er Kritik: „Dass er gesagt hat, er tritt bei der Landtagswa­hl noch mal an, hat der Stimmung nicht gerade gutgetan.“

Klare Worte findet der Meringer CSU-Ortsvorsit­zende Florian Mayer: „Ich war schon vor der Bundestags­wahl dafür, dass man Spitzenämt­er auf zwei Wahlperiod­en beschränke­n sollte.“Das gelte für die Kanzlerin wie auch für den bayerische­n Ministerpr­äsidenten. „Horst Seehofer sollte bei seiner ursprüngli­chen Entscheidu­ng bleiben und bei den nächsten Landtagswa­hlen nicht mehr antreten.“Mayer setzt darauf, dass Seehofer den Weg frei macht für Markus Söder.

 ??  ?? Heinrich Schoder
Heinrich Schoder
 ??  ?? Josef Dußmann
Josef Dußmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany