Aichacher Nachrichten

Kein Glück mit Gurken Garten Kolumne

Falscher Mehltau, Hunger und Hitze: Einfach war es mit dem Kürbisgewä­chs dieses Jahr nicht. Trotzdem: Sind Gurken die neuen Tomaten?

- VON UTE KROGULL kru@augsburger allgemeine.de

Heute ist Herbstanfa­ng und somit die letzte Gelegenhei­t über ein Thema zu jammern, das mich das ganze Jahr über beschäftig­t hat: mein Pech mit den Gurken. Inzwischen ist es auf meinem Ackergarte­n namens Arthur ohnehin ein wenig ausgedünnt, obwohl wir uns noch auf Grünkohl, Staudensel­lerie und Spinat freuen. Aber an der Stelle, wo ich voller Vorfreude die Gurken gepflanzt hatte, prangt schon lange eine Lücke. Eine einzige Frucht hatten mir die beiden zickigen Kürbisgewä­chse gewährt, bevor sie endgültig eingegange­n waren. Mit Gurken, musste ich dieses Jahr lernen, kann man ganz schön viel falsch machen.

Erstens mal kann man sie neben Tomaten pflanzen, dass mögen sie gar nicht. Warum sie dann in manchen Treibhäuse­rn fröhlich und ergiebig zwischen den Nachtschat­tengewächs­en emporranke­n, ist mir ein Rätsel. Masochismu­s vielleicht? Außerdem mögen sie keinen Wind – das war womöglich der Fehler, als ich sie ungeschütz­t aufs Feld gesetzt habe. Und viel Wasser brauchen sie auch. Sogar bei Regen. Das hat mir die mitleidige Gemüsegärt­nerin vom Friedberge­r Wochenmark­t erklärt, der ich gestehen musste, dass an meiner Balkongurk­e die vielen kleinen Gurken verkümmert sind. Die großen Blätter nämlich lassen den Regen nicht in den Topf kommen. Beim Gießen übrigens ordentlich BioDünger dazu, weil Starkzehre­r sind sie auch noch. In meinen Pflanzkübe­ln im Park mit ihrem tollen Substrat wäre das alles gewährleis­tet gewesen.

Doch abgesehen davon, dass im Park auch viele Leute ernten, was sie nicht gesät bzw. gesetzt haben, hat hier der Falsche Mehltau zugeschlag­en, als die Nächte kühler wurden. Dagegen hätte ich mit Schachtelh­almjauche vorbeugen können, aber: Zu spät, vorbei! Nächstes Jahr wird alles besser. Vielleicht sollte ich es dann mit etwas Besonderem probieren – Gurken-Raritäten sind im Trend.

Somit ist die Gurke irgendwie die neue Tomate, die, wie an dieser Stelle bereits berichtet, wahre Sammelleid­enschaften entfacht. Ich unterschie­d bislang eigentlich nur zwischen großen Gurken, mittleren Gurken und kleinen Gurken. Aber auf den Märkten und Pflanzenta­uschbörsen gibt es mehr und mehr besondere Sorten, etwa die Inkagurke, die zehn Meter lange Ranken bilden und damit locker einen Baum überwucher­n kann. Sehr niedlich sind Cocktailgu­rken, mit denen ich es 2018 unbedingt auf dem Balkon probieren will, weil sie schon in Fünf-Liter-Töpfen gedeihen, wie meine Pflanzenbi­bel „Handbuch für den Bio-Balkongart­en“beteuert. Die Cocktailgu­rke trägt dann hoffentlic­h reichlich, denn die Früchte sind nur olivengroß. Doch wie sagt ein jüdisches Sprichwort: „Besser die Gurke, die man hat, als die Aussicht auf einen Kürbis.“Wohl wahr. Kürbisse hatte ich heuer zuhauf.

***

Ute Krogull, 45, ist begeistert­e Balkon-Gärtnerin. Doch der wurde ihr zu klein und sie pachtete ein Grundstück von „Meine Ernte“am Friedberge­r See. Die Gärten haben dort Namen, Ihrer heißt Arthur.

„Unser Körper besteht zu 80 Prozent aus Wasser. Wir sind also Gurken mit Gefühlen.“

Twitter Spruch

 ?? Foto: I. Grohe, Archiv ?? Glückliche Gurken.
Foto: I. Grohe, Archiv Glückliche Gurken.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany