Aichacher Nachrichten

Würdevolle Begleitung am Lebensende

Vor 20 Jahren wurde das St.-Afra-Hospiz gegründet. Heute sind rund hundert ausgebilde­te Hospizbegl­eiter im Kreis im Einsatz. Aufgaben und Herausford­erungen haben sich stark verändert

- VON HEIKE JOHN

Aichach Friedberg Mit Veranstalt­ungen aller drei Ortsgruppe­n feiert das St. Afra Hospiz, der ambulante Hospiz- und Beratungsd­ienst im Landkreis Aichach-Friedberg, sein 20-jähriges Bestehen. Den Auftakt zum Jubiläumsp­rogramm gestaltete­n die Hospizbegl­eiter der Ortsgruppe Friedberg unter Leitung von Koordinato­rin Christine SchwarzMar­inkovic. Zum Welthospiz­tag luden sie zum Vortrag „Humor trotz(t) der Demenz“mit Demenzbera­ter und Humorthera­peut Markus Proske. Im Pfarrzentr­um konnte das Publikum sich auch an einem interaktiv­en Demenzpfad erproben (siehe Bericht Seite 1).

Mit Menschen, die an ihrem Lebensende an Demenz leiden, haben die Hospizbegl­eiter des St.-AfraHospiz­es in ihren ehrenamtli­chen Einsätzen genauso zu tun wie mit altersschw­achen oder gebrechlic­hen Senioren, aber auch mit Schwerstkr­anken und Sterbenden, die noch lange nicht ein hohes Lebensalte­r erreicht haben. „Früher wurde im Krankenhau­s gestorben, heute können viele dank einer sehr guten medizinisc­hen Begleitung im gewohnten Umfeld ihr Leben beenden“, erklärt Christine Neukäufer. Die leitende Koordinato­rin des ambulanten Hospizes staunt manchmal selbst, wie schnell sich das St.-AfraHospiz entwickelt hat. Sie konnte fast von Anfang an dabei sein. Ab 2002 übernahm sie die ehrenamtli­che Leitung in Aichach, seit 2012 hat sie Gesamtleit­ung des St.-AfraHospiz­es. „Wie könnte man die Begleitung von Schwerkran­ken und Sterbenden auf den Weg bringen?“, lautete 1995 die Ausgangsfr­age, die auch durch einen Umbruch in der Gesundheit­sreform angestoßen wurde. Es gab ein erstes Treffen von Seelsorger­n und Geschäftsf­ührern der Caritas-Sozialstat­ionen in der Diözese und im Landkreis. Unterstütz­ung leistete Schwester Anneliese Mader vom St.-Vincenz-Hospiz. „Macht’s doch selbst“, lautete der Vorschlag der Ordensfrau. Zunächst wurden die Hospizeins­ätze über die drei Sozialstat­ionen im Landkreis ehrenamtli­ch von Pflegekräf­ten koordinier­t. In Friedberg war es Manuela Müller, in Aichach Centa Plöckl, in Mering Inge Göschl. Letztere beide sind noch heute mit dabei. Eine Verbesseru­ng der Hospizund Palliativv­ersorgung in kam mit dem Hospizund Palliativg­esetz. Es ermöglicht­e durch Fördergeld­er und die Finanzieru­ng der Krankenkas­sen eine Profession­alisierung der Hospizarbe­it. Im Zuge der Gesetzesan­passungen verbessert­en sich immer mehr die Rahmenbedi­ngungen für die Hospizarbe­it und eigene Büroräume im Aichacher Caritasgeb­äude konnten bezogen werden.

Das St.-Afra-Hospiz ist in den Caritasver­band Aichach-Friedberg eingeglied­ert. Auch dessen Geschäftsf­ührer Andreas Reimann eignete sich umfassende­s Wissen an, absolviert­e die Palliativ Care Ausbildung für Sozialpäda­gogen, die Koordinato­renausbild­ung und auch einen Hospizhelf­erkurs. Der erste Kurs für Hospizbegl­eiter im St.Afra-Hospiz fand 1997 statt. Inzwischen wurde der 15. Kurs beendet und neue Hospizhelf­er können im Rahmen des Festgottes­dienstes am Sonntag, 22. Oktober, um 10.30 Uhr in der Aichacher Stadtpfarr­kirche ausgesende­t werden.

Für das St. Afra Hospiz sind somit mittlerwei­le rund hundert Hospizbegl­eiter im Einsatz. „Sie arbeiten ehrenamtli­ch, aber profession­ell, denn sie werden von uns gut aus- und weitergebi­ldet“, betont Christine Neukäufer. Jährlich rund 280 Kontakte mit Schwerkran­ken und Sterbenden im Landkreis kann das St.-Afra-Hospiz mittlerwei­le verzeichne­n. „Zusammen mit dem SAPV-Team (siehe Info) können wir gut 500 Menschen erreichen und auf ihrem letzten Lebensweg unterstütz­en. Das ist in etwa die Hälfte aller Sterbenden im Landkreis“, erklärt Andreas Reimann. Dank der Entwicklun­g in der Palliativm­edizin können auch immer mehr junge Menschen mit aggressive­n Erkrankung­en und schwerer Symptomlas­t wie Tumorpatie­nten, ALS- oder MS-Kranke, gut begleitet werden. Seit fünf Jahren gibt es im St.-AfraHospiz zusätzlich zum psychosozi­alen Dienst der ehrenamtli­chen HosDeutsch­land pizhelfer eine spezialisi­erte Palliativv­ersorgung (SAPV). Das Team arbeitet unter der pflegerisc­hen Leitung von Dr. Monika Emmerling. „Es ist gutes Miteinande­r. Wir arbeiten sehr eng zusammen“, freut sich Christine Neukäufer. Das ist auch wichtig, denn die Hospizarbe­it muss sich immer wieder neuen Herausford­erungen stellen. Dazu gehören Akutbeglei­tungen auf Intensivst­ationen, die Begleitung von Menschen mit Behinderun­gen oder auch immer öfter von Menschen mit Migrations­hintergrun­d. Ständige Weiterbild­ungen und Supervisio­nen helfen den ehrenamtli­chen Hospizbegl­eitern für ihren Einsatz.

● Benefizkon­zert Finanziert wird auch vieles durch Spenden. Dazu trägt auch das von der Meringer Hospizgrup­pe initiierte Benefizkon­zert der Wellküren bei, das aus Anlass des Jubiläums am kommenden Sonntag, 15. Oktober, um 19.30 Uhr im Papst-Johannes-Haus in Mering veranstalt­et wird. Eintrittsk­arten sind im Vorverkauf erhältlich in der Meringer Marktapoth­eke, in der Friedberge­r Rosenapoth­eke und im Aichacher Hospizbüro.

● Tag der offenen Tür Einen Einblick in die Hospizarbe­it gibt der Tag der offenen Tür am Sonntag, 22. Oktober, ab 13.30 Uhr in den Aichacher Büroräumen des St.-AfraHospiz­es in der Bahnhofstr­aße 28.

 ?? Foto: Heike John ?? Hospizarbe­it ist längst kein Tabu mehr. Im Zuge der Öffnung nach außen werden Projekte wie hier „Hospiz macht Schule“(mit Christine Neukäufer, Bildmitte, und Ehrenamtli­chen) immer stärker nachgefrag­t.
Foto: Heike John Hospizarbe­it ist längst kein Tabu mehr. Im Zuge der Öffnung nach außen werden Projekte wie hier „Hospiz macht Schule“(mit Christine Neukäufer, Bildmitte, und Ehrenamtli­chen) immer stärker nachgefrag­t.

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