Humor ist immer eine gute Hilfe – auch bei Demenz
Berater macht bei Vortrag die Welt der Erkrankten begreifbar. Was sind erste Anzeichen der Krankheit?
Aichach Friedberg Köhnen si tas endsiffern lipe Läsr – es ist nämlich eine erstaunliche Hochleistung unseres Gehirns, dass es auch eine völlig falsche Schreibweise entziffern und fehlende Buchstaben ergänzen kann. Mit solchen Einsichten und Erkenntnissen verblüffte Demenzberater Markus Proske seine staunenden Zuhörer beim Vortrag im Friedberger Pfarrzentrum St. Jakob. Eingeladen hatte das St. Afra Hospiz im Caritasverband, dessen Mitarbeiter im Landkreis AichachFriedberg unter anderem auch Demenzkranke betreuen.
Dass Betroffene keineswegs dumm sind, sondern immer mehr ihre geistigen Fähigkeiten verlieren, hat Dieter Hallervorden im Film „Honig im Kopf“sehr anschaulich dargestellt. Wenn er in den Kühlschrank pinkelt oder beinahe das ganze Haus abfackelt, ist das nur fürs Kinopublikum lustig, aber für die Angehörigen ganz und gar nicht. Damit diese sich besser in die Betroffenen einfühlen können, hatte Proske interessante Experimente aufgebaut.
So war es mit einer „Rauschbrille“nur schwer möglich, Gegenstände zu identifizieren oder die Linien eines Sterns nachzuziehen, wenn man seine eigene Hand seitenverkehrt im Spiegel sieht. Auf diese Weise wurde die eingeschränkte Welt der Erkrankten buchstäblich „be-greifbar“. „Ich pflege selbst meinen Vater und kann seine Probleme jetzt besser verstehen“, sagte eine Zuhörerin nach dem interessanten Vortrag.
„Weg vom Geist“oder „ohne Geist“lautet die wörtliche Übersetzung des Begriffs Demenz aus dem Lateinischen. Damit ist bereits das wesentliche Merkmal beschrieben, nämlich die Verschlechterung geistiger Fähigkeiten bis zu ihrem Verlust. „Am Anfang der Krankheit sind häufig Kurzzeitgedächtnis und Merkfähigkeit gestört“, schilderte der Referent, „im weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses.“Die Menschen verlieren so mehr und mehr die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten, wissen zum Beispiel nicht mehr, wozu eine Gabel oder ein Schuh gut ist.
Proske, der früher Metzger- meister war und heute auch als Humortherapeut in Altenheimen unterwegs ist, hat für Angehörige und Pflegekräfte einen Demenz-Knigge geschrieben, der Ende des Jahres erscheinen soll. Darin geht es unter anderem um die ersten Anzeichen und das Erkennen versteckter Signale, das Verständnis für ungewöhnliche Verhaltensweisen sowie um einen liebevollen Umgang mit Betroffenen.
Bei primären Demenzen wie Alzheimer bietet ein frühzeitiges Erkennen zumindest die Chance, sich mit der Krankheit und ihren Folgen auseinanderzusetzen, bevor sie dazu die Fähigkeit verlieren. Proske: „Es ist daher wichtig, dass Angehörige vermeintliche Symptome nicht verdrängen, sondern sich bewusst und rechtzeitig mit ihnen auseinandersetzen.“Das ist schwierig, weil Alzheimer-Patienten äußerlich oft noch den Eindruck vollkommener Gesundheit machen. Folgende Ratschläge können für den Umgang mit Patienten helfen:
● Konkrete Angaben wie Zeit, Datum, Ort und Namen bieten Erinnerungshilfen.
● Für Beständigkeit und Routine im Tagesablauf des Erkrankten sorgen.
● Sinnlose Diskussionen vermeiden. Statt auf der eigenen Meinung
Lang erworbene geistige Fähigkeiten gehen immer mehr verloren
zu bestehen, sollte der Kranke abgelenkt werden oder der Betreuer sollte einlenken.
● Klare Anweisungen in einfachen, kurzen Sätzen geben.
● Ein fürsorglicher, aber zugleich bestimmter und deutlicher Umgangston sollte angestrebt werden.
Eine wichtige Rolle bei seiner Arbeit spiele der Humor, so der Referent: „Zusammen lachen, sich gemeinsam freuen, all das bedient die Gefühlswelt. Denn das Nonverbale, also Körpersprache und Emotionen, machen mehr als neunzig Prozent unserer Wahrnehmung aus.“Und Gefühle würden beim demenziell Erkrankten noch lange hängenbleiben. Aber auch Musik, Körperkontakt, Bilder aus der Vergangenheit oder erlernte Fähigkeiten aus dem früheren Beruf können den Erkrankten aus seiner Versunkenheit holen.