Weniger Flüchtlinge, freie Plätze
Knapp 4500 Menschen leben momentan in den Asylheimen der Region. Viele Bewerber sind anerkannt, finden aber keine Wohnung. Wie die Unterkünfte ausgelastet sind und was das die Kommunen kostet
Augsburg 2015 und Anfang 2016 kamen in großer Zahl Kriegsflüchtlinge und Migranten in die Region. Die Behörden suchten händeringend Unterkünfte. Mittlerweile hat sich der Zuzug abgeschwächt. Zeit für eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation: Wir haben bei der Stadt und dem Landratsamt Augsburg, im Landkreis Aichach-Friedberg sowie bei der Regierung von Schwaben nachgefragt, wie der Stand bei den Asylbewerberzahlen ist. Wir haben die Anfragen im September gestartet, die Zahlen sind aufgrund unterschiedlich geführter Statistiken unterschiedlich aktuell und können sich auch aufgrund von Aus- oder Umzügen von Bewohnern wieder verändert haben.
Wie viele Geflüchtete leben momentan in den Unterkünften?
In der Stadt Augsburg lebten zum Zeitpunkt der Anfrage 1881 Personen in 39 Sammelunterkünften. Darunter waren etwa 550, die noch im laufenden Verfahren sind. Im Landkreis Augsburg waren es 855 Asylbewerber im laufenden Verfahren und insgesamt 1551 Menschen. Im Landkreis Aichach-Friedberg sind es 635 Personen im laufenden Verfahren und 1057 insgesamt. In den Asyl-Unterkünften in der Region lebten also 4489 Menschen.
Wie viele anerkannte Flüchtlinge leben in der Region?
In der Stadt Augsburg leben in den Unterkünften etwa 500 sogenannte „Fehlbeleger“. Das sind Menschen, die bereits als Asylberechtigte anerkannt sind, die aber noch in den Gemeinschaftsunterkünften leben, weil sie keine Wohnung finden. Einige haben Familienmitglieder nachgeholt, ein Zuzug von etwa 200 Menschen. Der Wunsch nach einer eigenen Wohnung sei bei den anerkannten Flüchtlingen sehr groß, heißt es beim Sozialreferat der Stadt Augsburg. Um das Konfliktpotenzial in den Unterkünften möglichst niedrig zu halten, werde darauf geachtet, möglichst nur zwei einander fremde Personen in einem Zimmer unterzubringen.
In den Unterkünften im Landkreis Augsburg leben 531 anerkannte Flüchtlinge. Eine Statistik, wie viele anerkannte Asylbewerber insgesamt im Landkreis leben, gibt es nicht. Im Landkreis Aichach-Friedberg wohnen 911 anerkannte Asylbewerber, 422 davon noch in Sammelunterkünften. Wie viele Menschen leben mit dem Status „geduldet“in den Landkreisen? Wie viele Menschen sind freiwillig ausgereist oder wurden abgeschoben? Der Landkreis Augsburg verzeichnet rund 100 geduldete Personen, im Kreis Aichach-Friedberg sind es 73. Bei den Ausreisepflichtigen hat die Regierung von Schwaben als zuständige Behörde keine Zahlen für einzelne Regionen. Schwabenweit fallen etwa 2800 abgelehnte Asylbewerber aus sogenannten sicheren Herkunftsländern wie den Staaten des Westbalkans und Nordafrikas, aus der Ukraine, Georgien, Afghanistan, Ghana und dem Senegal in ihre Zuständigkeit. 56 Menschen wurden in ihre Heimatländer zurückgebracht, freiwillige Ausreisen gab es in 152 Fällen.
Zur Vermeidung von Streit müssen sich nur zwei Fremde ein Zimmer teilen
Woher kommen die meisten Asylbewerber?
In allen befragten Kommunen stammt die überwiegende Mehrheit der Bewerber aus Syrien und Afghanistan. Im Landkreis AichachFriedberg sind es zum Beispiel 423 Menschen aus Afghanistan und 406 Syrer. Mit weitem Abstand folgen Menschen aus Nigeria (179) und Eritrea (143).
Wie hoch sind die Mietkosten für die Kommunen? Wie gut sind die Unterkünfte ausgelastet?
Der Landkreis Augsburg bezahlt monatlich 300 000 Euro Kaltmiete für 60 Unterkünfte, von denen elf leer stehen. Die Unterkünfte seien aufgrund der rückläufigen Zuzüge nicht voll ausgelastet, teilt der Landkreis mit. Durch die Überkapazität habe man einen Puffer, falls die Zahlen wieder steigen. Im Augsburger Land kommen noch zwölf Unterkünfte der Regierung von Schwaben mit Mietkosten von 157 000 Euro hinzu. In diesen Häusern leben 614 Menschen, das entspricht einer Auslastung von 76,65 Prozent. Der Landkreis AichachFriedberg gibt ähnlich viel Geld aus: 3,5 Millionen Euro für 72 Unterkünfte, also etwa 292000 Euro pro Monat. Von 1753 Plätzen sind 682 frei, das entspricht einer Auslastung von gut 60 Prozent. Das Geld wird jeweils vom Freistaat erstattet.
Wie viele Flüchtlinge kamen maximal an? Wie viele sind es derzeit? Höhepunkt der Ankünfte war das letzte Quartal 2015: Pro Woche kamen zwischen 60 Menschen im Kreis Aichach-Friedberg und 75 im Kreis Augsburg an. Derzeit liegen die Ankunftszahlen bei zwei bis fünf Menschen im Kreis Aichach-Friedberg und im niedrigen zweistelligen Bereich im Kreis Augsburg.
Aufgezeichnet von Adrian Bauer