Was von einem Roman übrig bleibt
Wie oft ist schon darüber philosophiert worden, ob ein mehrere hundert Seiten dicker Roman angemessen verfilmt werden kann. Wir wollen es ein weiteres Mal versuchen mit der simplen These: Es ist ein Ding der Unmöglichkeit. Gut möglich dagegen ist ein sehr gelungener Kinofilm „nach dem Roman von ...“
Denn eins ist klar: Vieles, was im Buch seitenlang beschrieben wird, muss auf wenige stimmungsvolle Bilder eingedampft werden. Und das heißt, das Kopfkino der Leser auf einen Nenner zu bringen. Und weil sich jeder Literaturfan etwas anderes vorstellt – wenigstens in den Details –, besteht darin bei der Umsetzung das allergrößte Kunststück. Schon die ersten Minuten auf der Leinwand müssen uns Zuschauer faszinieren und anerkennen lassen: Ja, so kann es wirklich ausgesehen haben, was mir das Buch erzählt hat. Wie grandios hat etwa Heinrich Breloer die Empfangshalle der Buddenbrooks getroffen – bis hin zu dem furchterregenden ausgestopften Bären auf der Treppe!
Charaktere treffend besetzen und spielen – ist dann fast schon business as usual. Und natürlich eine Frage, was der Film am Ende kosten darf. Exzellente Schauspieler haben ihren Preis, aber nicht weniger unglaubliche Newcomer veredeln den Streifen. Ihre Rolle als Scarlett O’Hara („Vom Winde verweht“, 1939) machte die damals in den USA unbekannte Vivien Leigh über Nacht berühmt.
Eine Liebesromanze oder ein Kriminalfall sind allerdings sehr viel leichter am Romantext entlang zu inszenieren als eine komplexe Erzählung. Von Umberto Ecos „Der Name der Rose“ist am Ende nur die Aufklärung der Mordserie im mittelalterlichen Kloster übrig geblieben. Die wundervoll kenntnisreichen Exkurse ins Denken dieser Zeit fielen im Kino völlig aus.