Christen finden Verbindendes
Vor 500 Jahren haben Luthers Thesen zur Kirchenspaltung geführt. Was zum Jubiläum in Aichach geplant ist
Aichach Friedberg Der Überlieferung nach hat Martin Luther seine 95 Thesen vor 500 Jahren eigenhändig an die Tür der Schlosskirche Wittenberg genagelt. Der Thesenanschlag bildete den Auftakt zur Reformation und führte zur Spaltung der Kirche. Das Reformationsjubiläum, das die Protestanten in den vergangenen Monaten feierten, rückte nicht nur die Entstehung der evangelischen Kirche mehr ins Bewusstsein. Beide Konfessionen näherten sich auch wieder an. Das ist der Eindruck der Geistlichen.
Früherer Stadtpfarrer spricht über Luther
Pfarrerin Cornelia Dölfel von der Kirchengemeinde LudwigsmoosPöttmes findet, gerade mit den vielen Aktionen in diesem Jahr sei die Reformation neu ins Bewusstsein der Menschen gerückt: „Jeder weiß jetzt ein bisschen, was mit Reformation gemeint ist.“Toll findet Dölfel, dass auch die katholische Kirche das Thema aufgegriffen hat. Zum Beispiel beim regionalen Kirchentag in Neuburg, wo das Thema in den Mittelpunkt gestellt worden war. Oder bei einem ökumenischen Treffen in Friedberg, zu dem die evangelischen Vertreter eingeladen waren. Dölfel zum Gesprächsthema: „Wir haben über Reformation und Versöhnung gesprochen.“
Ein Thema, das der Pfarrerin sehr am Herzen liegt: „Mein persönlicher Wunsch ist, dass die Gräben verschwinden, die durch die Reformation entstanden sind.“Heute gebe es eigentlich keinen Grund mehr, dass die katholische und die evangelische Kirche getrennt seien. Dölfel sagt: „Die Missstände, die 1517 angeprangert wurden, sind behoben.“Dass beide Kirchen den Gottesdienst unterschiedlich feiern, verschiedene Liturgien und Schwerpunkte haben, empfindet die Pfarrerin nicht trennend: „Es sind verschiedene Ausprägungen.“
Einen Schritt aufeinander zu, machen die beiden Kirchen in Dölfels Gemeindebereich am Reformationstag, 31. Oktober. Die fünf katholischen Gemeinden feiern um 9 Uhr mit der evangelischen Gemeinde den Festgottesdienst mit Abendmahl in der Kirche in Ludwigsmoos.
Einen gemeinsamen Gottesdienst mit seinem katholischen Kollegen, Aichachs Stadtpfarrer Herbert Gugler, feiert am Dienstag, 31. Oktober, um 10.30 Uhr auch Pfarrer Winfried Stahl in der Paul-GerhardtKirche. Das Thema der Predigt sind die beiden Konfessionen. Stahl erklärt: „Wir werden uns gegenseitig sagen, was wir am anderen gut finden.“Stahls Bilanz des Jubiläumsjahres zur Reformation fällt eindeutig aus: „Ich bin sehr zufrieden mit dem, was von außen an mich herangetragen wurde.“Es habe viele Treffen gegeben, die auch von katholischer Seite angestoßen worden waren. Als „sehr offen und ökumenisch ausgerichtet“, beschreibt Stahl diese Zusammenkünfte. Für ihn besonders schön, weil sich die evangelische Gemeinde Aichach-Altomünster mit mehreren katholischen Dekanaten überschneidet.
Bei eigenen Veranstaltungen in der Pfarrei Aichach ging es im Rahmen von 500 Jahre Reformation oft darum, das evangelisch-protestantische Profil zu verdeutlichen. Zum Beispiel beim Luthermusical mit seinem geschichtlichen Schwerpunkt. Bei der Veranstaltungsreihe 50+ ging die Gemeinde zwei Wege. Zum einen betonte sie das Eigene. Stahl weiter: „Wir haben auch versucht, für andere offen zu sein.“Wie bei dem Vortrag, den Monsignore Johannes Schmid, der frühere Aichacher Stadtpfarrer, kürzlich hielt. Er referierte zu dem Thema „Luther aus katholischer Sicht“.
Angesichts der aktuellen Entwicklung in der ganzen Welt, hält Winfried Stahl es für wichtig, dass die Christen beider Konfessionen aufeinander zugehen: „Wir leben in einer Zeit, in der es notwendig ist, angesichts anderer Religionen, dass die Christen das Gemeinsame entdecken und miteinander gut umgehen.“