Funk statt Festnetz?
Der Mobilfunkstandard LTE wird zusehends zur DSL-Alternative. Das ist schnell und unkompliziert, hat aber auch große Nachteile
LTE ist schnell, richtig schnell. Wer die Mobilfunktechnik das erste Mal nutzt, bemerkt im Vergleich zu UMTS oder einer langsamen DSLLeitung sofort den raschen Verbindungsaufbau und die flotte Datenübertragung. Immer häufiger vermarkten die großen Netzanbieter LTE nun auch als Internet-Alternative zum Festnetz für zu Hause. Statt über die Telefonleitung oder das Fernsehkabel kommt das Internet über die Antenne ins Haus. Aber taugt das was?
„Die Produkte am Markt sind durchaus eine Alternative“, sagt Nick Kriegeskotte vom IT-Verband Bitkom. „Besonders dann, wenn man über DSL nur langsame Verbindungen erreichen kann.“Gerade Bewohner ländlicher Regionen am Ende des Kabels kennen das.
Wer prüfen will, ob LTE eine Alternative für daheim sein könnte, sollte die Netzabdeckungskarten der Anbieter prüfen, rät Markus Weidner vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“. Denn solides LTE ist längst nicht überall und von allen Anbietern verfügbar.
Gute LTE-Verbindung ist auch nur die halbe Miete, sagt Weidner. Auch eine gute UMTS-Versorgung ist wichtig. Ist die nicht gewährleistet, herrscht bei mangelndem LTEEmpfang Schneckentempo, wenn die Verbindung auf die langsame EDGE-Technik zurückfällt. Videostreams, schnelles Surfen und Downloads sind dann nahezu unmöglich.
Grundsätzlich gilt für die von den Netzbetreibern versprochenen Geschwindigkeiten: Sie sind in der Theorie möglich, in der Praxis erreichen Nutzer die 50, 150 oder 300 MBit/S aber eigentlich nie. Das hat mehrere Gründe. Zum einen, weil LTE ein sogenanntes Shared Medium ist, erklärt Nick Kriegeskotte. Alle Nutzer einer Funkzelle teilen sich die maximale Geschwindigkeit. Je mehr Nutzer es gibt, desto weniger bleibt für den Einzelnen übrig. Zum anderen dämpfen Hindernisse zwischen Funkmast und LTE-Gerät den Empfang. Maximale Geschwindigkeit im Haus ist also eher unwahrscheinlich.
Ist der Empfang an der eigenen Adresse gut, muss die Technik geklärt werden. Gab es früher für den PC eigentlich nur den Datenstick, sind im Handel mittlerweile leistungsfähige LTE-Modems (siehe Bericht oben) mit Router verfügbar. Sie verbinden das Haus mit dem Netz und stellen gleichzeitig ein WLAN bereit.
Aber obwohl die Netzabdeckung besser, die Geschwindigkeiten schneller und die Preise allmählich niedriger werden, bleibt ein Problem: „Es ist eine getaktete Verbindung“, sagt Markus Weidner. Als Ersatz für eine DSL- oder Kabelverbindung hält er LTE deswegen nur für bedingt geeignet. Oft ist nämlich am Ende des Datenvolumens noch ziemlich viel Monat übrig. Betriebssystem-Updates oder Videostreaming fressen die Gigabytes (GB) schnell auf. Selbst die monatlich 50 GB eines Vodafone Gigacube verdampfen bei Serienjunkies in wenigen Tagen.
Wer viel streamen will, ist also selbst mit etwas langsamerem Festnetz besser und billiger unterwegs. Will man allerdings nur ein wenig durch Webseiten klicken, ab und an ein Video schauen und die E-Mails verwalten, kann das Funk-Internet gerade eine wirkliche Verbesserung zu lahmen Breitband-Kabelverbindungen sein.