Aus Tattoo Farben wandern Nanopartikel ab
Die winzigen Teilchen können sich dauerhaft in den Lymphknoten anreichern. Wissenschaftler sind alarmiert
Berlin Dass Tätowierungen durch mangelnde Hygiene oder Verwendung bestimmter Pigmente mitunter auch unerwünschte gesundheitliche Effekte hervorrufen können, ist längst bekannt. Doch nun haben Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in Berlin erstmals in einem internationalen Kooperationsprojekt nachgewiesen, dass sich Farbpigmente in Nanopartikelgröße in Lymphknoten dauerhaft anreichern können.
„Die Erkenntnis, dass Partikel in Nanogröße aus der Tattoofarbe abwandern können, zieht weiteren Forschungsbedarf nach sich“, erläutert Professor Andreas Hensel, Präsident des BfR. „Nanopartikel können sich im Körper des Menschen anders verhalten, als wir es bisher bei Mikropartikeln beobachtet haben. Angesichts der großen Verbreitung und hohen Beliebtheit von Tattoos halten wir es für erforderlich, im Sinne des Verbraucherschutzes weiter zu untersuchen, wie sich die Partikel im Körper der Tätowierten verhalten.“Die Studie wurde in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.
Im Rahmen gemeinsamer Untersuchungen von Tätowierfarben, die Kontaminanten wie Nickel, Chrom, Mangan oder Kobalt enthalten können, wurde auch der in den Farben am zweithäufigsten eingesetzte Inhaltsstoff Titandioxid (TiO2) untersucht. Titandioxid dient als weißes Pigment dazu, verschiedene Farbtö- ne der Tätowierung zu erzeugen. Es kommt den Angaben zufolge auch in Lebensmittelzusatzstoffen, Sonnenschutzmitteln oder Malerfarbe zum Einsatz. Bei den Untersuchungen wurde mit Hilfe der sogenannten Röntgenfluoreszenzanalyse am Europäischen Synchrotron in Grenoble (ESRF) analysiert, an welchen Stellen sich die Pigmente im Gewebe anreichern.
Bisher war nur durch die optische Färbung der Lymphknoten bei Tätowierten bekannt, dass sich die Pigmente dort ansammeln können, da diese häufig die gleiche Farbe aufwiesen wie die Tätowierung. Neu hingegen ist die Untersuchung der Pigmente in Bezug auf ihre chemische Zusammensetzung und Gröganz ße. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Pigmente in Nanogröße im Körper anders verhalten und verteilen alsPigmente in Mikrogröße.
Insgesamt berichten die Wissenschaftler von Hinweisen sowohl für die Wanderung von Partikeln in Nanogröße als auch für die Ablagerung von toxischen Stoffen im Körper. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen wird das Forschungsteam weitere Proben von Patienten mit Abwehrreaktionen aufgrund von Tätowierungen untersuchen, um die Zusammenhänge zwischen den chemisch-strukturellen Eigenschaften der Pigmente und den beobachteten adversen Effekten zu erforschen.