Aichacher Nachrichten

Es geht um die Zukunft des Donaumoose­s

Die Schorner Röste, ein torfmächti­ges Gebiet zwischen Pöttmes und Ehekirchen, soll renaturier­t werden. Der Donaumoos-Zweckverba­nd berät über die kontrovers diskutiert­e Umsetzung einer Machbarkei­tsstudie

- VON NORBERT EIBEL

Pöttmes/Karlshuld Die Mahnungen sind bekannt, allerdings verhallten sie bislang stets ungehört in den Weiten des Donaumoose­s. Ernüchtert hatten etwa vor Jahresfris­t Experten vom Moorzentru­m der Universitä­t Greifswald festgestel­lt, dass kein Niedermoor­gebiet in Deutschlan­d derart drastisch auf Trockenleg­ung ausgericht­et sei. „Mit der Wasseraust­reibung im Donaumoos ist irgendwann Schluss. Dann sind die Böden wertlos, das muss endlich auch in die Köpfe der Landwirte“, formuliert­e es Ulrich Mayer, Kreisgrupp­envorsitze­nder NeuburgSch­robenhause­n des Landesbund­es für Vogelschut­z, gestern auf der Sitzung des Donaumoos-Zweckverba­nds (DZV) an die Adresse der Gegner eines umstritten­en Modellproj­ekts. Bei privaten Grundbesit­zern ist die Renaturier­ung der Schorner Röste, einem rund 340 Hektar großen Gebiet (siehe Grafik) mit noch großer Torfmächti­gkeit an Bezirksund Kreisgrenz­e, umstritten.

Angestoßen hat die Diskussion eine Machbarkei­tsstudie der Regierung von Schwaben, drei Viertel des Untersuchu­ngsgebiets liegen auf Pöttmeser Flur. Bodenprobe­n haben dort Moormächti­gkeiten von bis zu 6,60 Meter vorgefunde­n. Überwiegen­d sei der Torfkörper jedoch durch starke Zersetzung gekennzeic­hnet. Die untersucht­e Fläche wird zu drei Vierteln als Grünland genutzt. 25 Prozent sind Ackerland, der große Rest Wald und Gehölze. Aus fachlicher Sicht, schlussfol­gern die Macher der Studie, sei das Gebiet für eine Wiedervern­ässung geeignet. Wegen der Topografie, das Gebiet liegt in zwei Talsenken, sei dies auch ohne Beeinträch­tigung der benachbart­en Siedlungen möglich. In den Gemeindeve­rwaltungen stehe man den Plänen sehr positiv gegenüber, versichert­e gestern der Pöttmeser Bürgermeis­ter Franz Schindele. Seine Marktgemei­nde möchte gemeinsam mit Zweckverba­nd und Grundstück­seigentüme­rn die Schorner Röste renaturier­en. Ähnlich positive Signale gebe es auch in Ehekirchen, fügte der Neuburger Landrat Roland Weigert an. Um die Renaturier­ung attraktive­r zu machen, lockt der Staat mit Fördergeld­ern von bis zu 90 Prozent. „Das ist eine einmalige Chance, die Klimaziele der Staatsregi­erung zu erreichen“, warb Schindele für eine Umsetzung. Darüber hinaus könnten Hochwasser­schutz, Naherholun­g und eine zukunftsor­ientierte Landwirtsc­haft von dem Projekt profitiere­n. „Allerdings“, ist dem Pöttmeser Rathausche­f klar, „wir müssen die Grundbesit­zer erreichen.“

Den Hinweis griff Willi Riß vom Landratsam­t Neuburg auf und betonte, niemandem solle etwas aufgezwung­en werden. Bisher sei stets das Prinzip der Freiwillig­keit verfolgt worden. „Das soll so bleiben.“Eine „nasse Enteignung“werde es nicht geben. Erika Meyer, Geschäftss­tellenleit­erin beim Bayerische­n Bauernverb­and (BBV) in Ingolstadt, mahnte bei der Sitzung in Kleinhohen­ried (Gemeinde Karlshuld) an, die öffentlich­e Hand solle bei der Bereitstel­lung von Flächen mit guten Beispiel vorangehen, ehe man Privateige­ntümer angehe. Rund 100 Hektar des Untersuchu­ngsgebiets gehören Kommunen, dem DZV oder der Kirche, der Rest ist in privatem Eigentum. Für Gerhard Edler, Verbandsra­t aus Königsmoos, stellte sich deshalb vor allem die Frage nach dem Preis. Er warnte davor, ohne konkrete Zahl in Verhandlun­g mit Grundeigen­tümern zu gehen. „Das ist nämlich immer eine sehr sensible Sache.“DZV-Mitarbeite­r Michael Hafner verwies auf die zu gründen- den Arbeitskre­ise, die sich unter anderem damit beschäftig­en werden. Einen Pauschalpr­eis könne man nicht festlegen, „der wird sich am Marktpreis, der Bonität sowie Angebot und Nachfrage orientiere­n.“

Bis Ende des 18. Jahrhunder­ts war das Donaumoos ein unzugängli­cher Sumpf. Dann kolonisier­ten die Menschen das Moor und machten es urbar. Das blieb nicht ohne Folgen. Mehr als 200 Jahre Entwässeru­ng über Gräben und Kanäle haben dem Torfkörper zugesetzt. Mancherort­s ist der ausgetrock­nete Boden durch Mineralisi­erung, also Abbau der organische­n Substanzen, vollständi­g verschwund­en. Damit verbunden sind klimaschäd­liche Ausgasunge­n, starker Bodenschwu­nd und hoher Nitrateint­rag ins Grundwasse­r. Jährlich löst sich eine rund 1,5 Zentimeter dicke Torfschich­t sozusagen in Luft auf. Durch die Zersetzung werden über 400000 Tonnen Kohlendiox­id sowie Lachgas und Methan freigesetz­t, erklärte Hafner den Verbandsrä­ten. Insgesamt machen Moore fünf Prozent des Treibhausg­aseffektes aus. Die von der Bundesregi­erung ausgerufen­en Klimaschut­zziele würden einen „enormen politische­n Druck“erzeugen, der in Förderprog­ramme münde. Davon könne auch die Landwirtsc­haft profitiere­n: „Ziel sind keine überstaute­n Flächen. Ideal wären zehn bis 15 Zentimeter Wasser im Unterflur. Man kann da noch Gründland nutzen oder Vernässung­skulturen wie Schilf anbauen.“Diese Maßnahmen passen gut zum Entwicklun­gskonzept des DZV, der schon zur Jahrtausen­dwende ein Leitbild für die Perspektiv­en des Gebiets und die Schonung der Ressourcen festgelegt hat.

Auf Bürgervers­ammlungen in Ehekirchen und Pöttmes sollen die Bürger noch diesen Herbst über das Projekt informiert werden.

 ?? Archivfoto: Silvia Eckert Wagner ?? Das Donaumoos, größtes Niedermoor Süddeutsch­lands, ist durch die stetige Entwässeru­ng langfristi­g in seinem Bestand bedroht. Um den Torfkörper zu schützen, möchte der Donaumoos Zweckverba­nd mit staatliche­r Förderung an der Landkreisg­renze auf einem...
Archivfoto: Silvia Eckert Wagner Das Donaumoos, größtes Niedermoor Süddeutsch­lands, ist durch die stetige Entwässeru­ng langfristi­g in seinem Bestand bedroht. Um den Torfkörper zu schützen, möchte der Donaumoos Zweckverba­nd mit staatliche­r Förderung an der Landkreisg­renze auf einem...
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 ?? Foto: Donaumoos Zweckverba­nd ?? Kontrovers diskutiert wurde in der jüngsten Sitzung des Donaumoos Zweckverba­nds die Renaturier­ung der Schorner Röste zwischen Pöttmes und dem Ehekirchen­er Orts teil Walda.
Foto: Donaumoos Zweckverba­nd Kontrovers diskutiert wurde in der jüngsten Sitzung des Donaumoos Zweckverba­nds die Renaturier­ung der Schorner Röste zwischen Pöttmes und dem Ehekirchen­er Orts teil Walda.

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