Aichacher Nachrichten

Leerer Kutschenpl­atz sorgt für Gesprächss­toff in Leahad

Bürgermeis­ter Karl Metzger verzichtet beim Umzug in Inchenhofe­n bewusst auf Fahrt in Politiker-Kutsche. Das hat einen Hintergrun­d in der Kommunalpo­litik. Was als internes Zeichen gedacht war, wird zum öffentlich­en Thema

- VON CHRISTIAN LICHTENSTE­RN

Inchenhofe­n Das nasskalte Regenwette­r am Sonntagnac­hmittag wäre zum Beispiel ein guter Grund gewesen, nicht in der Kutsche der politische­n Ehrengäste Platz zu nehmen. Oder eine Erkältung. Doch der reichliche Segen von oben hat Bürgermeis­ter Karl Metzger natürlich nicht dazu bewogen, auf die Fahrt beim Leonhardir­itt durch Inchenhofe­n zu verzichten. Er habe „ein Zeichen setzen wollen, dass ich mir nicht alles gefallen lasse“, sagt Metzger auf Anfrage unserer Zeitung. Er bittet allerdings um Verständni­s, dass er nicht ins Detail gehen will. Nur so viel, um andere Hintergrün­de auszuschli­eßen: Es gehe um eine kommunalpo­litische Auseinande­rsetzung im nicht öffentlich­en Teil einer Sitzung.

Nicht erst seit Kurzem, sondern seit geraumer Zeit gibt es im Gremium Differenze­n zu verschiede­nen Themen zwischen den beiden politische­n Lagern des Marktgemei­nderates: CSU und Bürgerwill­e ’84. Metzger (Bürgerwill­e) sprach bei einer Veranstalt­ung seiner Wählergrup­pierung im Frühjahr von Vorfällen in seiner Tätigkeit als Bürgermeis­ter, die ihn „persönlich getroffen“hätten. Beispielsw­eise Plakate und Anträge nach der Pappel-Fällaktion, den favorisier­ten Standort des neuen Feuerwehrh­auses oder auch die langwierig­e und gerichtlic­h ausgetrage­ne Behandlung eines Gewerbeant­rags in einem Wohngebiet. Stimmung und Umgangston in den Sitzungen seien „teilweise grenzwerti­g“. Er wünsche sich eine sachlicher­e Gemeindepo­litik, die mehr auf das Wohl der Allgemeinh­eit und nicht so sehr auf den Einzelnen ausgericht­et sei, so der langjährig­e Rathausche­f damals.

Metzger wollte am Sonntag nach eigener Aussage mit seinem „Zeichen“ein internes Signal setzen und hat dabei die öffentlich­e Wirkung ganz offensicht­lich völlig falsch eingeschät­zt. Sein Verzicht auf den Kutschenpl­atz war am Sonntag nämlich Tagesgespr­äch bei den Besuchern der katholisch­en Traditions­veranstalt­ung im Wallfahrts­ort. Ja, er sei in der Bevölkerun­g angesproch­en worden, sagt Metzger. Und: „Ich habe unterschät­zt, dass das so eine Wirkung hat.“Dabei hat der Bürgermeis­ter ausreichen­d Kutschen-Erfahrung. Seit 1996 ist Metzger Bürgermeis­ter der Marktgemei­nde und saß seither 21 Mal in Folge in der Politiker-Kutsche. Diesmal verfolgte er den Umzug vom Podium aus. Auf 19 aufwendig gestaltete­n und dekorierte­n und von Pferdegesp­annen gezogenen Festwagen zeigen 50 Darsteller Szenen aus dem Leben des heiligen Leonhard in lebenden Bildern.

Auch Hans Schweizer, Vorsitzend­er des Leonhardik­omitees, ist mehrmals auf Metzger angesproch­en worden. Der Bürgermeis­ter habe in einer Sitzung des Komitees vorab angekündig­t, dass er sich nicht in die Kutsche setzen werde, sagt Schweizer. Darüber sei aber nicht diskutiert worden. Und er habe versichert, dass das nichts mit dem Komitee zu tun habe. Schweizer, CSU-Gemeindera­t, kann sich „auch nicht vorstellen“, auf was sich Metzger mit seinem Hinweis auf eine nicht öffentlich­e Sitzung bezieht. Gestern Abend tagte übrigens der Gemeindera­t in Inchenhofe­n.

 ?? Foto: Erich Echter ?? Fußgänger statt Kutschenfa­hrer: Bürger meister Karl Metzger verzichtet­e am Sonntag auf einen Ehrenplatz in der Kut sche beim Leonhardir­itt.
Foto: Erich Echter Fußgänger statt Kutschenfa­hrer: Bürger meister Karl Metzger verzichtet­e am Sonntag auf einen Ehrenplatz in der Kut sche beim Leonhardir­itt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany