Genuss für Ohren und Seele
Mit dem Morgenstern-Quartett aus München treten vier grandiose Musikerinnen im Schorner Schloss auf. Sie verzaubern bei ihrem Salonkonzert zwei Stunden lang ihr Publikum mit Haydn, Prokofjew und Dvorak
Pöttmes Schorn Der Einladung in das Schorner Schloss sind die ProfiMusikerinnen des MorgensternQuartetts bereits zum dritten Mal gefolgt. Im Rahmen des Pöttmeser Kulturherbstes stellten Ludwiga Freifrau von Herman und Richard Freiherr von Herman gern den Salon ihres Schlosses zur Verfügung. Über 60 Gäste fanden sich ein, um die ausgewählten Streichquartette der vier Musikerinnen aus München zu genießen.
Sie bescherten den Zuhörern mit Werken von Haydn, Prokofjew und Dvorak einen wunderbaren Kammermusikabend und demonstrierten einmal mehr eindrucksvoll, auf welch hohem Niveau sie professionell und sensibel ihre Streichinstrumente beherrschen. Das harmonische Miteinander und die sichtbare Freude an der Musik begleiteten die Klassikliebhaber den ganzen Abend. Die Gäste genossen den Vortrag der Vollblutmusikerinnen und belohnten das Quartett mit viel Applaus.
Zum Auftakt spielten Doris Orsan (1. Violine), Catherine von der Nahmer (2. Violine), Julia Ruge (Viola) und Franziska Brandis (Violoncello) Joseph Haydns Streichquartett G-Dur, Op. 77, Nr. 1 in vier Sätzen. 1798 erhielten der ös- terreichische Komponist Haydn (1732-1809) und auch Ludwig van Beethoven von Fürst Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz denselben Kompositionsauftrag – und zwar sechs Streichquartette. Warum Haydn nur zwei der bestellten sechs Quartette fertiggeschrieben hat, darüber lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise bremste ihn eine Herzkrankheit. Der erste Satz des Streichquartetts in G-Dur, Op. 77, Nr. 1 beginnt wie ein Marsch, dem das schöne, innige und romantische Adagio folgt. Der dritte Satz besticht mit Kraft und Tempo, und das Presto-Finale zeigt Haydns ausdrucksstarke Elemente, die zum Schlusssatz erklingen.
Auf Haydn folgten abwechslungsreiche Kostproben des russischen Komponisten Sergei Prokofjew (1891-1953). Zwischen 1915 und 1917 schrieb der talentierte Russe seine „Visions fugitives“(„Flüchtige Erscheinungen“) Op. 22. Sie sind eine Sammlung 20 kurzer Musikstücke und beziehen sich auf ein Gedicht des russischen Lyrikers Konstantin Balmont, der in einem Vers schreibt: „In jeder flüchtigen Erscheinung sehe ich Welten, voll vom Wechselspiel der Regenbogenfarben...“Neun Stücke bescherte das Morgenstern-Quartett dem begeisterten Publikum.
Mit Antonin Dvoraks (1841-1904) Quartett in As-Dur Op. 105 ging es nach einer kurzen Pause weiter. Dvoraks Quartett entsteht, als der tschechische Komponist im Jahr 1895 aus New York in seine Heimat zurückkehrt. Den ersten Satz hat er noch in Amerika geschrieben, vollendet wurde das Stück aber erst im Herbst 1895. Die Musikerinnen inszenierten gefühlvoll die langsame Einleitung im ersten Satz, der den Elan des AllegroHauptthemas nur erahnen lässt. Immer wieder bricht die Bewegung ab, bis sich das As-Dur-Allegro durchsetzt. Im Finale ist Dvorak mit einer Polka endgültig in seine Heimat zurückgekehrt.
Zwei besinnliche Stunden und makellosen Hochgenuss für Ohren und Seele bescherten die vier perfekt aufeinander abgestimmten Künstlerinnen dann ihrem Publikum. Die Gastgeber freuten sich über das Interesse an den Salonkonzerten und luden im Anschluss zu Quiche und Rotwein in ihre privaten Räume ein.