Gescheite haben es schwer
Wolfgang Schäuble hat auf europäischer Ebene Großes für Deutschland geleistet. Indem er als Finanzminister standhaft blieb gegenüber den Wünschen nach Rabatten feilschender Schuldenländer, konnte er die Akzeptanz des Euro in Deutschland stärken. Nicht auszudenken, wenn Länder wie Griechenland, die Unsummen an Schulden aufgehäuft haben, Milliarden bekommen hätten, ohne dafür Reformen leisten zu müssen.
Das hätte einer rechtspopulistischen Partei wie der AfD noch mehr Auftrieb verliehen. Schäubles Härte in der Sache wurde ihm zu Unrecht als Hartleibigkeit ausgelegt. Wie Kanzlerin Angela Merkel musste er von griechischer Seite mit dummen Nazi-Vergleichen leben. All das hat der CDU-Mann ertragen und sich scharfzüngig, aber immer mit guten Argumenten gegen seine Kritiker zur Wehr gesetzt. Das wurde ihm wiederum häufig als Arroganz ausgelegt. Gescheite und noch dazu konsequente Menschen wie der 75-Jährige haben es eben nicht leicht. Sie werden allenfalls respektiert, aber nicht wirklich geliebt. Auch das muss man aushalten.
Schäuble zitiert hier gern den Soziologen Max Weber aus seinem Vortrag „Politik als Beruf“. Danach ist diese Profession ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich. Auf europäischer Bühne hat Schäuble sich die dicksten Bretter ausgesucht und sich als unerschrockener Bohrer erwiesen. Der Mann ist ins Gelingen verliebt. Dabei zieht er als bekennender Christ Kraft aus seinem Glauben.